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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wochenende ein.
    Aber sein Geld war schon wieder
zu Ende. Er brauchte Vorschuss. Nun denn — der Chef ließ mit sich reden, hatte
für so was immer ein offenes Ohr. Zwei Hunderter, dachte Pritsche, täten mir
gut.
    Er ging zur Villa. Dort hatte
er Zutritt. Hanna-Sofie — die Alte vom Chef — sah’s zwar nicht so gern, wenn er
einfach so hereinschneite. Aber Heymwacht selbst war ein Kumpel geblieben und
hatte seine Anfänge als Aushilfsfahrer nicht vergessen. Im Übrigen war
Hanna-Sofie zurzeit nicht da, sondern auf Kur in der Schweiz.
    Also betrat Pritsche die Villa,
schlurfte durch die Diele und wollte ins Büro, wo er Geräusche hörte.
    Er wusste: Der Chef hatte
Besuch. Ein Typ war da, ein Typ aus der Stadt, ein Typ mit rotem Audi.
    Gerade als Pritsche klopfen
wollte, hörte er die keuchende Stimme seines Chefs. „Ja. Sie... Sie haben sie
entführt. Ich weiß. Warum haben Sie das getan?“ — Und dann: „Ich habe
verstanden.“ — Und schließlich: „Ja. Verstanden. Ich halte mich daran. Ich will
nur, dass meine Töchter gesund bleiben. Und dass sie zurückkommen.“

    Pritsches Kopfhaut zuckte. Heh!
Wie klang denn das?! Er trat noch näher, hielt das Ohr an die Tür und —
belauschte das ganze Telefonat.
    Schließlich wurde aufgelegt.
Stille. Pritsches Puls jagte. Schon wollte er sich rausschleichen, aber dann
vernahm er die Stimme des Besuchers.
    „Der Kerl verlangt 500 000. Wie
wollen Sie die bis morgen beschaffen, Herr Heymwacht?“
    „Das geht. Und bitte, Herr
Kommissar: keine polizeilichen Maßnahmen! Nicht bevor Tina und Lena zurück
sind.“
    „Selbstverständlich. Die
Sicherheit Ihrer Kinder ist vorrangig. Können Sie Ihren Bankdirektor
erreichen?“
    „Das ist nicht das Problem. Ich
habe das Geld im Haus. Ja, ich habe 500 000 im Safe. Sogar auf die Mark genau.
Ist ungewöhnlich. Ich weiß. Aber am Sonntag will ich drei Oldtimer kaufen.
Sozusagen eine Kapitalsanlage. Außerdem bin ich ein Autonarr. Die Fahrzeuge
werden mir aus Mailand angeliefert. Per Transporter. Der Händler will Bargeld.
Jetzt bin ich froh darum. Auf sein Geld muss der nun allerdings warten. Der
Kidnapper wird zuerst bezahlt. Schrecklich! Schrecklich! Wie geht das nun
weiter? Warum ruft der erst morgen wieder an?“
    „Weil er erst einen günstigen
Ort für die Geldübergabe finden muss. Dafür braucht er noch Zeit.“
    „Er kriegt sein Geld. Wir
stellen ihm keine Falle.“
    „Es ist Ihre Entscheidung, Herr
Heymwacht.“
    „Ich muss nachher meine Frau
anrufen. Aber ich darf ihr nichts sagen. Sie ist... ihr Herz... sie würde zusammenbrechen.
Nein, Hanna darf überhaupt nichts erfahren.“
    Mehr hörte Pritsche nicht. Er
schlich durch die Diele zum Eingang und verließ leise das Haus.
    Wahnsinn! Jemand hatte die
Mädchen entführt. Pritsche mochte sie nicht. Alle Welt machte großes Geschrei
um die beiden, fand sie herzig, so lieb und entzückend. Aber die beiden konnten
auch biestig sein und Pritsche wurde ziemlich häufig von Lena gehänselt. Sie
und auch Tina äfften ihm nach, indem sie hinter seinem Rücken die Art seiner
Fortbewegung imitierten: knickbeinig, krumm, gebeugt, mit schlenkernden Armen.
Pritsche merkte das meistens erst dann, wenn um ihn herum spöttisch gegrinst
wurde.
    Jetzt nahm ihm die Aufregung
den Atem und er steckte sich rasch eine frische Zigarette an.
    O Mann! 500 000 lagen hier im
Tresor.
    Wenn ich jetzt schlau bin,
dachte Pritsche, habe ich das Geld in der Tasche. Ja, ich komme dem Kidnapper
zuvor. Es können ja auch zwei sein oder drei. Ich rufe an mit verstellter
Stimme und beordere die Kohle zum... ja, wohin? Das muss ich mir noch
überlegen, aber das wird kein Problem sein. Denn der Bulle soll ja nicht
eingreifen. 500 000! Genau die fehlen mir. Und die Gören gehen deshalb nicht
hops. Der Chef ist megareich. Dann muss er eben morgen doch was vom Konto
abbuchen. Wer eine halbe Million für drei Oldtimer springen lässt, braucht
deshalb nicht zu jammern.
    Pritsche verzichtete auf
Vorschuss. Zwei Hunderter? Hah! Er konnte eine halbe Million haben. Vielleicht
noch heute Nacht.
    Eilig schlurfte er hinter die
Garage, wo sein Fahrrad stand — ein uraltes Damenrad, gebraucht gekauft. Es
quietschte beim Fahren. Der Sattel war schief. Aber es bewegte sich und
Pritsche nannte es ,sein Bike’. Er sah darauf aus wie der sprichwörtliche Affe
auf dem Schleifstein.

15. Wo ist
Lumpi?
     
    Tim, Karl und Klößchen warteten
vor der Jugendherberge. Durch die Fenster konnten sie in die

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