Im Schloss der Traeume
„Falls du vorhattest, mich zu besuchen, wäre es wirklich nur Zeitverschwend ung gewesen. Ich glaube nicht, dass wir beide uns noch etwas zu sagen haben."
„Vielleicht nicht."
Da sie den kalten Ausdruck in seinen Augen nicht ertragen konnte, senkte sie den Blick. Es stimmt aber nicht, überlegte sie. Es gab einige Dinge, die sie ihm gern gesagt hätte - zum Beispiel, dass sie gar keinen Verlobten hatte. Dass er, Leone, der einzige Mann war, den sie liebte.
Schließlich schaute sie wieder zu ihm auf. Sie war schuld daran, dass er sie hasste.
Und nun musste sie es auch wiedergutmachen.
„Ich habe dich nicht gesucht. Ich habe wohl geträumt und mich dabei verlaufen."
Garne atmete einmal tief durch, bevor sie fortfuhr. „Aber ich bin froh, dass ich dich getroffen habe. Ich würde gern einiges mit dir klären."
„Klären?" wiederholte er scharf. „Ich glaube, dafür ist es ein bisschen zu spät. Ich habe nämlich den Eindruck, als hättest du bereits alles geklärt."
„Eben nicht. Das ist es ja."
„Ach nein?" Leone musterte sie. Sie trug einen weißen Rock, der ihre langen Beine vorteilhaft zur Geltung brachte, und dazu einen ärmellosen Blazer. Das blonde Haar hatte sie sich aus dem Gesicht gekämmt. „Für mich sieht es so aus, als wäre in deinem Leben alles geregelt."
„Das ist aber nicht der Fall."
„Du überraschst mich."
„Leone." Sie ging einen Schritt auf ihn zu. „Ich muss dir etwas sagen. Es betrifft Bud.
Ich ..."
„Achja.Bud."
Obwohl Leone stehengeblieben war, schien es ihr, als hätte er den Abstand zwischen ihnen vergrößert. Vielleicht lag es an dem Ausdruck in seinen Augen oder an seiner Körperhaltung - jedenfalls kam es ihr so vor, als wäre die Kluft zwischen ihnen unüberbrückbar.
Wieder musterte er Carrie, diesmal jedoch verächtlich. „Sicher vermisst du ihn jetzt.
Ich nehme an, dass er wieder weg ist, und deshalb bist du auch hergekommen, stimmt's? Weil du nichts mit dir anzufangen weißt."
„Das stimmt nicht." Seine Worte verletzten sie sehr. Allerdings musste Carrie sich eingestehen, dass es ihre Schuld war, wenn er so über sie dachte. „Es verhält sich ganz anders, Leone."
Doch er hörte ihr überhaupt nicht zu. „Du magst es nicht, wenn dein Bett abkühlt, stimmt's? Du brauchst einen Liebhaber, der es für dich aufwärmt - egal, wen. Es tut mir schrecklich leid, aber ich bin diesmal nicht frei. Ich fürchte, du musst dir einen anderen Mann suchen."
Ihr war, als hätte Leone sie geschlagen, und sie zuckte zusammen. Dass er ihr so etwas vorwarf, hatte sie wirklich nicht verdient!
„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen!" fuhr sie ihn an. „Ich verlange von dir, dass du dich sofort bei mir entschuldigst."
„Entschuldigen?" Leone lachte. „Das ist das letzte, was ich tun würde. Allerdings bewundere ich dich dafür, dass du die Frechheit besitzt, hier in diesem Aufzug aufzutauchen und dich derart anzubieten ..."
„Ich biete mich nicht an! So laufe ich immer rum ..."
„Du kennst meine Schwäche", unterbrach er sie scharf mit einem Blick auf ihre Beine.
„Deshalb hast du dich so aufgedonnert. Ich habe dir schon oft gesagt, dass du tolle Beine hast, aber diesmal interessieren sie mich nicht. Du solltest es lieber bei jemand anders versuchen."
„Du bist abscheulich!"
Obwohl Carrie außer sich vor Wut war, schaffte sie es irgendwie, die Worte über die Lippen zu bringen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie auf ihn eingeschlagen.
Aufgebracht funkelte sie ihn an. „Dein Problem ist, dass du glaubst, alle wären wie du.
Du denkst, ich würde auch eine Affäre nach der anderen haben so wie du. In der einen Nacht mit einer Blondine, in der nächsten mit einer Brünetten ... Und was wird es heute sein?" fügte Carrie scharf hinzu. „Eine Rothaarige?"
Nun verzog er den Mund zu einem kalten Lächeln. „Nein, ich schlafe wieder mit der Brünetten. Sie gefällt mir." Der Ausdruck in seinen Augen war genauso kalt. „Ich gehe davon aus, dass du die meinst, mit der ich neulich in, der Zeitung abgebildet war.
Sie war etwas Besonderes, nicht? Ihre Beine sind noch länger als deine."
Carrie merkte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Plötzlich fröstelte sie, und sie verspürte eine geradezu überwältigende Traurigkeit. Es stimmte also doch. Leone hatte ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
„Herzlichen Glückwunsch", brachte sie hervor. Sie war unfähig, sich zu rühren. „Ich hoffe, du hast deinen Spaß mit
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