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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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unregelmäßigen Abständen standen Überholverbotsschilder am Straßenrand. Nachdem sie am etwa fünfzigsten Schild vorbeigefahren waren, murmelte er. »Was für eine Scheiße.«
    »Was denn?«
    »Diese ganzen Überholverbotsschilder. Erstens könnte man auf dieser Straße sowieso nirgends überholen. Hier kommt eine Kurve nach der anderen. Und zweitens gibt es hier nichts, was man überholen könnte.«
    »Stadtjunge«, meinte Toxtel grinsend.
    »Ganz genau.« Er sah auf die Karte. »Gleich müsste es rechts abgehen.«
    »Gleich« bedeutete weitere zehn Minuten. Die Temperatur war wiederum um ein paar Grad gefallen, und die Luft schien dünner zu werden. Goss rätselte, wie hoch sie hier sein mochten.
    Die gesuchte Stichstraße war von einer Parade aus gut dreißig Briefkästen gesäumt, die windschief wie betrunkene Soldaten am Straßenrand standen. Außerdem gab es ein Schild mit der Aufschrift »Trail Stop« über einem Pfeil sowie, direkt daneben, eine säuberlich beschriftete Tafel, auf der »Nightingale’s Bed and Breakfast« zu lesen stand.
    »Das ist es«, sagte Toxtel. »Dürfte nicht schwer zu finden sein.«
    Bisher war die Straße stetig angestiegen, aber kurz nachdem sie auf die schmale, einspurige Nebenstraße gebogen waren, ging es wieder bergab. Das Gefälle war stärker als die Steigung zuvor. Toxtel schaltete einen Gang herunter, musste aber trotzdem immer wieder bremsen.
    Aus einer Kurve heraus konnten sie unten im Tal eine Siedlung erkennen, bei der es sich um Trail Stop handeln musste und die auf einer breiten Anhöhe saß, an der rechterhand ein Gebirgsfluss vorbeibrauste. Die Anzahl der Gebäude entsprach in etwa jener der Briefkästen am Straßenrand.
    Am Fuß des Berges fuhren sie über eine schmale Holzbrücke, die unter dem Gewicht des Tahoes kreischte. Als Goss hinunterschaute in den schäumenden Bergbach, der hier vom Berg herabgeschossen kam, um sich in den Fluss zu ergießen, und dessen weiß brodelndes Wasser die schwarzen, von der Gischt umsprühten Felsbrocken umschäumte, überlief ihn ein Frösteln. Der breite Bach war nicht so ungestüm wie der Fluss, den sie zuvor gesehen hatten, aber etwas erschien ihm daran unheimlich.
    »Schau nicht hin, ich glaube, wir sind auf dem Set von >Beim Sterben ist jeder der Erste< gelandet«, sagte er leise.
    »Falscher Bundesstaat«, erwiderte Toxtel frohgemut. Ihn schien die ungezähmte Landschaft nicht im Geringsten zu stören.
    Die Straße wand sich wieder nach oben über einen kleinen Hügel, und als sie dessen Kuppe erreicht hatten -Goss schloss kurz die Augen, für den Fall, dass auf der anderen Seite ein anderes Fahrzeug heraufkommen sollte -, lag Trail Stop vor ihnen, eine Ansammlung vereinzelter Gebäude, die zu beiden Seiten die Straße säumten. Es gab mehrere Wohnhäuser, größtenteils klein und verlottert, dann einen Futtermittelladen, einen Eisenwarenladen, einen Lebensmittelladen, wieder ein paar Häuser und am anderen Ende linkerhand einen großen viktorianischen Kasten mit breiter Veranda, weißem Zuckerbäckerstuck und einem Schild an der Front, das ihn zu der gesuchten Pension erklärte. Auf dem Parkplatz an der Gebäudeseite standen zwei Autos, und ein drittes parkte hinter dem Haus in einer frei stehenden Garage. Das Garagentor stand offen. Rechts von dem Tor war eine normale Tür zu sehen. Vielleicht sollten sie dort anfangen, nach Laytons Sachen zu suchen, dachte Goss.
    »Du hast Recht gehabt«, sagte er. »Das war wirklich nicht schwer zu finden.«
    Noch während sie parkten, kam eine Frau die Treppe herunter und auf sie zu. »Hallo«, begrüßte sie sie, »ich bin Cate Nightingale. Willkommen in Trail Stop.«
    Toxtel stieg als Erster aus dem Wagen, stellte sich lächelnd vor und reichte ihr die Hand, bevor er die Heckklappe öffnete, damit sie das Gepäck herausnehmen konnten. Goss folgte ihm weniger enthusiastisch, obwohl auch er das Lächel-und-Händeschüttel-Ritual durchging. Sie stellten sich als Huxley und Mellor vor, wobei er Huxley war und Toxtel Mellor. Faulkner hatte sie umsichtigerweise mit der Kreditkarte einer großen Firma ausgestattet, sodass sie keine Ausweise vorzuzeigen brauchten.
    Goss gab sich keine Mühe, das Interesse zu verhehlen, mit dem er die Besitzerin der Pension musterte. Sie war jünger, als er erwartet hatte, schlaksig gebaut und praktisch ohne Kurven, dafür hatte sie einen niedlichen Hintern. In ihren schwarzen Hosen und dem weißen Hemd mit hochkrempelten Ärmeln stellte sie ihn nicht

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