Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Übelkeit erregenden Reigen um ihn zu drehen.
    Er hörte die Fahrertür zuknallen und Toxtel an seine Seite kommen. »Alles okay?«
    »Gehirnerschütterung«, brachte Goss heraus. Er holte mehrmals tief Luft und versuchte die Übelkeit niederzukämpfen. Von einem Handwerker ausgeschaltet zu werden, war schlimm genug; er wollte nicht auch noch vor Toxtel kotzen.
    Toxtel war nicht wirklich der mitfühlende Typ. Er grunzte nicht mal mitleidig. Stattdessen öffnete er die
    Heckklappe und zog Laytons Koffer an die Ladekante. »Mal sehen, was wir haben«, sagte er. »Ich will sicher sein, dass der Stick drin ist, bevor ich Faulkner anrufe.«
    Goss gelang es, sich aufzurichten, während Toxtel den Reißverschluss aufzog und den Inhalt herauszuziehen begann. Jedes Kleidungsstück wurde untersucht, jede Tasche und jeder Saum abgetastet, bevor die Sachen achtlos zu Boden fielen. Aus einer Plastiktüte förderte er ein Handy zutage, das viel versprechend aussah, in dem aber lediglich ein Akku steckte, kein Stick weit und breit. Entschlossen nahm er das gesamte Gerät auseinander, ohne irgendwas zu finden.
    Im Koffer lag außerdem ein Paar schwarz-weißer Schuhe, denen sich Toxtel anschließend widmete. Jeden Schuh mit dem Absatz nach oben haltend, schlug er damit gegen den Truck, bis sich die Absätze lösten. Kein Memorystick.
    Als Nächstes folgte der Koffer selbst. Toxtel riss die Innenverkleidung heraus und tastete jeden Zentimeter ab, er schnitt sogar die vernähten Henkel auf und sah darunter nach.
    »Fuck!«, fluchte er und schleuderte den Koffer weg. »Er ist nicht da.«
    »Vielleicht hat Layton ihn mitgenommen. Schließlich brauchte er ihn nur in die Hosentasche zu stecken«, sagte Goss. Er war enttäuscht, dass sein Plan, Faulkner ans Messer zu liefern, nicht aufgegangen war, aber im Moment dröhnte ihm der Schädel zu sehr, als dass ihm etwas Neues eingefallen wäre.
    »Was heißen würde, dass er nicht vorhatte, noch mal zurückzukehren. Scheiße, er könnte das Ding die ganze Zeit in seiner Tasche herumgetragen haben. Ich würde das sofort glauben, wenn an diesem Koffer nicht etwas faul wäre.«
    »Und was?«, fragte Goss müde. »Du hast ihn auseinandergenommen, ohne dass du was gefunden hast.«
    »Genau, und das, was ich nicht gefunden habe, lässt mich glauben, dass uns die Schlampe reingelegt hat.«
    »Was denn?«, fragte Goss noch mal.
    »Siehst du vielleicht einen Rasierer oder einen Kamm, ein Deo, irgendwas in der Richtung?«
    Goss nahm den verstreuten Inhalt des Koffers in Augenschein und gelangte trotz seiner dröhnenden Kopfschmerzen zu dem unausweichlichen Schluss: »Sie hat uns nicht alles gegeben.«
    »Die meisten Männer haben ihr Waschzeug in einem Kulturbeutel. Außerdem sind verdammt wenig Sachen hier drin. Ich glaube, es gibt einen zweiten Koffer.«
    »Fuck.« Goss ließ sich auf die Stoßstange sinken und betastete behutsam seinen Hinterkopf. Schon bei der leisesten Berührung jagten Blitze durch seinen Schädel und tanzten kleine bunte Lichter vor seinen Augen. Verschwommen tat sich eine zweite Chance vor ihm auf, doch er war zu benommen, um sie klar zu erkennen.
    »Umkehren können wir nicht«, sagte Toxtel grimmig. »Jetzt kennt sie uns, wahrscheinlich hat sie auch die Bullen gerufen.«
    Durch seinen Schmerzensnebel hindurch erkannte Goss Toxtels Dilemma. Er konnte Faulkner anrufen, ihm erzählen, was vorgefallen war und ihn bitten, jemand anderen zu schicken, aber damit hätten sie den Job hingeworfen, das hatten sie noch nie nötig gehabt, noch nie musste einer von beiden erklären, dass er einen Auftrag nicht durchführen konnte.
    Dabei ging es nicht nur um ihr Ego. Sie verdienten ihr
    Geld damit, dass sie Dinge erledigten. Beide hatten den Ruf, alles zu erledigen, ganz gleich, wie tief sie dabei in die Scheiße gerieten, und genau deswegen überließ ihnen Faulkner alle wichtigen Jobs. Sollten sie Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit aufkommen lassen, und sei es auch nur ein einziges Mal, würde der Schatten der Ungewissheit nie wieder von ihnen weichen. Es war nicht so, als würden sie ein festes Gehalt kassieren, verfluchte Scheiße. Sie bekamen einen Anteil der ausgehandelten Todesprämie, und da sie die schwierigsten Jobs bekamen, fielen die Prämien umso höher aus, wodurch wiederum ihr Anteil stieg.
    »Mir kommt da eine Idee«, sagte Toxtel und blickte die Straße hinunter. »Lass mich kurz nachdenken. Sag mir zuerst, ob du einen Arzt brauchst.«
    »Nein.« Die Antwort kam von selbst.

Weitere Kostenlose Bücher