Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
sagen, dass diese Männer ganz Europa erobern wollen?“
„Nicht aus purem Machtstreben, natürlich nicht, aber für Allah“, erwiderte er. „Jetzt verstehst du, mit welcher Bedrohung wir es tatsächlich zu tun haben.“
„Um Himmels willen“, stieß sie hervor und wandte sich ab.
„Sei tapfer“, befahl er. „Wir müssen beide unsere Rollen spielen. Du willst keinen Schoßhund, und ich erwarte mehr von dir als von einem sorglosen Zigeunermädchen.“
„Der Eiserne Major“, murmelte sie mit einer Spur von Bitterkeit, wobei sie ihn vorwurfsvoll ansah. „Keine Gnade?“
Er sah ihr in die Augen, und in diesem Moment wusste Sophia, dass es ebenso sinnlos war zu versuchen, ihm seine Pflicht auszureden, wie es sinnlos war, sie von ihrem Schicksal abzubringen.
„Keine Gnade“, erwiderte er.
Wie sehr sie ihn liebte, selbst jetzt, als er all ihre Hoffnungen zunichte machte. Sie schloss die Augen, senkte den Kopf und kämpfte mit den Tränen.
Plötzlich dachte sie an Leon, an ihren dickköpfigen Berater, wenn er mit ihr Fechten geübt hatte. „Komm schon!“ hatte er gesagt. „Ich werde dich nicht verhätscheln. Deine Feinde werden das auch nicht tun. Und jetzt versuch es noch einmal!“
„Sophia?“, flüsterte Gabriel, der sie beobachtet hatte-„Es war nicht meine Absicht, dir wehzutun.“ „Du wolltest nie wieder einen Menschen töten“, erinnerte sie ihn zornig.
„Ja.“ Er zuckte mit keiner Wimper. „Bis sie dich töten wollten.
Es war sinnlos. Er blieb unnachgiebig. Hilflos schüttelte sie den Kopf und wendete sich von ihm ab.
Gabriel ließ sie in Ruhe, er schien zu verstehen, dass sie jetzt allein sein musste. Tatsächlich ging es ihm hinter seiner steinernen Fassade kaum besser als ihr.
Sophia dachte darüber nach, dass die Zeit gekommen war, sich wie eine Prinzessin zu verhalten. Wäre es vielleicht besser gewesen, wenn sie sich dauerhaft für ein Leben im Exil entschieden hätte?
Sie hatten Kavros noch nicht einmal erreicht, und die Krone war schon sehr viel schwerer zu tragen, als sie es jemals erwartet hatte. Aber jetzt war es zu spät. Mit dem Eisernen Major wäre alles leicht gewesen, aber sie war noch nicht einmal sicher, ob er in einem Monat noch an ihrer Seite sein würde.
Wenn die Pflicht ihr den Geliebten raubte, wenn sie selbst dies für Kavros opfern musste, dann würde sie mit Gottes Hilfe wenigstens sein Kind haben.
Sie ging allein in ihre Unterkunft zurück, verschränkte die Arme vor dem Bauch und weinte.
21. Kapitel
Gabriel hasste sich, weil er so hart zu ihr sein musste.
Als er in ihr Zimmer in Perpignan trat und ihre roten, verschwollenen Augen sah, wurde ihm das Herz noch schwerer. Doch sie wollte nicht weiter vor ihm weinen, das war offensichtlich, so wie sie es in der Nacht zuvor in dem Landgasthaus getan hatte.
Sie konnte ihn nur so behandeln, wie es ihr möglich war. Die ganze Angelegenheit war schwierig genug für sie. Er wollte es nicht noch schlimmer machen. Sein ruhiges, respektvolles Verhalten in den folgenden zwei Tagen zeigte, wie er hoffte, dass er für sie da sein würde, wenn sie das wollte. Aber er hielt Abstand zu ihr für den Fall, dass sie es nicht wünschte.
Er selbst wünschte sich, er hätte das alles nie sagen müssen, ihr nicht raten müssen, einen anderen zu heiraten, sollte er in der bevorstehenden Schlacht fallen. Er hasste den Gedanken, dass sein Mädchen bei einem anderen war. Und wenn er sich vorstellte, dass sie vielleicht in neun Monaten ein Kind zur Welt brachte, dann gefiel ihm der Gedanke erst recht nicht, möglicherweise nicht präsent zu sein, um seinen Sohn oder seine Tochter aufzuziehen.
Aber er zwang sich zur Ruhe, zwang sich dazu, immer einen Schritt nach dem anderen zu machen. Es gab keinen Grund für solche Todesgedanken. Er wusste recht gut mit dem Säbel umzugehen, und außerdem machte es keinen Sinn, sich mit einer so wichtigen Frage zu quälen, wenn es noch zu früh war, um zu wissen, ob sie wirklich ein Kind erwartete. Aber was wäre, wenn dies doch der Fall war, verdammt noch mal?
Was zum Teufel sollte er dann tun? Allein die Vorstellung, als Vater nicht anwesend zu sein, entsetzte ihn. Sie verletzte sein Pflichtgefühl als Beschützer und war ein Verstoß gegen seine Ehre.
Beinahe wünschte er, sie nie angerührt zu haben. Aber er hätte diese letzten Tage mit ihr nicht für den Himmel selbst eingetauscht. Sophia gehörte jetzt zu
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