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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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die Mühe gemacht, alle zu zählen, das hatte Zeit bis später. Aber er hatte alle zum Haus der Richardsons geschickt, ihnen den sichersten Weg dorthin gewiesen und erklärt, wie sie am besten über die Freiflächen kamen. Sie konnten sich erst überlegen, wie es weitergehen sollte, wenn alle an einem Ort versammelt waren. Er hatte schon mehrere Ansätze im Hinterkopf, und er war sicher, dass Creed bereits dabei war, einen Plan auszuarbeiten; sobald sie genau wussten, woran sie waren, würden sie entscheiden, was zu tun war.
    Er kroch unter dem Haus hervor und versuchte, den schlimmsten Schlamm von seinen Kleidern zu klopfen. Er war wieder nass und durchgefroren, obwohl die Sonne jetzt schon ihren Zauber wirken ließ und der Tag beträchtlich wärmer zu werden versprach als der vorangegangene. Seine Stiefel waren immer noch nass nach dem Bad im Bach, und seine Füße fühlten sich an wie Eisklötze. Mit der Kleidung, die ihm die Richardsons stellen konnten, kam er einigermaßen zurecht, dennoch musste er noch einmal in seine Wohnung zurück und ein neues Paar Stiefel holen. Erst jedoch musste er alle Einwohner aufspüren.
    Er nahm seine Flinte, die er neben der Öffnung zum Unterboden abgestellt hatte, und wagte sich langsam die Stufen hinter dem Haus hinauf, immer geduckt bleibend, falls einer dieser Zufallsschüsse in seine Richtung gehen sollte. Er war nicht überrascht, als sich der Knauf der Hintertür problemlos drehen ließ; in Trail Stop machte sich kaum jemand die Mühe, seine Tür abzuschließen. Cate gehörte zu den wenigen, die es taten, aber sie hatte zwei abenteuerlustige Kinder und Angst, dass es sich die beiden in den Kopf setzen könnten, nachts auf Wanderschaft zu gehen.
    Er war in der Wohnküche, einem Raum, den er gut kannte, weil er Mario geholfen hatte, Genas neue Küchenschränke und die Arbeitsplatte zu montieren. Mit kindlicher Begeisterung hatte sie sich auf den zusätzlichen Stauraum und die verschönerte Küche gefreut. »Gena«, rief er leise. »Ich bin’s, Cal.« Wieder erhielt er keine Antwort.
    Am sichersten war es, bäuchlings über den Boden zu kriechen, also ließ er sich zu Boden sinken, nahm das Gewehr in die Armbeuge und arbeitete sich ins Wohnzimmer vor. Er rechnete halb damit, hier ihre Leichen vorzufinden, aber der Raum war leer. Die Fenster waren zerschossen, und er musste aufpassen, dass er sich nicht in Fetzen schnitt, während er auf dem Boden nach Blutflecken suchte. Es waren keine zu sehen. Er warf einen kurzen Blick auf die Veranda vor dem Haus. Sie war leer.
    Als Nächstes sah er in den Schlafzimmern nach. Mario und Gena hatten im vorderen Zimmer geschlafen. Angelina in dem kleineren, das nach hinten ging. Beide waren leer. Auch hier waren im vorderen Zimmer alle Scheiben zerschossen. Zwischen den beiden Zimmern lag das Bad, und er merkte, dass er hoffte, sie zusammengekauert in der Badewanne sitzen zu sehen. Die Hoffnung war vergebens.
    Wo zum Teufel steckten die beiden nur? Nur auf dem Speicher hatte er noch nicht nachgesehen. Er hoffte inständig, dass sie sich nicht da oben versteckt hatten, denn das war der gefährlichste Fleck überhaupt, aber manche Menschen zogen sich, sobald sie in Gefahr gerieten, automatisch so weit nach oben zurück wie nur möglich. Er hob den Blick und wurde genau über seinem Kopf in dem kleinen Gang zwischen den beiden Schlafzimmern fündig; dort war die Luke für die herunterklappbare Speichertreppe. Falls sie dort oben waren, hatte Gena die Treppe hinter sich hochgezogen.
    Da die Wände nur zweieinhalb Meter hoch waren, bekam er die Kordel leicht zu fassen und zog die Treppe herunter. »Gena?«, rief er in die Dunkelheit hinauf. »Angelina? Seid ihr dort oben? Ich bin’s, Cal.«
    Eine kleine, bebende Stimme drang durch die Stille. »Daddy?«
    Er merkte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Er räusperte sich. »Nein, Schätzchen, ich bin nicht dein Daddy. Ich bin Cal. Ist deine Mommy auch dort oben?«
    »M-hm«, sagte sie. Er hörte etwas leise scharren; dann erschien ihr kleines, verweintes Gesicht in der Luke. »Aber Mommy ist verletzt, und ich habe Angst.«
    Ach du Scheiße. Grimmig erklomm Cal die Stufen, beinahe überzeugt, Gena in einer Blutlache vorzufinden. Falls sie getroffen worden war, dann während sie sich auf dem Speicher versteckt hatte, denn unten hatte er nirgendwo Blutspuren entdeckt.
    Als er am oberen Ende der Leiter angekommen war, krabbelte Angelina rückwärts, um ihm Platz zu machen. Sie trug einen Schlafanzug

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