Im Schloss der Traeume
ich so unhöflich zu ihm sein?
Ihr wart furchtbar elend zumute. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz wäre stehen geblieben, und war wie erstarrt. Ich und meine große Klappe, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt werde ich Schwierigkeiten bekommen.
Noch sah es jedoch nicht danach aus.
Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten vermochte. „Es tut mir leid, aber ich habe es eilig", erklärte er schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ein andermal vielleicht. Ich muss jetzt los."
Dann wandte er sich ab, eilte nach draußen und nahm im Fond der schwarzen Limousine Platz. Als der Wagen kurz darauf leise davonfuhr, stand Carrie immer noch reglos da und blickte ihm nach.
„Da bist du ja! Der Kellner hat gesagt, du wärst weggegangen. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich habe eine Bekannte getroffen."
Langsam drehte Carrie sich zu Louise um, die gerade neben ihr aufgetaucht war. Ihr schwirrte der Kopf.
„Sie macht hier Urlaub, und sie wohnt nur zwei Straßen weiter in Queens. Kaum zu glauben, nicht? So ein Zufall! Jedenfalls haben wir uns unterhalten, und... He, Carrie, ist alles in Ordnung mit dir?" Louise verstummte und betrachtete Carrie, die überhaupt nicht zugehört hatte. „Du machst so ein -komisches Gesicht. Ist etwas passiert?"
„Ich bin nicht sicher, was passiert ist. Ich glaube, ich werde verrückt." Carrie riss sich zusammen und rang sich ein Lächeln ab. „Ich hatte selbst gerade eine sehr faszinierende Begegnung. Und ich fürchte, ich bin so richtig ins Fettnäpfchen getreten. Ich dachte, er wäre irgend so ein Märchenprinz. Aber das war er nicht. Er war echt." Seufzend drehte sie sich zur Tür um, durch die der dunkelhaarige Fremde gerade verschwunden war. „Ich glaube, ich habe einen schrecklichen Fauxpas begangen. Ich habe gerade Graf Leone, den Thronfolger, beleidigt."
„Hier, bitte, Sir. Das sind die Unterlagen, von denen ich gesprochen hatte. Der Herzog wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie unterzeichnen könnten, sobald es Ihnen möglich ist."
„Legen Sie sie auf den Tisch, Pierre." Leone drehte sich zu seinem Privatsekretär um, der wie jeden Tag mit der aktuellen Korrespondenz bei ihm erschienen war. „Ich werfe beim Frühstück einen Blick darauf. Sie können sie in einer halben Stunde wieder abholen."
„Ja, Sir." Pierre nickte respektvoll. „Ist sonst noch etwas zu erledigen?"
„Im Moment nicht, danke." Als Pierre sich abwandte, rief Leone ihm nach: „Übrigens herzlichen Glückwunsch. Ich habe gehört, dass Sie endlich einen Termin für den bedeutungsvollen Tag festgesetzt haben. Meiner Meinung nach ist es auch Zeit, dass die reizende Margherita einen ehrbaren Mann aus Ihnen macht."
" Pierre lächelte erfreut. „Danke, Sir. Wir hoffen, dass Sie uns die Ehre erweisen, zu unserer Hochzeit zu kommen."
„Ich würde es um keinen Preis verpassen. Sie wissen doch, wie ich Hochzeiten liebe."
Leone lachte. „Natürlich nur, solange es nicht meine eigene Hochzeit ist."
Es war kurz nach halb acht, und Graf Leone Alberto Cosimo George di Monticrespi, Bruder des Herzogs von San Rinaldo und dessen Thronfolger, befand sich in seinen Privatgemächern im Palazzo Verde und bereitete sich auf den vor ihm liegenden Tag vor.
Wie immer wird es ein langer Tag, dachte er beim Frühstück. Zum Glück konnte er sich darauf verlassen, dass Pierre alles gut organisierte.
In dem Moment kam sein Kammerdiener aus dem angrenzenden Ankleidezimmer, wo er ihm die Sachen für diesen Tag bereitgelegt hatte.
Leone, der noch einen roten Seidenmorgenmantel trug, blickte ihn an. „Danke, Silvestro. Ich nehme an, dass Sie die Neuigkeit schon von Pierre gehört haben." fügte er gut gelaunt hinzu. „Wissen Sie von der bevorstehenden Vermählung?"
„Ja, Sir, ich habe davon gehört. Und ich war darüber sehr erfreut."
Leone lächelte den jungen Mann an. „Sie sind also auch ein Romantiker. Ich nehme an, dass sie Pierres Beispiel bald folgen werden?"
„Das hoffe ich, Sir. Sobald Anna einundzwanzig ist, also in achtzehn Monaten."
Leone schüttelte den Kopf. „Ihr seid alle verrückt, wenn ihr mich fragt. Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum ein Mann unter vierzig heiraten sollte. Es gibt doch so viele schöne, ungebundene Frauen auf der Welt." Lächelnd widmete er sich wieder seinen Unterlagen.
Allerdings konnte er sich nicht so ganz auf seine Lektüre konzentrieren. Während er die Unterlagen durchging, hier und da einige Zeilen überflog und die erforderlichen
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