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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Pulloverärmel und zerrte wie wild daran.
    Währenddessen sah Karl in die Küche, wo
sich benutztes Geschirr in der Spüle türmte. Auch hier hielt sich niemand auf.
    rrratttschschsch — an der Schulter riß
die Pullovernaht, und Tims Ärmel trennte sich ab.
    „Mein Strickleibchen!“ rief der
TKKG-Häuptling. „Es war neu. Ein Geschenk meiner Urgroßmutter, die es an langen
Winterabenden mit ihren müden, alten Händen gefertigt hat — und dafür den
zweiten Preis erhielt im Strick-Club Linke Masche. Der Schaden ist unbezahlbar,
Clarissa. Aber ich verzeihe dir und fordere auch keinen Schadenersatz.“
    „Wenn ihr nicht sofort verschwindet,
rufe ich die Polizei.“
    „Die kommt sowieso zu dir. Wenn Lothar
dich nachher anruft, kannst du ihm sagen, was ihn erwartet.“
    Tim, Karl und Gaby stiegen die Treppe
hinunter.
    Oben schloß Clarissa Hoppe ihre
Wohnungstür ab — von innen.

10. Schiefgegangen
     
    In der Mittagspause des nächsten Tages
verließ die Apothekenhelferin Kathi Neimeier ihren Arbeitsplatz in der
STERN-Apotheke und lief zum Auen-Park.
    Die Sonne schien. Das Schönwetter hielt
an. Wer Zeit hatte, bummelte. Die kurzen, grauen Tage würden früh genug kommen
— mit Erkältung, zuviel Lampenlicht und der Erinnerung an die Ferientage am
Strand oder im Gebirge.
    Alfons Tetzlaff, der sich bisweilen
Charlie nannte, wartete auf einer Bank.
    Atemlos ließ Kathi sich neben ihm
nieder.
    Sie war 18, hatte ein kleines
Mausgesicht und eine gewölbte Stirn.
    „He, kriege ich keinen Begrüßungskuß?“
beschwerte sich Charlie.
    „Es ist schiefgelaufen, Alfons.“
    „Nenn mich Charlie!“
    „...schiefgelaufen, Charlie.“
    „Was?“
    „Ich kann nichts dafür.“ Sie
schluchzte, mußte die Tränen zurückhalten.
    „Wofür kannst du nichts? Natürlich
kannst du... Meinst du etwa den Pulver-Austausch?“
    „Ja.“
    Charlie starrte in den Park, wo bunte
Blätter an Büschen und Bäumen im Sonnenschein leuchteten. Wie immer zog der
Ententeich viele Spaziergänger an. Die Watscheltiere wurden mit Weißbrot gefüttert.
Einige Stockenten-Pärchen hatten halbwüchsige Junge, denen noch der Flaum auf
dem Rücken stand.
    „Als ich den Chef heute früh fragte“,
Kathi berichtete mit erstickter Stimme, „ob ich die Probe zur Bahnhofs-Apotheke
bringen soll, da... Er hatte es schon selbst gemacht. Weil er am Bahnhof was
erledigen mußte.“
    „Verdammt! Verflucht! Was fällt deinem
Chef ein? Gehört sich das? Wieso macht ein Apotheker das selbst? Wozu hat er
dich? Du sollst doch was lernen während deiner Ausbildung. Dazu ist er verpflichtet,
der Idiot. Unverschämt! Er muß dich die Proben hinbringen lassen. Steht das
nicht in deinem Lehrvertrag?“
    „Al... Charlie! Ich weiß doch, wie man
zur Bahnhofs-Apotheke geht. Was sollte ich dabei lernen?“
    „Damit sind jetzt 1200 Mark futsch!
1200!“
    „Ich kann wirklich nichts...“
    „Nein, nein! Ist Pech. Da kann man
nichts machen. Erfährst du, was dieser Bengel sich reinzieht?“
    „Du meinst, was die Analyse ( Untersuchung )
dieser Probe ergibt?“
    „Ja. Ist es Heroin? Kokain? Amphetamin?“
    Bedauernd schüttelte Kathi den Kopf. „Mit
dem Ergebnis wird immer ganz diskret verfahren. Das hört nur der Chef, und von
ihm hören es die Eltern.“
    „Hm.“
    „Willst du den Jungen — diesen Eike
Dräger — warnen?“
    „Ich denke nicht daran.“
    Kathi nickte und blickte zu Boden. Sie
hatte sich daran gewöhnt, daß alles, was Charlie sagte, richtig war. Er
bestimmte. Sie befolgte seine Anweisungen und verdrängte alle Gedanken an Recht
und Unrecht.
    Hinten beim Ententeich wurde immer noch
eifrig gefüttert.
    Ein Jugendlicher schoß Fotos mit seiner
Kamera.
    Niemand fand das ungewöhnlich — auch
nicht, daß die Kamera mit einem Teleobjektiv ausgerüstet war. Es wurde nicht
nur auf die Enten gerichtet, sondern auch auf die Bank, wo Kathi und Charlie
saßen. Die Entfernung betrug 100 Meter; nur eine Armlänge also für ein
entsprechendes Objektiv.
    Der emsige Fotograf war niemand anders
als Sascha Fink — Eike Drägers bester Freund.
     
    *
     
    Der Himmel mochte wissen, weshalb
Klößchen seine rotgrün-karierte Stiefelhose trug. Sie sah fürchterlich aus an
ihm, doch er hielt sie für kleidsam. In Stiefeln stand er allerdings nicht,
sondern in Turnschuhen.
    Nach einem ereignislosen
Samstagvormittag vereinte der frühe Nachmittag die TKKG-Bande wieder. Gaby und
Karl kamen aus der Stadt, holten die beiden Internatler am Schultor ab; und los
ging’s

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