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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Last. Andy Chapman. Jim Beasley. Lanora Corbett. Mouse Williams. Sie hatten sieben Menschen verloren ... sieben!
    Schweigend setzte Creed seinen langsamen Weg ins Erdgeschoss fort. Neenah begleitete ihn mit tränenüberströmten! Gesicht und stützte ihn, um sein verletztes Bein so weit wie möglich zu schonen.
    »Wir können sie nicht da draußen liegen lassen«, erklärte Roy Edwards, und sein faltiges altes Gesicht zeigte wütende Entschlossenheit. »Das sind unsere Leute. Wir müssen ihnen die letzte Ehre erweisen.«
    Wieder legte sich Schweigen über den Raum, während jedem Einzelnen aufging, was für eine enorme Verantwortung sie damit trugen. Die Leichen zu bergen war eine beängstigende Aufgabe, außerdem hatten sie ohne Strom keine Möglichkeit, sie länger aufzubahren. Trotzdem mussten sie etwas unternehmen. Es war heute draußen deutlich wärmer, und das bedeutete, dass sie handeln mussten.
    »Ich habe noch einen Generator«, sagte Walter schließlich. »Und wir haben alle Tiefkühltruhen. Leute, irgendwie bekommen wir das hin.«
    Aber Walters Generator stand an jenem Ende des Ortes, das den Schützen am nächsten war, und um mächtige Tiefkühltruhen durch die Gegend zu schieben, mussten sich zwei Männer ungeschützt im Freien bewegen.
    Gena konnte nicht mehr an sich halten, nicht einmal mehr Angelina zuliebe. Sie ließ das Gesicht in die Hände sinken und begann so hemmungslos und abgehackt zu schluchzen, dass ihr ganzer Körper bebte. Cate konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie selbst so geweint hatte, und so ging sie zu Gena, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. Keine Worte konnten ihren Schmerz lindern, darum sagte sie nichts. Angelinas Gesicht fiel in sich zusammen, und ihre großen, dunklen Augen begannen von den Tränen zu glänzen. »Nicht weinen, Mommy!« Sie tätschelte Genas Bein, als wollte sie gleichzeitig Trost spenden und Trost suchen. »Mommy!«
    Cate schloss auch Angelina in die Arme. Als Derek gestorben war, waren ihre Babys noch zu klein gewesen, um seinen Tod zu begreifen oder um ihn zu vermissen und um ihn zu weinen, aber bei Angelina war das anders. Sobald sie verstehen würde, dass ihr Daddy von ihnen gegangen war und nie mehr zurückkommen würde, könnte ihr nichts Trost spenden als die Zeit allein.
    »Wie schaffst du das nur?«, schluchzte Gena, ihre Worte waren so tränendurchtränkt und unter Schluchzern ausgestoßen, dass Cate sie kaum verstand. »Wie hältst du das nur aus?«
    Wie lässt es sich weiterleben, wenn der gesamte Körper von alles zerreißenden Qualen gepeinigt wird? Wie lässt sich ein Tag nach dem anderen überstehen, wenn ein klaffendes Loch in dein Leben gerissen wurde? Wie soll man je wieder lächeln, lachen, Freude empfinden?
    »Du tust es einfach«, antwortete Cate leise. »Du hast gar keine Wahl. Ich hatte meine Babys. Du hast Angelina. Darum musst du durchhalten.«
    Die Tür ging auf, und Cal trat ein.
    Er hatte sich umgezogen. Er trug etwas, das für sie nach einem Jagdoutfit aussah: eine laubfarbene Kampfhose mit Tarnmuster, ein olivgrünes T-Shirt und ein aufgeknöpftes Hemd mit dem gleichen Tarnmuster wie die Hose. Außerdem hatte er biegsame Goretex-Stiefel angezogen, ein Jagdmesser in eine am Gürtel befestigte Scheide geschoben, die Flinte über die linke Schulter gehängt und ein Gewehr mit einem mächtigen Zielfernrohr in der rechten Hand. Wenn er auf die Jagd gegangen wäre, hätte er allerdings entweder eine Kappe oder eine Jagdweste in fluoreszierendem Orange getragen.
    Ihr Magen sackte ins Bodenlose. Was er anhatte, verriet ihr deutlicher als alle Worte, dass er vorhatte, die Männer zu stellen, die auf sie schossen. Sie ließ Gena los und stand auf, wie hypnotisiert durch das blanke, eisige Entsetzen, das sie gepackt hatte. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien; am liebsten hätte sie ihn zu Boden geworfen und ihn angekettet, damit er nicht losziehen konnte. Sie würde nicht zulassen, dass er das tat; sie konnte ihn nicht Weggehen lassen, wenn sie wusste, dass er wahrscheinlich nicht zurückkam.
    Sein Blick nahm ihren gefangen. Sie merkte, wie er ihr bleiches, angespanntes Gesicht musterte. Sorgsam stellte er die beiden Waffen so an die Wand, dass sie nicht umgeworfen werden konnten, und bahnte sich dann einen Weg durch den überfüllten, engen Raum zu ihr. Immer wieder sprach ihn jemand an oder tätschelte ihm die Schulter, was er mit einem Nicken, einer Antwort oder einem Gegengruß beantwortete, doch er blieb kein

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