Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig

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alten Caloosh-Feder und einer Kiefer.
    »Dann«, fuhr er fort, »müssen wir natürlich sicherstellen, dass die einfältigen Dorfbewohner unserem Wald auch fernbleiben.«
    »Meine Zauberkraft beschränkt sich auf den Wald, Meister«, erinnerte ihn die Schattenhexe.
    Der Professor nickte. »Ich sprach gerade von mir, nicht von dir.«
    Der Professor beschloss, es mit einem eigenen »Zauber« zu versuchen. Er wollte ein Buch über den Ort schreiben, an dem er jetzt lebte und den er zu Ehren der bezaubernden Schattenhexe, der er begegnet war, »Schattenwald« nannte.
    Ein Buch freilich, das die Wahrheit auf den Kopf stellte. Die köstliche Suppe der Wahrheits-Pixies war angeblich vergiftet. Aus dem gutmütigen Slemp mit seinem bequemen Bauchkissen machte er einen grässlichen Traumfresser. Und das sonnenliebende Volk der Huldren beschrieb er als lichtscheue Kreaturen, die unter der Erde lebten und einem boshaften Tyrannen dienten, dem so genannten Veränderer, den der Professor sich ausgedacht hatte. Um das Ganze glaubwürdiger zu machen, schrieb der Professor jedem Wesen eine spezifische Schwäche zu. Denn wie sollte er auch in der Lage sein, den Wald zu verlassen und das Buch zu veröffentlichen, wenn es keine Möglichkeit gab, ihm zu entkommen? Die Huldren, zum Beispiel, lösten sich bei Tageslicht einfach auf. Die Wahrheits-Pixies konnten nicht lügen. Und so weiter.
    Sobald er das Buch fertig geschrieben hatte, verließ er den Wald, um das Buch zu veröffentlichen und sein Haus zu verkaufen. (Er verkaufte es an ein frisch verheiratetes Ehepaar, eine Speerwerferin und einen Skispringer.) Danach wartete er auf die Kritiken zu seinem Buch. Natürlich waren sie alle
vernichtend, was dem Professor allerdings nichts ausmachte. Alles, worauf es ankam, war, dass die abergläubischen Einwohner von Flåm jedes Wort glaubten. Und da das Buch nur ihre eigenen Albträume bestätigte, taten sie es tatsächlich. Die örtliche Buchhandlung orderte 1000 Exemplare und verkaufte sie binnen einer Woche.
    Dass der Professor danach in den Wald zurückkehrte und nie mehr wiederkam, machte das Buch nur umso glaubwürdiger und furchteinflößender. Nachdem ein paar Monate verstrichen waren, beschloss der Professor, einen zusätzlichen »Beweis« seiner Behauptungen zu inszenieren.
    Er bat die Schattenhexe, ihn in einen Troll zu verwandeln. Als solcher wollte er in der jenseitigen Welt einige Ziegen stehlen.
    »Wenn die Menschen bemerken, dass ihnen ein Troll ihre Ziege gestohlen hat, werden sie endgültig glauben, was in dem Buch steht, und nicht wagen, den Wald zu betreten«, sagte er zu der Schattenhexe.
    »Ich verstehe, Meister, aber …«
    Doch als der Professor die Hexe betrachtete, fiel ihm eine Veränderung an ihr auf. »Du siehst heute so hässlich aus, Schattenhexe«, sagte er. »Bekommst du etwa Falten?«
    Die Schattenhexe schien betrübt. »Ja, Meister, das tue ich. Jeder Zauber, den ich spreche, macht mich älter und hässlicher. So altern Hexen. Die Magie zehrt uns auf.«
    »Dann wirst du also noch viel älter und hässlicher werden, nicht wahr? Aber verwandele mich jetzt in einen Troll. Und keine Ausflüchte. Das ist ein Befehl, Schattenhexe.«
    Und so geschah es. Der Professor verwandelte sich in einen Troll, verließ den Wald und stahl eine Ziege. In der nächsten Nacht stahl er eine weitere …
    Jede Ziege, die er stahl, briet er eigenhändig über dem Feuer und aß sie, bis ihm ganz übel wurde.

    Doch sein Plan erwies sich als Bumerang. Denn erst der Diebstahl der Ziegen war er, der einen Mann veranlasste, in den Wald zu gehen.
    Ganz richtig, es war Onkel Henrik.
    Er verließ Tante Eda und folgte den Fußabdrücken mit den drei Zehen, bis er schließlich den Baum der Stille erreichte. Er klopfte an die Tür und erwartete natürlich, dass ein Troll ihm öffnen würde. Umso überraschter war er, als plötzlich Professor Tanglewood vor ihm stand. Wie dem auch sei, er forderte ihn auf, ihm seine Ziegen zurückzugeben.
    Der Professor betrachtete ihn mit Neugier. Dieser Mann schien äußerst stur zu sein, sogar nach menschlichem Maßstab. Er ließ nicht locker - wie ein wütender Hund.
    Da hatte der Professor plötzlich eine Idee. Er befahl der Hexe, dafür zu sorgen, dass der Mann niemals auch nur ein Wort über den Wald verlieren konnte.
    »Aber, Herr Professor …«, sagte Onkel Henrik. »Ich will doch niemand von dem Wald erzählen. Der interessiert mich überhaupt nicht.«
    »Er interessiert Sie nicht? Er ist das