Im Schatten von Montmartre
verschafft hat und daß ich den Einbrecher erschossen
habe.“
„Und Sie wollen mich hier in diesem Raum
hinrichten?“ fragte ich mit ziemlich trockener Kehle. „Hier, zwischen den
Wachsfiguren? Das wird sich aber gar nicht gut machen...“
„Halten Sie mich für blöd?“ fragte er zurück.
„Ich habe mir schon den richtigen Ort für Ihre Hinrichtung ausgedacht: die
Küche natürlich, dort, wo ich Sie erwischt habe, als Sie in mein Haus
eingedrungen sind. Werd Sie gleich dorthin befördern. Also, bis gleich! Sie
können ja in der Zwischenzeit ein wenig beten.“
Mein Henker ging die Treppe hinauf.
Statt eines Gebetes stieß ich einen Haufen
gottloser Flüche aus. Zavatter, dieses Rindvieh! Er wartete im Auto auf mich.
War er eingeschlafen oder was?-
Doch dann beendete ich meine unflätige Litanei.
Aus dem Erdgeschoß drangen die Geräusche eines wilden Kampfes an mein Ohr.
Zavatter hatte wohl endlich begriffen, daß irgend etwas schiefgelaufen war.
„Hierher, Zavatter!“ brüllte ich.
Mein Mitarbeiter erschien oben an der Treppe,
begleitet von einem Mann, den ich nicht kannte, der aber unverkennbar einem
Flic so ähnlich sah wie nur ein Flic einem Flic ähnlich sehen kann.
Kommissar Faroux hatte ebenfalls zwei und zwei
zusammengezählt und präzise Details addiert.
* * *
Ein schmutziggrauer Morgen brach über Paris an.
In dem verrauchten Büro des Kommissars saßen wir zwei, Faroux und ich, und
sahen uns schweigend an.
„Tja, mein Lieber“, sagte mein Freund
schließlich lachend, „wenn Sie sich heute nacht nicht als Fassadenkletterer
betätigt hätten...“
Nachdem ich — zusammen mit Dr. Clarimont, der
immer noch als Frau verkleidet war — zum Quai d’Orfèvres ins Kommissariat
gefahren war, hatte ich mir in aller Ruhe angehört, was sich außerhalb der
Villa des Arztes abgespielt hatte.
Ohne handfeste Beweise gegen Clarimont in der
Hand zu haben, hatte Faroux ihn überwachen lassen. Der Kommissar mochte den
Arzt nicht. Er hatte in seiner Vergangenheit herumgeschnüffelt und war auf
verschiedene Dinge gestoßen. Dr. Clarimont war von der Leitung der
Spezialklinik mehr oder weniger vor die Tür gesetzt worden. Sein eigenwilliges
Vorgehen bei der Einweisung von Kranken hatte ihn ins Zwielicht geraten lassen.
Deswegen also dieser vorzeitige Ruhestand!
Faroux’ Wachposten, die in einem leerstehenden
Nachbarhaus der Arztvilla lauerten, hatten gesehen, wie ich an der Gartenpforte
geläutet hatte und dann über die Mauer geklettert war. Sie hatten Zavatter, der
in meinem Wagen wartete, angesprochen, und der hatte den Flics alles erzählt.
In diesem speziellen Fall war ich ihm deshalb nicht einmal böse! Einer der
Flics war hinter mir hergestiegen und hatte sich ebenfalls ins Haus
geschlichen. Dort wurde er Zeuge des Kampfes zwischen Clarimont und mir und
unserer anschließenden Unterhaltung... Na ja, besser gesagt, meines Monologs.
Er war zu seinem Kollegen zurückgelaufen, und sie hatten vom Kommissariat in
Sceaux aus ihren Vorgesetzten in der Tour Pointue verständigt. Daraufhin wurde
Verstärkung geschickt. Die Villa wurde umstellt. Zwei oder drei Flics waren
zusammen mit Zavatter ins Haus eingedrungen. Das war zwar nicht ganz legal,
aber auch deswegen war ich niemandem böse.
„Und jetzt“, sagte Faroux gähnend, „wird Ihre
Zeugenaussage getippt. Sobald Sie sie unterschrieben haben, können Sie nach
Hause gehen.“
Er stand auf und verließ das Büro. Ich blieb
alleine mit meiner Pfeife und meinen Gedanken.
Als der Kommissar wieder zurückkam, hatte er ein
paar maschinenbeschriebene Seiten und eine Filmrolle in der Hand. Ich
unterschrieb meine Zeugenaussage. Faroux legte sie in einen Aktenordner und
schob die Filmrolle zu mir herüber.
„Der Mann ist völlig bescheuert“, bemerkte er.
„Diesmal werden seine Kollegen von ihren üblichen Gutachten abweichen und eine
Ausnahme machen: Sie werden ihn für unzurechnungsfähig erklären. Wahrscheinlich
wird es nicht zu einem Prozeß kommen. Man wird ihn lebenslänglich in einer
geschlossenen Anstalt einsperren... Hier, ein Beweisstück mehr oder weniger...“
„Danke“, sage ich und klemmte mir die Filmrolle
unter den Arm. „In meinem Namen und in ihrem.“
„In ihrem? In wessen?“
„In Rita Cargelos Namen.“
„Rita Cargelo? Wer ist das denn?“
Er war so nett, mein Freund, der Kommissar.
Eigentlich wäre ich verpflichtet gewesen, ihm stundenlang von der
Schauspielerin zu erzählen.
„Niemand“, antwortete ich
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