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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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hatten, verabschiedete ich mich. Ein Schlag ins Wasser, Nestor!
Offizier Sébastien über meinen Auftrag von Clarimont zu informieren, war nur
ein Vorwand gewesen, um unauffällig in Faroux’ Nähe zu kommen und ihm ein paar Bemerkungen
über den Mord an Prunier abzuluchsen. Doch der Kommissar hatte den Fall mit
keinem einzigen Wort erwähnt. Da stand ich nun mit meinem Talent und war so
schlau wie zuvor. Vielleicht würde ich ein andermal mehr Glück haben.
     
    * * *
     
    Beim Crépuscule legte ich einen weiteren
Zwischenstop ein. Mein Freund Marc Covet, der trinkfreudige Journalist,
Spezialist für Vermischtes und eine der Berühmtheiten des Blattes, saß auf
seinem Stammplatz im hauseigenen Café in der zehnten Etage. Ich erzählte auch
ihm, womit Clarimont mich beauftragt hatte. Der Barkeeper servierte uns etwas
zu trinken, und ich teilte Covet mit, daß er diese Nachricht unters Lesevolk
bringen müsse. Das sei er unserer Freundschaft schuldig.
    „Erscheint morgen in der ersten Ausgabe“, versprach
er mir und sah mich mit seinen wässrigen Augen an. „Eine Hand wäscht die
andere, wie immer, klar? Der Fall Clarimont gibt nichts Aufregendes her. Wir
haben schon das Maximum rausgeholt, und das auch nur, weil der Bestohlene eine
gewisse Berühmtheit ist. Aber wenn Sie was Neues erfahren sollten...
Schließlich müssen wir die Zeitung vollkriegen.“
    „Machen Sie sich da mal keine allzu großen
Hoffnungen“, erwiderte ich. „Ich kümmere mich nur um die Figuren, nicht um den
toten Butler, auch wenn beides natürlich zusammenhängt. Aber der Tod des
Butlers gehört in den Zuständigkeitsbereich von Inspektor Sébastien.“
    „Ach, der!“ stöhnte Covet. „Wenn man sich auf
den verläßt... Ist nicht grade gesprächig, der Kerl.“
    „Kennen Sie ihn? Ich hab ihn noch nie gesehen,
stell mir aber vor, daß er ein komischer Zeitgenosse ist. Hab den Eindruck, daß
Faroux ihn nicht riechen kann.“
    „Sébastien ist einer, der nachdenkt oder
wenigstens so tut. Er denkt nach und verdächtigt. Wenn irgendwo ein Verbrechen
begangen wird, überprüft er bestimmt sein eigenes Alibi! Rechnen tut er auch.
Zählt zwei und zwei zusammen.“
    „Und was kriegt er raus?“
    „Das verrät er nicht. Wahrscheinlich häufiger
fünf als vier. Daß Sie in die Untersuchung eingreifen, wird ihm gar nicht
schmecken.“
    „Ach, ,eingreifen’ ist zuviel gesagt. Wollen Sie
wissen, worin im Moment meine Aufgabe besteht? Nachdem Sie veröffentlicht
haben, daß ich mit dem Fall befaßt bin, werd ich mich still in eine Ecke setzen
und darauf warten, daß ein Mittelsmann Kontakt mit mir aufnimmt, um ins
Geschäft zu kommen.“
    „Ja, ich weiß. Eine bequeme Art, sein Brot zu
verdienen. Wird aber dem Flic noch viel weniger schmecken. Er wird Ihnen auf
den Pelz rücken, um Ihnen Namen, Vornamen, Alter und Adresse des Kontaktmannes
aus der Nase zu ziehen. Sie werden’s erleben! Sébastien wird Ihnen die Hölle
heißmachen, ob Sie ein Freund von Faroux sind oder nicht.“
    „Dann werd ich mir schon irgendwie zu helfen
wissen. Scheiße nochmal! Diese jungen Flics der neuen Generation!“
    „Hören Sie auf damit! Trinken wir noch einen?“
    Wir tranken noch einen, um den Buhmann von der
Tour Pointue zu vergessen. Was ich aber nicht vergaß, das war der Mord an
Prunier. Ich brachte ihn zur Sprache. Covet war zwar etwas redefreudiger als
Kommissar Faroux, konnte mir aber auch nichts Neues erzählen. Ich verließ ihn
und kehrte endlich in die Agentur zurück.
    Hélène saß brav in ihrem Büro unter dem Plakat
des „berühmten Privatdetektivs“ Eugène Villiod. In meiner Abwesenheit hatte ein
gewisser Lautier angerufen, um zu erfahren, ob ich inzwischen Simone Coulon
gefunden hätte. Lautier? Ach ja, der Freund des Mädchens, wegen dem ich bis
nach Orléans gefahren war. Was genau hatte er gewollt? Nichts. Er mache sich
Sorgen um seine Freundin, das sei alles.
    „Ich habe gesagt, daß ich nicht auf dem laufenden
sei, und ihn gebeten, später noch einmal anzurufen“, fügte Hélène hinzu. „Kommt
Ihnen der Anruf nicht merkwürdig vor, Chef?“
    „Abwarten. Übrigens könnte ich Rita Cargelo
davon benachrichten, daß Simone wieder zu Hause ist. Ich hatte den Eindruck,
daß sie die Kleine sehr mag.“
    „Ihnen ist wohl jeder Vorwand recht, was?“
lachte Hélène und funkelte mich mit ihren haselnußbraunen Augen an. „Sie werden
sich nie ändern! Die Schauspielerin scheint zwar nicht Ihr Typ zu sein, aber
ehe Sie sich schlagen

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