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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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stand sein Stolz auf dem Spiel, wie man sich geschlagen gibt, wusste er nicht, weil er sich noch nie geschlagen gegeben hatte. Eine ununterbrochene Erfolgsserie konnte, wenn sie zu lange anhielt, zum Hindernis werden, weil man darüber jedes Augenmaß verlor.
    Toxtel hatte definitiv jedes Augenmaß verloren.
    Vielleicht war es an der Zeit, den Schlussstrich zu ziehen, dachte Goss, und er merkte, wie sich bei dem Gedanken seine Laune hob. Dieses Fiasko konnte auf gar keinen Fall unter dem Deckel gehalten werden. Dafür waren zu viele Menschen gestorben, und der angerichtete Schaden war zu groß. Er musste nur dafür sorgen, dass die Sache Faulkner um die Ohren flog, und nichts war einfacher als das.
    »Mir reicht’s«, sagte er gähnend, als die Runde ausgespielt war. »Ich glaube, ich gehe zu Hugh, rede ein paar Takte mit ihm und löse ihn vielleicht ein bisschen früher ab, falls er müde ist.«
    »Bis Mitternacht sind es noch ein paar Stunden. Dann hast du eine ganz schön lange Schicht vor dir«, sagte Teague.
    »Also, na schön, verratet ihm nicht, dass ich das gesagt habe, aber ich bin jünger als er.« Er stand auf, streckte sich und zog seinen schweren Mantel über, um sich dann zu überzeugen, dass er die Handschuhe und die Kappe dabeihatte. Das Wetter konnte hier in Windeseile Umschlagen. Erst hatte es von klar und kalt zu warm und bewölkt gewechselt, anschließend zu kalt und bewölkt und danach zu kalt und regnerisch, und nun war es wieder klar und kalt, das alles in so vielen Tagen, wie es Wetterwechsel gegeben hatte. An diesem Morgen waren die Berggipfel verschneit. Der Winter rückte an, er wollte so schnell wie möglich aus Idaho verschwinden.
    Der gute alte Hugh. Er würde ihn vermissen.
    Er musste dafür sorgen, dass etwas auf Faulkner hindeutete. Vielleicht sollte er Hugh einen Zettel anheften, auf dem stand: »Yuell Faulkner hat mich dafür bezahlt«? Na sicher. Es musste etwas sein, das den Bullen ins Auge fiel, aber es durfte nicht so offensichtlich sein, dass sie es als irreführenden Hinweis abtun konnten. Bandini in die Sache hineinzuziehen wäre noch netter und würde garantieren, dass seinem Exchef nicht nur von den braven Bullen, sondern auch von den bösen Buben eingeheizt wurde.
    Er streifte die Handschuhe über, während er zu dem Tahoe ging, öffnete die Tür und angelte Toxtels Handy aus dem Handschuhfach. Die Handys waren hier in den Bergen nutzlos, aber er wollte auch niemanden anrufen. Stattdessen schaltete er das Handy an und gab Faulkners Telefonnummer ins Adressenverzeichnis ein. Ohne Namen, nur die Nummer. Die Bullen würden alle Nummern überprüfen. Er schaltete das Handy wieder ab und legte es ins Handschuhfach zurück, besann sich dann aber, holte es wieder heraus und ließ es in seine Hosentasche gleiten. Dann besann er sich erneut, lächelte und legte das Handy wieder ins Handschuhfach. Genau. So wäre es noch besser.
    Im Tahoe lag ein ganzer Stapel von Karten, Listen und Skizzen. Eines der Papiere war auf den Boden gefallen und völlig verschmutzt, weil jemand darauf getreten war. Goss nahm einen Stift, krakelte hastig Bandinis Namen auf das verschmutzte Blatt, setzte ein Fragezeichen dahinter und strich ihn dann wieder aus, bis er fast nicht mehr zu lesen war, aber eben nur fast. Danach warf er alle Papiere in den Fußraum vor der hinteren Sitzbank und ließ den Stift zwischen den Fahrersitz und die Mittelkonsole fallen.
    Anschließend ging er pfeifend den dunklen Pfad hinunter, an dessen Ende Toxtel Wache stand, oder eher saß, und darauf wartete, dass jemand von der anderen Seite des Flusses mit ihm redete.
    Cal verschmolz mit dem Schatten eines Baumes, bis er ein Teil des Unterholzes wurde. Er war keine zwei Meter vom dritten Wachposten entfernt, in dem er Mellor wiedererkannt hatte, als er hörte, wie sich jemand pfeifend näherte.
    Den Kopf gesenkt, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, blieb er reglos stehen. Er hatte sich Dreck ins Gesicht geschmiert, um sein bleiches Antlitz zu tarnen, aber er war mühelos in jenen Zustand geglitten, den er beim Jagen erreichte, und wenn sein Instinkt ihm riet, den Kopf zu senken und die Augen zu schließen, dann folgte er ihm. Er war Mellor so nahe, dass ihn unter Umständen das Glänzen in seinen Augen verraten konnte.
    Der zweite Schütze lag reglos in einer Blutpfütze und hatte das Messer des ersten Postens im Hals stecken. Zwei waren außer Gefecht gesetzt, damit blieben noch vier. Er war versucht, die beiden

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