Im Schatten von Montmartre
stattdessen. „Eine
Traumgestalt, die kommt und geht, je nach den Lichtverhältnissen. Sie haben
sicherlich noch nie von ihr gehört.“
„Nein, noch nie. Wiedersehn, Nestor.“
„Wiedersehn.“
Wir gaben uns die Hand und trennten uns.
Mein Wagen wartete vor dem Kommissariat auf
mich. Zavatter war schon nach Hause gegangen, um sich auszuschlafen. Ich setzte
mich hinters Steuer und legte den Film ins Handschuhfach. Dann gähnte ich
herzhaft und zündete mir meine Pfeife an.
Ich mußte an Rita Cargelo denken. Bestimmt würde
sie froh sein, daß die Sache ausgestanden war; aber ich hatte meine Zweifel, ob
sie ebenso froh sein würde, mich in Zukunft noch häufiger wiederzusehen. Ich
mußte mich damit abfinden. Große Stars zählen ohnehin nicht zu meinen
Bekannten.
Auch Mado, die blonde Freundin von Milo, würde
mich nie mehr Wiedersehen wollen. Schließlich hatte ich nicht unwesentlich dazu
beigetragen, daß ihr Mann ermordet worden war.
Und Simone? Ein Treffen mit ihr hätte nach dem,
was passiert war, peinlich werden können...
Verdammt! An Frauen, richtigen oder falschen,
hatte es in dieser Geschichte wahrlich nicht gemangelt! Und nicht eine würde
sich ohne Bitterkeit an Nestor Burma erinnern. Wie hatte ich soeben zu
Florimond gesagt? „Eine Traumgestalt, die kommt und geht, je nach den
Lichtverhältnissen.“ Das galt für alle, in der Reihenfolge ihres Auftretens.
Ich fühlte mich plötzlich hundemüde und einsam,
trotz des Katzenjammers, der mir treu und brav die Stange hielt. Ich träumte
von einem Liter schwarzen, heißen Kaffee.
Ich ließ den Motor an. Doch anstatt Kurs auf
mein Heim zu nehmen, überquerte ich den Pont Saint-Michel und fuhr den
Boulevard hinauf.
Eine Viertelstunde später klopfte ich an die Tür
eines Malerateliers in der Rue de Coulmiers, obwohl man dort nicht anzuklopfen
brauchte.
„Ich bin’s“, sagte ich zu der Frau mit den
blauen Haaren, die mir öffnete. „Siehst du, ich bin zurückgekommen. Und nicht,
um Fragen zu stellen!“
ENDE
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