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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihre Mutter; sie war willensstark, ein wenig reizbar, und sie liebte ihre Familie über alles, ohne ihre Kinder deshalb mit irgendeinem Unsinn durchkommen zu lassen. Einen Spruch, den Cate bei den Zwillingen einzusetzen gedachte, wenn sie älter waren, hatte sie von ihrer Mutter, die ihn Patrick an den Kopf geworfen hatte, nachdem sie eine Stunde lang seinem Gejammer zugehört hatte, dass er den Rasen mähen sollte: »Glaubst du, ich hätte dich neun Monate lang im Bauch herumgetragen und vor deiner Geburt sechsunddreißig Stunden lang mörderische Wehen durchgestanden, nur damit du faul auf dem Hintern hocken kannst? Du gehst jetzt raus und mähst den Rasen! Dafür hab’ ich dich bekommen.«
    Schlicht genial.
    Nach neuerlichem Zögern meinte Sheila: »Da wäre noch etwas, worüber ich mit dir reden wollte, wenn ich schon hier bin.«
    Das klang unheilverheißend. Ihre Mutter sah unheilverheißend aus. Unwillkürlich spürte Cate ein beklommenes Ziehen in der Magengrube. »Ist irgendwas, Mom? Ist was mit Dad? Oder mit dir? Um Gottes willen, ihr lasst euch doch nicht scheiden, oder?«
    Sheila starrte sie mit großen Augen an und verkündete dann ehrfürchtig: »Guter Gott, ich habe eine Pessimistin großgezogen.«
    Cates Wangen erglühten. »Ich bin wirklich keine Pessimistin, aber du hast das so gesagt, als wäre was Schlimmes passiert.«
    »Es ist nichts Schlimmes passiert, Ehrenwort.« Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Es ist nur so, dass dein Dad und ich uns freuen würden, wenn ich die Jungs auf einen Besuch mit nach Hause nehmen könnte, weil er sie seit Weihnachten nicht gesehen hat. Inzwischen sind sie alt genug, meinst du nicht auch?«
    Ausgetrickst. Cate verdrehte die Augen. »Das hast du absichtlich gemacht.«
    »Was denn?«
    »Mich glauben lassen, dass was Schlimmes passiert sei«, sie hob die Hand, um den Protest ihrer Mutter abzuschneiden, »nicht durch deine Worte, aber durch die Art, wie und mit welcher Miene du es gesagt hast. Damit die Vorstellung, du könntest die Jungs mitnehmen, verglichen mit all den grässlichen Dingen, die ich mir ausgemalt habe, bedeutungslos wirken würde. Harmlos. Ich weiß genau, wie du arbeitest, Mom. Ich habe mir Notizen gemacht. Weil ich fest vorhabe, die Jungs genauso geschickt zu manipulieren.«
    Sie atmete tief durch. »Das wäre nicht nötig gewesen. Ich bin nicht kategorisch gegen den Vorschlag. Ich kann nicht sagen, dass ich begeistert wäre, aber ich werde darüber nachdenken. Wie lange wolltest du sie bei dir haben?«
    »Zwei Wochen kämen mir angemessen vor, wenn man bedenkt, wie kompliziert die Reise ist.«
    Die Verhandlungen waren eröffnet. Cate durchschaute auch diesen Schachzug. Wahrscheinlich wollte Sheila die Jungs eine Woche bei sich haben, und um sicherzugehen, dass sie die ganze Woche bekommen würde, hatte sie das Doppelte gefordert. Vielleicht sollte sie ihrer Mutter eine Lektion erteilen, und sich ohne zu fackeln mit zwei Wochen einverstanden erklären. Vierzehn Tage lang rund um die Uhr auf zwei ungestüme Vierjährige aufpassen zu müssen, konnte die stärkste Frau brechen.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie, weil sie sich auf keine Diskussion über die Länge des Besuches, einlassen wollte, bevor sie sich auch nur einverstanden erklärt hatte, die Jungs nach Seattle fahren zu lassen. Wenn sie nicht auf der Hut war, hätte Sheila sie so schnell in ein Gespräch über die Details verwickelt, dass die Jungs in Seattle wären, bevor Cate begriffen hatte, dass sie eigentlich gar nicht zugestimmt hatte.
    »Den Flug bezahlen natürlich dein Dad und ich«, hakte Sheila eisern nach.
    »Ich werde darüber nachdenken«, wiederholte Cate.
    »Du brauchst auch mal eine Pause. Solange du dich um das Haus und diese zwei kleinen Taugenichtse kümmern musst, hast du kaum Zeit für dich selbst. Du könntest zum Friseur gehen oder zur Maniküre oder Pediküre ...«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Sheila schnaufte hörbar. »Wir müssen die Einzelheiten klären.«
    »Dafür ist immer noch reichlich Zeit, falls ich beschließe, dass du sie mitnehmen kannst. Du kannst auch aufhören, weil ich mich zu nichts verpflichten werde, solange ich nicht länger als die zwei Minuten, die du mir gewähren willst, darüber nachgedacht habe.« Dennoch dachte sie eine Sekunde lang sehnsüchtig an den Friseursalon in Seattle, in dem sie Stammkundin gewesen war. Seit ihrem letzten Friseurbesuch war so viel Zeit vergangen, dass praktisch kein Schnitt mehr erkennbar war.

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