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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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hatte sie das Gefühl gehabt, als wäre jeder ihrer Träume wahr geworden. Rückblickend jedoch erschien es ihr nur noch lachhaft. Sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, und Liebe machte bekanntlich blind. Sie hatte tatsächlich an das Unmögliche geglaubt, bevor das Unmögliche sie wieder auf den Boden der Realität zurückgezerrt hatte.
    Die Unterschiede hatten sich nicht nur einfach als groß erwiesen, sondern als unüberwindbar. Ihr familiärer Hintergrund hatte sie verfolgt, aber den größten Fehler hatte sie selbst begangen – sie hatte sich zu sehr mit ihrem Schwager angefreundet. Nur … hätte Alejandro sie nicht so oft allein gelassen, sondern ihr geholfen, mit dem neuen Leben in Spanien fertigzuwerden, wäre sie auch nicht so froh über Marcos Gesellschaft gewesen.
    „Du warst zu gut für deinen Ehemann“, widersprach Flora überzeugt. „Aber du solltest Alejandro endlich von Alfie erzählen, anstatt dich hier zu verstecken, als hättest du dir etwas vorzuwerfen.“
    Jemima fühlte das Blut in ihre Wangen schießen und wandte das Gesicht ab. Wenn du die ganze Wahrheit wüsstest … Dann würde sich wahrscheinlich auch die Freundin von ihr abwenden. „Wenn Alejandro von Alfie erfährt, wird er sofort das Sorgerecht einklagen und den Jungen nach Spanien holen. Alejandro nimmt seine Pflicht gegenüber der Familie sehr ernst.“
    „Nun, wenn das so ist, ist es vielleicht wirklich besser, wenn du dich bedeckt hältst.“ Ganz überzeugt wirkte Flora jedoch nicht. „Aber du kannst ihm den Sohn nicht auf ewig verschweigen.“
    „Im Moment ist es das Beste.“ Jemima stellte ihre Tasse ab, als die Glocke über der Ladentür klingelte, und ging, um die neue Kundschaft zu bedienen.
    Bald danach lieferte sie die Blumenarrangements für eine Dinnerparty in einer der großen Villen am Stadtrand aus. Auf dem Rückweg holte sie Alfie ab und fuhr mit ihm nach Hause. Sie war stolz auf das kleine Cottage mit dem Garten, in dem eine Schaukel stand und ein Sandkasten angelegt war. Die Zimmerwände hatte sie selbst eher laienhaft gestrichen und die Einrichtung bestand aus billigen Fertigmöbeln, aber es fühlte sich wie das erste wirkliche Zuhause seit ihrer Kindheit an.
    Manchmal schien es ihr noch immer wie ein Märchen, dass sie tatsächlich einmal in einem Schloss gewohnt hatte. Castillo del Halcón, das Falkenschloss – erbaut von den kriegerischen Vorfahren Alejandros, geschichtsträchtige Mauern in einer Mischung aus europäischen und islamischen Baustilen, angefüllt mit Luxus und unbezahlbaren Kunstgegenständen. Möbel umzustellen oder düstere Gemälde abzuhängen, war ein absolutes Tabu gewesen. Doña Hortencia ließ keinerlei Einmischung zu, sah sie das Schloss doch als ihr alleiniges Zuhause an. Jemima war sich wie der Gast vorgekommen, der nie willkommen war.
    Gab es überhaupt irgendetwas Gutes an ihrer miserablen Ehe? Bei der Frage schoss ihr sofort das Bild ihres formidablen Ehemannes in den Kopf. Sie hatte immer geglaubt, einen Preis gewonnen zu haben, den sie nicht wirklich verdiente. Überhaupt schien sie die besten Dinge im Leben allein glücklichen Zufällen zu verdanken. Da war die ungeplante Schwangerschaft mit Alfie, die Tatsache, dass ihr Wagen ausgerechnet in Charlbury St Helens liegen geblieben war, und ironischerweise war ihr erstes Zusammentreffen mit Alejandro auch nicht anders verlaufen …
    Er hatte sie auf ihrem Fahrrad umgefahren. Oder besser, der übertrieben zügige Fahrstil seines Chauffeurs hatte dafür gesorgt, dass sie mit einem schmerzhaften Sturz auf dem Boden landete. Damals hatte sie als Rezeptionistin in einem Hotel gearbeitet, aber gerade ihren freien Tag gehabt. In der ländlichen Gegend fuhren Busse nur selten, und so war das Fahrrad ein unerlässliches Verkehrsmittel.
    Der große Mercedes hatte abrupt abgebremst, sowohl der Chauffeur als auch Alejandro waren herausgesprungen, um nach dem Unfallopfer zu sehen.
    Jemimas Knie waren aufgeschürft, an ihrer Hüfte prangte sofort ein großer blauer Fleck, und ihr Fahrrad sah ziemlich verbeult aus. Noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie in dem Luxuswagen, ihr Fahrrad wurde im nächsten Fahrradgeschäft zur Reparatur abgegeben, und sie wurde von dem bestaussehenden Mann, der ihr je begegnet war, in die Krankenhausambulanz eskortiert. Zwar hatte sie immer wieder beteuert, dass alles nicht so schlimm sei, doch schon wurde sie geröntgt, ihre Wunden gesäubert und verbunden, und sie ließ alles mit

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