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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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herauszunehmen, den er Yuell zuschob.
    Yuell riss einen Zettel ab und schob den restlichen Block zurück. Auf den Zettel schrieb er. Wurde der Raum nach Wanzen abgesucht?
    Noch hatte er kein einziges Wort gesagt und war auch nicht namentlich angesprochen worden, trotzdem war Vorsicht angebracht. Das FBI hatte mit Sicherheit zumindest versucht, den Raum zu verwanzen und das Telefon anzuzapfen. Vielleicht kampierte jemand in einem Zimmer auf der anderen Straßenseite und hatte ein supersensitives Paraboimikrofon auf die Fensterscheibe gerichtet. Was die Feds alles unternehmen würden, hing ganz davon ab, wie groß Bandini auf ihrem Radarschirm erschien. Wenn sie nur die Hälfte dessen gehört hatten, was man sich auf der Straße erzählte, hatte Bandini auf ihren Schirmen die Ausmaße eines Flugzeugträgers.
    »Heute Morgen.« Bandini lächelte grimmig. »Von mir persönlich.«
    Was bedeutete, dass Bandini keinem der vielen Leute in seinen Diensten hundertprozentig traute.
    Kluger Mann.
    Yuell legte den Stift in den Halter zurück, faltete das Papier zusammen, schob es in seine Jackentasche und setzte sich.
    »Sie sind ein vorsichtiger Mann.« Bandinis Augen waren kalt wie gefrorene Schlammscherben. »Trauen Sie mir nicht?«
    Das musste ein Witz sein, dachte Yuell. »Ich traue nicht mal mir selbst. Warum sollte ich Ihnen trauen?«
    Bandinis Lachen war ein freudloses Rasseln. »Ich glaube, Sie gefallen mir.«
    Und das sollte ihn aufbauen? Yuell saß schweigend da und wartete darauf, dass Bandini endlich eine Entscheidung fällte und zum Thema kam.
    Niemand, der Yuell ansah, hätte ihn für den Hausmeister gehalten, der er im Grunde war. Er räumte den Dreck weg und sorgte dafür, dass alles blitzblank erschien. Und er war sehr, sehr gut in seinem Job.
    Sein Aussehen half ihm dabei. Er war absolut durchschnittlich: durchschnittlich groß, durchschnittlich schwer, unauffälliges Gesicht, braunes Haar, braune Augen, undefinierbares Alter. Niemand bemerkte ihn, wenn er kam oder ging, und selbst wenn ihn jemand bemerkte, hätte er sich hinterher schwergetan, mehr als eine vage Beschreibung abzugeben, die noch dazu auf Millionen von Menschen zutraf. Nichts an Yuells Auftreten wirkte bedrohlich, weshalb es ihm ein Leichtes war, sich jemandem unbemerkt zu nähern.
    Offiziell war er Privatdetektiv und zwar ein sehr teurer. Sein Fachwissen war ihm von Nutzen, wenn er jemanden aufspüren musste. Ab und zu nahm er sogar offizielle Aufträge an, die gewöhnlich darin bestanden, einen Ehepartner in flagranti zu überraschen; solche Fälle verschafften ihm vor dem Finanzamt einen guten Stand. Er gab jeden Penny an, den er per Scheck kassierte. Zum Glück wollte bei der Mehrheit der Jobs, die er übernahm, niemand verwertbare Unterlagen hinterlassen, weshalb er meistens bar bezahlt wurde. Um dieses Einkommen nutzen zu können, waren einige komplizierte Waschgänge vonnöten, der Großteil seines Vermögens ruhte im Ausland auf einem prall gefüllten Pensionskonto.
    Yuell hatte fünf handverlesene Männer, die für ihn arbeiteten. Jeder von ihnen konnte eigenständig entscheiden, machte keine Fehler und blieb garantiert kaltblütig. Er wollte keinesfalls, dass ein Cowboy das Unternehmen, das er über Jahre hinweg aufgebaut hatte, in Trümmer schoss. Ein einziges Mal hatte er den Falschen angeheuert und musste seinen Fehler daraufhin eigenhändig korrigieren. Nur ein Idiot beging zweimal den gleichen Fehler.
    »Ich brauche Ihre Dienste«, sagte Bandini endlich, zog die nächste Schreibtischschublade auf und nahm ein Foto heraus, das er über das polierte Holz zu Yuell hinüberschlittern ließ.
    Yuell sah sich das Foto an, ohne es zu berühren. Der Fotografierte war dunkelhaarig, Augenfarbe nicht erkennbar, möglicherweise Ende dreißig. Er trug einen konservativen grauen Anzug und stieg gerade in einen neueren Toyota Camry. In der Hand hielt er einen Aktenkoffer. Der Hintergrund wirkte vorstädtisch: Backsteinhaus, Rasen, Bäume.
    »Er hat mir etwas gestohlen. Ich will es zurück.«
    Yuell zupfte an seinem Ohr und sah zum Fenster. Bandini grinste und entblößte dabei messerscharfe Eckzähne. »Wir sind sicher. Die Fenster sind schalldicht. Wie die Wände.«
    Wenn er es recht bedachte, drang von draußen kein
    Laut herein. Hier drin hörte er nur ihre Stimmen. Keine summende Klimaanlage, keine rauschenden Wasserrohre, nichts war zu hören. Yuell entspannte sich oder hörte zumindest auf, sich den Kopf über das FBI zu zerbrechen. Er war

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