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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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etwas, das du als Krücke verwenden kannst, aber du musst gehen. Ihr habt keine Wahl. Es wird höllisch wehtun, das lässt sich nicht ändern.« Er sah sie eindringlich an, um ihr wortlos klarzumachen, wie ernst die Lage war.
    »Einen Stützverband? Äh ... ich glaube schon. Im Badezimmer. «
    »Ich hole ihn.« In wenigen Sekunden war er die Leiter hinuntergeklettert und riss die Schubladen im Badezimmerschrank auf, bis er den aufgerollten Stützverband gefunden hatte. Nachdem er schon im Bad war, warf er einen Blick in den Medizinschrank und stieß dort auf eine Schachtel Aspirin, die er ebenfalls mitnahm; danach kehrte er auf den Speicher zurück.
    »Nimm ein paar Aspirin«, sagte er und reichte Gena die Schachtel. »Wir haben kein Wasser, du musst sie also zerkauen, wenn du sie nicht ganz schlucken kannst.«
    Gehorsam kaute sie mit angewidertem Gesicht, während er schnell und behände ihren Knöchel verband. »Das ist der Plan: Ich bringe erst Angelina nach unten in die Küche, wo sie sich umziehen kann.«
    »Warum in der Küche?«
    »Weil sie dort geschützter ist. Hört mir einfach zu und tut genau, was ich sage, weil ich nicht die Zeit habe, jedes Detail zu erklären. Danach komme ich wieder hoch und hole dich; sobald du in der Küche bist, suche ich etwas, das wir als Krücke verwenden können.«
    »Mario hat noch den Spazierstock seines Vaters.« Als sie ihren Ehemann erwähnte, begannen ihre Lippen zu beben, aber dann stählte sie sich und fuhr fort: »Er ist im Wohnzimmerschrank.«
    »Okay, gut.« Nicht so gut wie eine Krücke, aber besser als nichts, und er bräuchte keine kostbare Zeit dafür aufzuwenden, etwas anzufertigen. Er ging in die Hocke und nahm Angelinas Hand. »Komm mit, Küken, wir gehen jetzt nach unten.«
    »Küken?« Sie kicherte abgelenkt. »Mommy, er hat mich Küken genannt.«
    »Ich habe es gehört, Schatz.« Sie strich ihrer Tochter übers Haar. »Du gehst mit Cal und tust alles, was er dir sagt, dann ziehst du dich in der Küche um, bis er mir die Leiter hinuntergeholfen hat. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Cal nahm Angelina zwischen sich und die Leiter, damit sie keine Angst bekam, sie könnte hinunterfallen, und führte sie die wackligen Stufen hinab. Als ihr auffiel, dass die Wohnzimmerfenster zersprungen waren, rief sie entrüstet: »Schau mal!«, und wäre sofort ins Zimmer gelaufen, wenn er sie nicht abgefangen hätte. Er wollte auf gar keinen Fall, dass sie aus dem Fenster schaute und die Leiche ihres Vaters sah, und er wollte auch nicht, dass sie barfuß über die Scherben rannte.
    »Da kannst du nicht reingehen«, erklärte er ihr und scheuchte sie weiter zu ihrem Zimmer. »Selbst wenn du Schuhe anhättest, könnte das Glas auf dem Boden in deine Fußsohlen schneiden.«
    »Das schneidet durch die Schuhe?«
    »Wie durch Butter. Das ist Spezialglas.«
    »Wow«, sagte sie mit großen Augen und warf einen verstohlenen Blick auf das fragliche Glas.
    Kleidung für kleine Mädchen, erkannte er, unterschied sich kaum von der für kleine Jungs, nur dass sie rosa war. Er fand Jeans und einen Pullover, kleine Turnschuhe mit rosa Schuhbändern, Socken mit Blumenmuster und eine rosa Fleecejacke mit Kapuze. »Kannst du dich alleine anziehen?«, fragte er Angelina, während er sie in die Küche führte.
    Sie nickte und sah ihn verwirrt an. »Aber ich ziehe mich immer in meinem Zimmer an, nicht in der Küche.«
    »Deine Mommy will, dass du dich diesmal ausnahmsweise in der Küche umziehst«, erwiderte er. »Sie hat es extra gesagt, weißt du noch?«
    Sie nickte und fragte dann: »Warum?«
    Ach du guter Gott, was sollte er darauf antworten? Er berief sich auf das, was seine Mutter in so einem Fall gesagt hätte: »Weil sie es gesagt hat.«
    Offenbar hatte Angelina bereits Erfahrung mit derartigen hoheitlichen Edikten gemacht. Seufzend setzte sie sich auf den Boden nieder. »Okay, aber du darfst nicht zuschauen.«
    »Das werde ich auch nicht. Ich gehe jetzt deine Mommy holen. Du bleibst in der Küche. Genau auf diesem Fleck.«
    Er nahm das darauf folgende tiefe Seufzen als Ja, kehrte zur Leiter zurück und entdeckte, als er nach oben sah, dass Gena bereits in der Öffnung saß. »Ich bin gerutscht«, erklärte sie, setzte dabei versuchsweise den linken Fuß auf die zweite Sprosse von oben und stemmte sich mit beiden Armen in die Öffnung, damit sie sich umdrehen konnte. Er hatte sich schon überlegt, ob er sie an einem Seil herunterlassen sollte, aber pfeif drauf, jetzt war sie schon auf der

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