Im Schloss der Traeume
ihr."
„Oh, keine Angst, den werde ich haben."
Ihm war nicht entgangen, wie blass sie geworden war, aber es ließ ihn völlig kalt.
Wenn sie glaubte, diese Spielchen mit ihm spielen zu können, hatte sie sich getäuscht.
Er würde ihr eine Lektion erteilen.
„Und ich wünsche dir, dass du deinen Spaß mit Bud hast", fuhr Leone fort. „Oder mit wem auch immer du dir die Zeit vertreiben willst, bis du Bud wiedersiehst."
„Ich werde mir mit niemandem die Zeit vertreiben."
„Dann siehst du ihn also bald wieder?"
„Vermutlich schon. Schließlich kehre ich bald nach Hause zurück."
Jetzt konnte Carrie es kaum noch abwarten, so schnell wie möglich zu verschwinden, und zwar nicht nur aus dem Palast, sondern aus San Rinaldo. Wenn sie nicht auch noch das letzte Fünkchen Stolz verlieren wollte, musste sie umgehend ihre Sachen packen und das Land verlassen.
Sie wich zurück, um die Unterhaltung zu beenden. ,,Und wann willst du zurückfliegen?" fragte er. „Wenn ich mich recht erinnere, bleibst du noch etwa eine Woche hier."
So hatte sie es ursprünglich geplant. Jetzt hatte sie ihre Meinung geändert, doch das verschwieg sie ihm.
„Ich glaube, ja", erwiderte sie daher. „Und nun muss ich wirklich gehen."
Leone versuchte nicht, sie zurückzuhalten. Er blieb stehen und beobachtete, wie sie sich abwandte und den Weg zurückging, den sie gekommen war. Wenn sie sich umgedreht hätte, wäre sie vermutlich überrascht gewesen, denn der Ausdruck in seinen Augen verriet Bedauern. Leone blickte ihr so lange nach, bis sie wieder um die Ecke verschwunden war.
Carrie war sich dessen allerdings nicht bewusst, weil sie an etwas ganz anderes dachte.
Sie versuchte abzuschätzen, wie lange sie noch brauchte, um ihre Arbeit zu beenden.
Dann würde sie endlich nach Amerika zurückkehren. Als sie in den Hof trat, wo bereits eine Limousine mit einem Chauffeur auf sie wartete, war sie zu einem sehr erfreulichen Ergebnis gekommen.
Wenn sie Tag und Nacht arbeitete, würde sie in zweiundsieb-zig Stunden fertig sein.
Sie stieg in den Fond der Limousine und lehnte sich mit einem erleichterten Seufzer zurück. Nur noch drei Tage, dann hatte sie alles überstanden.
10. KAPITEL
„Dr. Lamberti, ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Unterstützung bedanken. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte."
„Es war mir ein Vergnügen, Signorina Carrie." Dr. Lamberti strahlte übers ganze Gesicht, als er Carrie die Hand schüttelte. „Und denken Sie daran: Wenn Sie noch einmal nach San Rinaldo kommen, müssen Sie im Werk vorbeischauen und mich besuchen."
„Das tue ich ganz bestimmt, darauf können Sie sich verlassen."
Das meinte Carrie ernst, denn falls sie tatsächlich noch einmal nach San Rinaldo kommen sollte, würde sie den charmanten Leiter der Castello-Werke sicher wiedersehen wollen. Doch natürlich würde sie niemals nach San Rinaldo zurückkehren.
Wenn sie am nächsten Tag abflog, würde es ein Abschied für immer sein.
Sobald sie wieder in ihrem kleinen Büro war, packte sie den Rest ihrer Sachen zusammen. Sie hatte sich mittlerweile von allen Leuten verabschiedet, mit denen sie zusammengearbeitet hatte, und es war ihr sehr nahegegangen. Während ihres Aufenthalts hatte sie so viele wunderbare Menschen kennengelernt, und sie würde sie nie vergessen.
Am letzten Abend ha tte sie Caterina im Palast angerufen, um ihr ebenfalls Lebewohl zu sagen. Sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen gehabt, da Caterina sehr überrascht gewesen war.
„Ich dachte, du würdest noch eine Weile hierbleiben", hatte sie gesagt. „Ich hätte dich so gern wiedergesehen. Wie schade! Morgen muss ich nämlich für ein paar Tage nach Wien fliegen."
„Es tut mir leid, Caterina, aber so ist es nun mal. Ich muss ein bisschen früher abreisen als geplant ..." Carrie war verstummt, weil sie Caterina nicht mehr hatte erzählen können. „Aber ich werde mich bei dir melden, und ich hoffe, dass für dich doch noch alles gut wird. Und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann noch einmal?"
Das wäre schön, dachte sie jetzt, als sie die letzten Unterlagen in ihre Aktentasche steckte und diese schloss. Daraufhin warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie mochte Caterina sehr gern, und unter anderen Umständen hätten sie bestimmt Freundinnen werden können. Tatsache war jedoch, dass sie sich vermutlich nie wiedersehen würden.
Carrie nahm ihre Aktentasche und ging zur Tür. Dr. Lamberti hatte ihr einen Wagen mit Chauffeur zur
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