Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Leiter.
    Sie konnte unmöglich die Leiter herunterkommen, ohne ihren verstauchten Knöchel zu benutzen. Als sie ihn das erste Mal belastete, entkam ihr ein scharfer Schmerzensschrei, den sie sofort unterdrückte. Als sie den zweiten Versuch unternahm, biss sie sich auf die Lippe und zwang sich, den Schmerz zu ertragen, bis sie mit dem gesunden Fuß eine Sprosse hinuntergestiegen war. Dann blieb sie stehen, wartete, bis der Schmerz nachgelassen hatte, und nahm die nächste Sprosse in Angriff. Cal hielt die Leiter so ruhig wie möglich, aber er konnte ihr nicht entgegensteigen, um ihr zu helfen, weil die wacklige Leiter auf ein derartiges Gewicht nicht ausgelegt war. Als Gena so weit unten war, dass er sie erreichen konnte, pflückte er sie umstandslos von der Leiter und trug sie in die Küche, wo er sie auf einen der Küchenstühle setzte.
    Angelina war gerade dabei, ihre Schuhe zu binden, und sprang sofort auf, um zu ihrer Mutter zu laufen. Gena schloss sie in die Arme und beugte ihren blonden Kopf über Angelinas dunklen Schopf. »Ich hole den Stock«, sagte er und verschwand ins Wohnzimmer. Der Stock steckte ganz hinten im Schrank, aber er fand ihn schnell und brachte ihn Gena.
    »Wir gehen zur Hintertür hinaus. Ich trage Angelina. Ich weiß, dass dein Knöchel wehtut, Gena, aber du darfst trotzdem nicht zurückfallen.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte sie, immer noch so bleich, dass sie aussah, als könnte sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Sie hatte kein einziges Mal zum Wohnzimmer hingesehen, so als fürchtete sie, Mario zu entdecken, und als wüsste sie genau, dass sie das nicht ertragen könnte.
    »Manchmal müssen wir krabbeln. Macht mir einfach alles nach.« Er hatte keine Zeit, ihnen die verschlungenen
    Wege zu erklären, die er sich zurechtgelegt hatte, damit sie möglichst lange vor den Infrarot-Zielfernrohren sicher waren. An warmen Tagen funktionierten Infrarot-Sichtgeräte ohnehin nur eingeschränkt, weil der Temperaturunterschied zwischen dem menschlichen Körper und der umgebenden Luft weniger groß war. Nach zwei ungewöhnlich frischen Tagen war es heute merklich wärmer geworden. Zusammen mit der Tatsache, dass das menschliche Auge in einem so großen Radius, wie ihn die Schützen zu überwachen hatten, nicht alles gleichzeitig beobachten konnte, würde ihnen das helfen, möglichst ungesehen zu den Richardsons vorzudringen. Es gab ein paar Abschnitte, auf denen schlicht kein Bauwerk stand, das sie abschirmen konnte und über die Gena so schnell wie möglich laufen musste. Der Zweite, der die freie Fläche überquerte, war grundsätzlich gefährdeter als der Erste.
    Er hatte noch vieles zu tun, er musste noch mehr Menschen aufspüren, aber das schob er einstweilen beiseite, um sich ganz und gar auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren zu können. Das Unternehmen kostete Zeit, viel zu viel Zeit, doch Gena gab ihr Bestes. Schließlich hatte er sie so weit begleitet, dass er sie allein zu den Richardsons schicken konnte. »Du lässt uns hier allein?«, keuchte Gena, als er ihr erklärte, dass er hier umkehren würde.
    »Ihr schafft das bestimmt; es sind nur noch ein paar hundert Meter. Ich habe die Starkeys und die Youngs noch nicht gefunden.« Ihren Protesten zum Trotz schickte er sie los und lief wieder zurück.
    Bevor er seine Suche fortsetzte, schlug er sich zum Futtermittelladen durch. Gegen die Rückwand des Hauses gepresst, schob er kurz den Kopf hinter der Hauskante hervor, um einen kurzen Blick auf die Außentreppe zu wagen, die zu seiner Wohnung hinaufführte, weil er feststellen wollte, wie lange er auf diese Weise offenem Feuer ausgesetzt war. Die Treppe war einfach zu riskant, doch sie war der einzige Zugang zu seiner Wohnung; es gab keine direkte Verbindung zum Futtermittelladen.
    Noch nicht.
    Mit dem Schaft seiner Flinte zertrümmerte er das Vorhängeschloss an der Tür zum Warenlager; die Einwohner von Trail Stop mochten ihre Häuser nicht verschließen, doch das bedeutete nicht, dass sie ihre Läden ungeschützt ließen. Im Lager würde er die Kettensäge finden, mit der er das Feuerholz für den Winter gesägt hatte - vor der Tür lag schon ein ansehnlicher Stapel -, genau wie die kleine Axt, mit der er die Scheite hackte.
    Mit der Axt in der Hand ging er weiter in den Verkaufsraum des Futtermittelladens, studierte dort die Decke und verglich sie im Geist mit dem Grundriss seiner darüber liegenden Wohnung.
    Er wollte auf keinen Fall irgendwelche Rohre ansägen, die

Weitere Kostenlose Bücher