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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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den Keller, und Creed drehte sich um. Er sah Cate am Fuß der Treppe stehen, kreidebleich und mit einem Gefühl, als hätte er sie in den Magen getreten.
    Sie wusste, dass alle Nachzügler, die heute Morgen zu ihnen gestoßen waren, erzählt hatten, sie seien von Cal aufgespürt, gerettet und hergeschickt worden. Sie hatte ihn im Geist als eine Art Hirten vor sich gesehen, der seine Herde zusammentreibt. Stattdessen war er da draußen und wurde beschossen.
    Creed verzog das Gesicht, als er ihre Miene sah, und murmelte leise: »Scheiße.« Dann: »Cate, er schafft das schon. Es haben schon bessere Schützen als diese Knalltüten versucht, ihn umzubringen.«
    Sie merkte, wie ihr schwindlig wurde, und streckte die Hand aus, um nicht umzukippen. Creed verzog erneut das Gesicht, als ihm aufging, dass seine letzte Erklärung nicht besonders tröstlich gewesen war, und versuchte sie wieder zu entkräften: »Ich meine, ich war mit ihm bei den Marines. Er weiß genau, was er tut.«
    Aber auch das war wenig tröstlich. Demnach war davon auszugehen, dass auch Creed genau gewusst hatte, was er tat, dennoch war er angeschossen worden. Vielleicht hätte sie mehr Größe zeigen können, wenn sie nicht schon einmal zur Witwe geworden wäre, aber sie hatte ihren Mann damals unvermittelt und viel zu früh verloren.
    Jeder konnte unerwartet sterben, damals hatten die Ärzte darum gekämpft, Derek zu retten. Jetzt versuchten fremde Menschen, Cal umzubringen ; wie sollte sie sich da beruhigt fühlen?
    Sie hatte das Gefühl, dass sie ihm eben erst begegnet war und dass etwas ganz Neues zwischen ihnen zum Leben erwacht war. Alles fühlte sich neu und aufregend an und schien voller Verheißungen. Sie durfte ihn keinesfalls verlieren.
    Creed vergaß vorübergehend seine Bedürfnisse, humpelte die Treppe wieder herab und nahm ihre plötzlich eisigen Hände in seine. Sein kantiges Gesicht sah sie mitfühlend an, und aus seinen hellbraunen Augen sprach tiefes Verständnis, während er ihre Hände in seinen wärmte. »Er kommt bestimmt durch. Ich weiß nicht, wer diese Idioten sind, die da auf uns schießen, aber ich verspreche dir, dass keiner von ihnen auch nur annähernd so gut ist wie er. Cal war kein regulärer Marine, er war Kundschafter. Ich weiß nicht, ob du weißt, was das bedeutet...« Er hielt inne, und sie schüttelte den Kopf. »Nun, das heißt, dass er auf vielen Gebieten ein Experte ist, und ganz oben auf dieser Liste steht, sich nicht umbringen zu lassen.«
    Die Gefühle kochten in ihr hoch, Angst, Zorn und sogar Beschämung darüber, so die Fassung zu verlieren. Aber sie konnte nicht mehr; sie klammerte sich Halt suchend an seine Hände und sah zu ihm auf, um sich noch weiter trösten zu lassen. »Mr Creed, ich ...«
    »Ich heiße Josh«, sagte er. »Ich glaube, wir duzen uns hier alle, meinst du nicht auch?«
    »Josh«, korrigierte sie sich, ein wenig beschämt, dass sie auch ihn auf Distanz gehalten hatte. »Ich ... - du ...« Sie verstummte, weil sie nur noch stammelte und im Grunde gar nicht wusste, was sie sagen wollte. Geb raus? Bring ihn gesund zurück ? Ja, das wünschte sie sich. Sie wünschte sich, dass Cal endlich durch diese Tür trat.
    »Hör zu.« Er drückte ihre Hände und begann, sie dann zu tätscheln. »Er tut das, was er am besten kann, nämlich herausfinden, was da draußen los ist.«
    »Er ist schon seit Stunden ...«
    »Es kommen immer noch Leute nach, nicht wahr? Er hat sie geschickt, das sagt uns, dass ihm nichts zugestoßen ist. Roy Edward!«, hob er die Stimme. Die ältlichen Starkeys waren als Letzte eingetroffen. »Wann habt ihr Cal das letzte Mal gesehen?«
    Roy Edward wandte den Kopf von Milly Earl ab, die gerade damit beschäftigt war, sein Gesicht zu säubern. Er und seine Frau Judith waren gestolpert und hatten Blutergüsse und Schürfwunden davongetragen. Nicht weil sie so unsicher auf den Beinen gewesen wären; beide waren auf ihrer Flucht mehrfach gestürzt, hatten sich aber wie durch ein Wunder nichts gebrochen. »Vor nicht mal einer Stunde«, erwiderte er. Der alte Mann war erschöpft, seine Stimme klang dünn. »Wir wären die Letzten, hat er gesagt. Er wollte nur noch ein paar Sachen holen, bevor er hierher zurückkommt.«
    Die Letzten. Aus ihrem Elend aufgeschreckt, sah Cate sich um, wer alles hier war und wer nicht. Jeder im Keller tat es ihr gleich, denn von nun an würden keine Nachbarn mehr mit heiseren, erleichterten Willkommensrufen empfangen. Mario Contreras. Norman Box. Maery

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