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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Er tastete den Leichnam ab, bis er am Gürtel das Jagdmesser entdeckt hatte, das natürlich dabei sein musste. Er zog das Messer heraus und inspizierte es, so gut es ging. Es musste genügen. Er schob es in seinen Gürtel und hoffte bei Gott, dass er sich nicht versehentlich damit schnitt, bevor er den Typen still und leise hochhob und über die Klippen warf, als wäre er ausgerutscht. So was kam vor. Zu dumm.
    Er nahm das Gewehr des Mannes, legte damit an und schwenkte das Zielfernrohr über den Berghang, um nach den verräterischen, hell glühenden Wärmeflecken Ausschau zu halten. Aha. Die nächste Stellung war knapp hundert Meter entfernt und etwas tiefer gelegen, weshalb man von dort aus in einem flacheren Winkel und damit genauer zielen konnte. Noch weiter entfernt, seiner Schätzung nach bei der gesprengten Brücke, leuchtete noch etwas durch die Dunkelheit. Das war alles. Drei, genau wie er vermutet hatte. Er suchte den Hang auch oben und unten ab, um ganz sicher zu gehen. Nichts, bis auf ein paar Kleintiere und einige wenige Hirsche.
    Das Gewehr war sehr gut gearbeitet; es schien einen Zauber auf seine Hände auszuüben und war perfekt ausbalanciert. Mit einem Gefühl des Bedauerns hob er es über die Klippe und schickte es zu dem Typen hinunter, dem es gehört hatte. Jetzt sah es wirklich wie ein Unfall aus, so als wäre der Kerl aufgestanden, um pinkeln zu gehen, ausgerutscht und mitsamt seinem Gewehr kopfüber den Fels hinuntergesegelt.
    Lautlos begann er sich an den nächsten Schützen anzupirschen.
    Goss konnte spüren, dass ihnen die Scheiße um die Ohren fliegen würde. Er saß im Zelt und spielte mit Teague und dessen Cousin Troy Gunnell »Texas Hold’em«-Poker, aber nachdem er mit dem Kopf nicht bei der Sache war, verlor er eine Runde nach der anderen.
    Toxtel stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Nachdem sie dem Tattergreis erklärt hatten, was sie wollten, hatten sie von drüben rein gar nichts mehr gehört. Keinen Piep. Mit Leuten, die nicht reden wollten, konnte man nicht verhandeln. Bewegungen hatten sie in letzter Zeit auch keine mehr entdeckt, aber Goss wusste verdammt gut, dass diese Hinterwäldler hinter den Schützengräben, die sie ausgehoben hatten, hin und her flitzten. Irgendwie hatten sie die Toten geborgen. Teague meinte, sie hätten sich entweder mit Eiswasser getränkt oder eine Art rollendes Schild gebaut, hinter dem sie sich verstecken konnten, was eher nach einem Film oder einem mittelalterlichen Krieg klang, weshalb Goss die schlichteste Erklärung vorzog: Wasser.
    Teague war so verflucht stolz auf diese beschissenen Zielfernrohre, und dann ließen sie sich mit kaltem Wasser austricksen. Super.
    Teague war ebenfalls am Durchdrehen. Er sah richtig scheiße aus und warf die Schmerztabletten wie Smarties ein. Aber er leistete seine Arbeit, und abgesehen davon, dass er so von diesem Creed besessen war, klang er ganz vernünftig. Seinen drei Kumpels kam offenbar nichts an ihm komisch vor, vielleicht hatte er also nur an den Nachwirkungen der Gehirnerschütterung zu kauen. Nachdem Goss diese Nachwirkungen erst vor einer Woche am eigenen Leib gespürt hatte, konnte er Teague das nachfühlen.
    Heute waren zwei Typen fröhlich die Straße heruntergefahren gekommen, als hätten sie kein Schild an der Abzweigung vom Highway gesehen, das von einer Brückensperrung kündete. Klar hatten sie es gesehen, aber sie hatten gedacht, dass es irrtümlich dort steht. Ob jemand eine Ahnung hätte, wie lange es dauern würde, bis die Brücke repariert war? Ein paar Tage vielleicht?
    Sie gehörten genau zu jener Art von Dumpfbacken, dachte Goss, die sich lang und breit bei jedem beschweren würden, der ihrer Meinung nach die Brücke reparieren konnte. Folglich konnte jetzt jeden Tag jemand vom Straßenbauamt aufkreuzen.
    Vielleicht gab es eine Art kosmischer Suppe, aus der sie alle die gleichen Gedanken sogen, denn Teague sagte unvermittelt: »Dein Kumpel sieht so aus, als würde er jeden Moment ausflippen.«
    Goss zuckte mit den Achseln. »Er steht mächtig unter Druck. Er hat noch nie einen Auftrag verbockt, außerdem arbeitet er schon seit ewigen Zeiten für den Boss.«
    »Die Sache ist für ihn zum Egotrip geworden.«
    »Ich weiß.« Er hatte dabei still und heimlich nachgeholfen, indem er Toxtel bei jeder Gelegenheit angespornt, die dämlichsten Ideen gutgeheißen und alle Ansichten, die Toxtel äußerte, bis ins Extreme übersteigert hatte. Toxtel war kein Idiot, beileibe nicht, doch hier

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