Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
ihm, mit Leib und Seele. Nie zuvor hatte er so viel Glück gekannt, wie er es in diesen wenigen Stunden erlebt hatte, und noch nie in seinem Leben hatte er so geliebt.
Ob er lange genug leben würde, um sich noch viele Jahre daran zu erfreuen, oder ob diese launischen mythologischen Geschöpfe, die Parzen, bereits damit fertig waren, seinen Lebensfaden in den großen Weltteppich einzuweben - das würde sich zeigen.
In der Zwischenzeit besorgte er ein seetaugliches Fischerboot und bezahlte für die Überfahrt nach Kavros. Noch immer reisten sie inkognito als Frischvermählte.
Jetzt lag die Inselkette, die seine kleine Braut beherrschen würde, vor ihnen.
Schroffe, dunkelbraune Felsen ragten aus dem strahlend blauen Meer. Das blendende Weiß der Häuser von Kavros beherrschte den Hügel der Hauptinsel so wie die Schaumkronen der Wellen den Strand.
Die Felsen machten es schwierig für fremde Boote, sich zu nähern. Die britische Marine hatte ihre Basis im Hafen, wo die Passage frei war, aber anderswo - um die Inseln herum und zwischen ihnen - erhoben sich die riesigen Gesteinsformationen, als hätte ein Gigant sie in einem Zornausbruch achtlos fallen gelassen.
Die Segel bauschten sich über ihren Köpfen. Gabriel achtete nicht auf die Fischer, die versuchten, einen Hai zu fangen, der an ihnen vorüberglitt. Stattdessen starrte er Weiter hinaus auf das Land, in dem er entweder leben oder sterben würde.
Die Hauptstadt Kavros war eine unregelmäßige Ansammlung von Häusern und Geschäften, die sich über den Hügel erstreckten. Beherrscht wurde die Ortschaft von dem runden blauen Turm der Kathedrale mit dem funkelnden Kreuz obenauf.
Dunkelgrüne Olivenbäume wuchsen überall am Rande der Stadt und an den Hügeln, spendeten den grasenden Ziegen etwas Schatten. Er sah die Ruinen irgendeines antiken Bauwerks, nur die Umrisse der sandbedeckten Fundamente und ein paar Marmorsäulen waren noch übrig.
Als sie sich dem Hafen näherten, entdeckte er einen beeindruckenden Palast oberhalb von einem weißen Sandstrand. Sophia hatte die königliche Villa erwähnt, in der sie aufgewachsen war. Soweit er wusste, war sie nicht benutzt worden, seit die königliche Familie ins Exil gegangen war. Am Strand schaukelten träge ein paar Fischerboote. Die sonnenverbrannten Männer waren um die Mittagszeit mit ihrer Arbeit fertig geworden.
Gabriel hätte Sophia gern eine Menge Fragen gestellt. Er drehte sich zu ihr um, wollte an ihr beobachten, wie sie auf den ersten Anblick ihrer Heimat nach all den Jahren reagierte.
Aber als er ihr Gesicht sah, hatte er all seine Fragen augenblicklich vergessen.
Ihre Miene war ernst, ihr Blick in die Feme gerichtet. Sie schien nicht glücklich zu sein, nicht einmal sentimental. Vermutlich sollte ihn das nicht überraschen. Dennoch war er besorgt. „Geht es dir gut?“, fragte er.
Sie sah ihn nur an.
Seit ihrem Streit am Strand von Perpignan hatte sie nicht viel mit ihm gesprochen. Sie verhielt sich nicht feindselig, nur kühl, distanziert und zurückgezogen. Beinahe wäre es ihm lieber, wenn sie wütend wäre. Mit ihrem Zorn konnte er umgehen. Diese Zurückhaltung aber ... Sie schloss ihn aus, und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
Wieder blickte sie nach vom.
Er fühlte sich zurückgewiesen, warf einen Blick auf sie und gab jeden Versuch auf, ein Gespräch anzufangen.
Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Aufgaben, die darin bestand, sie sicher an Land zu bringen.
Ihr erstes Ziel war die Marinebasis, und als sie diese erreichten, stellte Gabriel fest, dass sie genauso war wie jene in Indien, in Afrika, in der Karibik und überall sonst, wo Britannien die Wellen beherrschte.
Der Union Jack flatterte im Wind, direkt über den Kanonen. Gabriel zählte nicht so viele Marineschiffe im Hafen, wie er erwartet hatte, sie mussten wohl unterwegs sein.
Die pure Kraft und Präsenz, die die großen Schiffe mit ihren Kanonendecks demonstrierten, waren ein wichtiger Faktor, um im Mittelmeer Ordnung zu halten. Sie sorgten dafür, dass den vorbeifahrenden Handelsschiffen die Piraten nicht zu nahe kamen, sie hinderten Rivalen daran, sich zur Hintertür hereinzuschleichen, und bewirkten ganz allgemein ein entspannteres Klima. Gabriel stützte die Arme auf der Reling ab und wartete, bis ein Marineboot kam, um sie zu empfangen.
Niemand konnte sich der Basis nähern, wenn er nicht zuvor mit den Männern gesprochen hatte, die
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