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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bedingt das andere. Ich glaube einfach nicht,
dass der nur hier ist wegen der Landluft. Er sah eben aus, als hätte er heute
Nacht noch was vor. Aber im dörflichen Nachtleben wird er sicherlich keinen
drauf machen. Trotz Weltstadt-Nähe und Luftkurort-Image — um Mitternacht klappt
man hier die Gehsteige hoch und in den Kuhställen erlöschen die Lichter. Hm!
Wir werden sehen. An Teckenburg bleiben wir dran.
    Tim war etwas zurückgeblieben.
Seine Freunde und Lützen redeten miteinander über ,Lumpi’ als gäbe es den
wirklich.
    Hoffentlich wildert unser
Phantasiehund nicht doch!, dachte Tim und grinste.
    Er schloss auf zu den dreien,
als in Lützens Jackentasche das Handy piepste.
    Himmel!, überlegte Tim. Wie hat
die Menschheit eigentlich früher überdauert ohne das? Muss stressig gewesen
sein — immer im Galopp zur nächsten Fernsprechzelle, zum Münztelefon oder
heimischen Tischapparat. Aber jetzt sind wir ja überall erreichbar — auch im
Gottesdienst, im Theater und bei Tempo 220 auf der Autobahn.
    Lützen hatte sich gemeldet,
sprach leise, sagte: „Komme sofort!“ und beendete damit das Kurzgespräch. „Das
war Heymwacht. Der Kidnapper hat wieder angerufen. Das heißt: Diesmal war’s ein
anderer. Sind offenbar mehrere. Mindestens zwei. Die Forderung wurde
verschärft. Sie wollen heute Nacht noch das Geld haben.“

16. Die
Mädchen fliehen
     
    Tina hatte keine Tränen mehr.
Auch bei der größten Angst kann ein kleines Mädchen nicht immerzu weinen.
Außerdem wurde die Sechsjährige von ihrer ,großen’ Schwester getröstet. Lena
hatte alles versucht, sich selbst und ihr Mut zu machen. Aber der Erfolg war
gering. Die Spinnen an den gekalkten Wänden sahen wirklich grässlich aus und
der Kellerraum roch wie eine Gruft — jedenfalls stellten sich beide eine
zugängliche Grabstätte mit diesem Moderduft vor.
    Jetzt saßen sie auf den
fauligen Kartoffelsäcken und Lena hatte Tina den Arm um die Schultern gelegt.
Viel Zeit war vergangen. Sie hatten keine Uhr. Tina meinte, die Nacht müsse
längst vergangen sein. Jetzt wäre Samstagvormittag und sie hätte schrecklichen
Hunger.
    „Habe ich auch!“ Lena stand
auf. „Dieser hässliche Mann hat doch gesagt, er bringt uns Abendessen. Hat er
das vergessen? Ich will eine Pizza! Und Salat! Und hinterher Pudding!“
    Wütend stampfte sie auf.
    „Ich möchte nur Pizza und
Pudding.“ Tinas Stimmchen klang kläglich. „Keinen Salat.“
    „Musst du aber essen! Der ist
gesund.“
    „Zu Hause ja. Hier ist er nicht
gesund.“
    „Ist doch egal! Ich habe
Hunger!“
    Lena sprang zur Tür und
hämmerte mit beiden Fäusten dagegen. „Hallo, du! Wir wollen was zum...“
    Verblüfft hielt sie inne.
    Drei oder vier Schläge ihrer
kleinen Fäuste hatten genügt. Knarrend öffnete sich die Tür. Der Riegel
kratzte. Spaltweit tat sie sich auf.
    „Ist er da?“, fragte Tina.
    Lena spähte durch den Spalt
hinaus auf den Gang. Auch dort brannte Licht. Nur eine matte Beleuchtung — aber
sie reichte zur Orientierung.
    „Nee. Die Tür ist so
aufgegangen. Die war gar nicht zu. Du, Tina! Der hässliche Mann ist dumm. Und
schusselig. Er hat vergessen, uns einzuschließen.“
    „Können wir jetzt raus?“
    Tina rutschte von den
gestapelten Säcken, kam heran und spähte ebenfalls in den Gang. Draußen war
alles still. Im ganzen Gebäude kein Laut. Das war unheimlich und trotzdem auch
tröstlich.
    „Wir können raus“, flüsterte
Lena. „Wir können weglaufen.“
    „Aber wenn er kommt...“
    „Schnell! Bevor er kommt!“
    Lena schob die Tür weiter auf.
Die Angeln knarrten, aber sonst passierte nichts. Tina wurde an die Hand
genommen. Beide hatten eiskalte Finger vor Aufregung. Und jetzt auf den Gang
hinaus. Niemand da. Dort war eine Treppe.
    „Wir sind im Keller. Wir müssen
hoch.“ Lena flüsterte.
    „Vielleicht ist er oben.“
    „Leise! Leise!“
    Lena pirschte voran. Beide
stiegen die steilen Stufen hinauf. Verwundert sahen sie sich oben die Umgebung
an: Geräte, Maschinen und dort — Vatis Wagen.

    „Da ist unser Auto“, wisperte
Tina. „Aber es ist nicht unsere Garage. Die hat ja auch keinen Keller. Und
Thorsten Pritsche müsste das Gerümpel aufräumen. Wollen wir uns im Auto
verstecken — wieder unter der Decke?“
    Auch Lena hatte für einen
Moment daran gedacht. Jetzt schüttelte sie den Kopf. „Nein. Da findet er uns.
Wir gehen raus und verstecken uns draußen. Aber leise, ganz leise!“
    Hier brannte kein Licht. Doch
durch mehrere staubblinde Fenster

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