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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ging neben dem Leichnam des großen Mannes in die Hocke, schob die behandschuhten Finger in dessen rechte Hosentasche und zog einen Schlüsselbund heraus. Dann warf er die Pistole zwischen den beiden Leichen auf den Boden und marschierte aus dem Zelt zu einem der Pick-ups.
    Mit schmalem, nachdenklichem Blick sah Cal ihn davonfahren. Er hätte ihn jederzeit erledigen können, aber der Mann nahm ihm die Arbeit ab und sorgte gleichzeitig dafür, dass Cal nicht selbst schießen musste und gar nicht erst unter Verdacht kam. Vielleicht war es am besten so. Sollten sich die Bullen doch zusammenreimen, was hier passiert war. Was immer auch Huxleys geheimes Ziel war, er hatte seine Partner nicht einbezogen.
    Cal ging ins Zelt und nahm der zweiten Leiche einen Satz Schlüssel ab. Er warf einen Blick auf den Schlüssel, stellte fest, dass es ein Dodge war, ging daraufhin geradewegs auf den großen Dodge Ram zu und setzte sich hinters Steuer. Eine Viertelstunde später war er in Creeds Hütte.
    Neenah leistete Creed am nächsten Tag im Krankenhaus Gesellschaft, wo sein Bein geröntgt und Cals Handarbeit in Augenschein genommen wurde. Als der Arzt fragte, wer die Wunde vernäht hatte, beließ Creed es bei der Auskunft, das habe ein alter Armeekamerad mit medizinischem Training erledigt. Das genügte; der Arzt schloss automatisch auf »Sanitäter« und war zufrieden.
    Es stellte sich heraus, dass er einen Haarriss im Knochen hatte - als hätte ihm Cal das nicht schon prophezeit -, weshalb sein Bein nicht in Gips, sondern in einen Plastikverband gesteckt wurde. Er musste den Verband zwei Wochen lang tragen und danach wiederkommen, um sich neuerlich röntgen zu lassen, aber der Arzt war guter Hoffnung, dass der Bruch bis dahin geheilt wäre. Alles in allem gute Neuigkeiten. Sie liehen ihm ein Paar Krücken; der Arzt ordnete an, sie reichlich zu benützen und dem Bein so viel Ruhe wie möglich zu gönnen, er prognostizierte, dass Creed, wenn er alle Anweisungen befolgte, in zwei Wochen wieder auf eigenen Beinen stehen könne.
    Neenah lächelte erleichtert. »Ich hatte schon Angst, du hättest dir einen dauerhaften Schaden zugezogen, so wie du herumgehoppelt bist«, gestand sie ihm, als sie in ihren Mietwagen stiegen. Woher sie so schnell ein Auto bekommen hatte, war ihm ein Rätsel. Vielleicht hatte jemand im Sheriff’s Department nachgeholfen. Sie war bis zum Klinikeingang vorgefahren, um ihn aufzulesen, damit er so wenig wie möglich zu Fuß gehen musste.
    »Ich kann nicht anders als herumhoppeln«, gab er zu-rück und brachte sie damit zum Lachen. Er liebte ihr Lachen, liebte die Art, wie sie den Kopf in den Nacken legte und ihre Augen zu funkeln begannen. Die Anspannung und Mühen der letzten Tage hatten dunkle Ringe unter ihren Augen hinterlassen, gelegentlich sah er, wie sich die Trauer in ihr Gesicht grub, doch in diesem Augenblick war all das verschwunden. Er wollte alles tun, damit das so blieb, wollte den Schmerz um jeden Preis von ihr fernhalten. Er wusste genau, dass er das nicht konnte, denn jeder, der in Trail Stop gewesen war, müsste auf ganz eigene Weise lernen, mit den Geschehnissen zurechtzukommen. Er selbst war auch nicht unbeschadet daraus hervorgegangen, und damit meinte er nicht sein Bein. Die Gewalt, die in ihr Leben eingedrungen war, hatte alte Erinnerungen zu neuem Leben erweckt. Er hatte schon früher gelernt, mit solchen Erinnerungen fertig zu werden, und würde es auch diesmal tun. Es waren Erinnerungen, die alle teilten, die im Krieg gewesen waren. Die Details mochten sich unterscheiden, aber jeder hatte Freunde verloren.
    Das Massaker von Trail Stop, wie es von der blutrünstigen Presse getauft worden war, machte im ganzen Land Schlagzeilen. Ein beständiger Strom an Reportern floss in die Stadt, wodurch die Motelzimmer knapp wurden.
    Im Lauf der Zeit würde sich alles wieder beruhigen, aber im Moment nahm das Sheriff’s Department von allen Beteiligten Aussagen auf und mühte sich währenddessen ab, Unterkünfte für die Menschen zu finden, deren Häuser zerschossen waren oder jenseits der zerstörten Brücke lagen, und dafür zu sorgen, dass Trail Stop wieder ans Telefon- und Stromnetz angeschlossen wurde, was, wie manche unkten, eventuell erst geschehen würde, wenn die Brücke wieder aufgebaut war. Brücken ließen sich nicht über Nacht errichten, nicht einmal kleine Brücken. Manche glaubten zu wissen, dass sie womöglich bis Weihnachten nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten. Creed wusste

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