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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dem blauen Gebäude.“
    Das Eisentor knisterte. Von Geisterhand
— nämlich elektronisch, was noch schlimmer ist — öffneten sich die Flügel.
    Die TKKG-Freunde schoben ihre Räder
aufs Klinikgelände. Gaby führte Oskar an der Leine. Er war müde und trottete,
die Nase am Boden.
    „Die Tretmühlen können wir hierlassen“,
meinte Tim und stellt sein Rennrad an die Mauer. Hinter ihnen schloß sich das
Tor.
    Als sie links an der Buchsbaumhecke
vorbeigingen, lag ein geometrisch geordneter Park vor ihnen. Mit Rasenflächen,
Wegeinfassungen, beschnittenen Hecken, albern gestutzten Bäumen — kugel-,
kegel-, und pyramidenförmig — und Steinfiguren, überwiegend Engeln und Löwen.
Zum See hin war das Gelände offen und fiel etwas ab. Rechts der Parkanlage
standen drei langgestreckte, große Gebäude, zweistöckig, weiß, die Fenster blau
eingerahmt. Etliche Fenster waren mit schmiedeeisernen Gittern gesichert. Auch
das Eisen hatte man blau angepinselt. Überall standen Bänke. Aber sie waren so
leer wie die Wege. Kein Mensch ließ sich blicken.
    „Mittagsruhe scheint hier Pflicht zu
sein“, meinte Tim. „Oder die Klinik macht gerade ihren Jahresurlaub, und alle
Zimmer werden renoviert (hergerichtet ).“
    „Ich tippe eher auf Mittagsruhe“, sagte
Karl. „Die Stille ist so beklemmend und bedrohlich.“
    „Dort rechts werden vermutlich die
Patienten untergebracht. Vorsichtig geschätzt, sind das 60 bis 70 Zimmer. Für
ebenso viele Abspecker, beziehungsweise Drogen-Entwöhner.“
    „Wenn ich wenigstens süchtig wäre“,
murmelte Klößchen. „Dann hätte meine Kur einen Sinn.“
    Sie gingen auf das meerblaue Gebäude
zu. Es stand links, hatte ebenfalls zwei Geschosse und den Charakter eines
Seehauses mit hohen Fenstern nach Süden. Das breite Portal war geöffnet. Hinter
dem blauen Haus und näher am Ufer stand eine Art Villa. Dort waren die Gräser
des Rasens kaum länger als ein Fünf-Tage-Bart. Eine Hecke grenzte ab zu dem
Weg, der zum See führte. In der Villa wohnte vermutlich der Chef.
    „Man kann nichts dagegen sagen“, meinte
Gaby leise. „Alles sieht proper aus. Doch ich fühle mich unbehaglich.“
    „Und ich erst mal!“ stöhnte Klößchen. „Ihr
habt ja nichts zu befürchten. Aber mich erwartet die Hölle.“
    „Gehen wir zum Oberteufel“, sagte Tim
und trat in das blaue Haus.
    Der hübsche Schein täuschte. Hinter der
Fassade regierte Nüchternheit. In der kleinen Halle waren Portier und Anmeldung
untergebracht. Wegweiser deuteten in alle Richtungen, ins Obergeschoß, ins
Kellergeschoß, in die Tiefe des Hauses: Untersuchungsraum Dr. Gallstein,
Gymnastiksaal I, Damen-Sauna, Untersuchungsraum Dr. Czernützko, Chefarzt Dr. Mubase,
Verwaltung, Masseur, Baineologische ( bäderkundliche ) Abteilung...
    Der Portier hinter seinem Schreibtisch
hatte ein rotgeädertes Gesicht.
    Verwundert starrte er die TKKG-Bande
an.
    „Wie seid ihr hier reingekommen? Zu wem
wollt ihr?“
    „Ich sagte es Ihnen schon durch die
Sprechanlage. Wir sind zu Dr. Mubase bestellt. Wegen Willi Sauerlich.“
    „Das bist du?“
    „Nein, ich.“ Klößchen hob einen Finger.
    „Und wo ist dein Vormund?“
    „Meinen Sie Willis Eltern?“ fragte Tim.
    „Vormund, Eltern,
Erziehungsberechtigte. Wo sind sie?“
    „Wir verstehen den Sinn Ihrer Frage
nicht“, sagte Tim. „Was interessiert es Sie, ob Willis Vater jetzt in seiner
Fabrik ist, auf dem Golfplatz, zu Hause oder im Flugzeug? Würden Sie uns bitte
sagen, wo es zu Dr. Mubase geht!“
    „Dort lang!“ Der Portier wies in einen
Gang. „Hunde sind hier nicht erlaubt.“
    „Oskar ist kein Hund“, sagte Tim, „er
sieht nur so aus. Als Wolf gibt er sich erst zu erkennen, wenn ihm jemand dumm
kommt. Aber dann zerfleischt Oskar jede Wade.“
    Tim marschierte den Gang entlang, zog
Gaby mit sich und machte einen großen Schritt über Oskar, der ihm vor die Füße
lief.
    Karl und Klößchen folgten. Der Schoko-Vertilger
schlurfte, als hätte er Füße aus Blei.
    Ein Schild an der dritten Tür teilte
mit, daß hier Dr. Mubase residierte. Tim klopfte.
    „Herein!“ donnerte eine Stimme, und die
TKKG-Bande ließ sich das nicht zweimal sagen.

11. Hugo, die ausgestopfte Ratte
     
    Es war ein großer, heller Raum mit
hohen Fenster, vor denen sonnenstrahl-farbene Vorhänge hingen.
    Dr. Mubase saß hinter einem
Schreibtisch, der aus zwei Chrombögen bestand — das waren die Füße — und einer
etwa vier Meter langen, bohlendicken Glasplatte. Mehrere Telefone

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