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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Erst nachdem Goss sie ausgesprochen hatte, prüfte er im Geist seine körperliche Verfassung und wiederholte dann: »Nein, solange ich nicht einschlafe und du mich nicht wieder aufwecken kannst.«
    »Ich werde mich bestimmt nicht an dein beschissenes Bett setzen und dich jede Stunde wachrütteln«, erklärte Toxtel gelangweilt. »Du solltest dir lieber sicher sein, dass du okay bist.«
    Der gute alte Toxtel: eine Seele von Mensch. »Fahren wir«, fuhr Goss ihn an. »Und lass mich wissen, wenn dein großer Plan Gestalt angenommen hat.«
    Das Problem war: wohin fahren? Sie brauchten zumindest vorübergehend eine Unterkunft, und er konnte sich nicht entsinnen, auch nur ein einziges verwanztes Motel gesehen zu haben, seit sie hier gelandet waren. Toxtel holte die Karte heraus und entfaltete sie auf der Motorhaube des Tahoe, während Goss in seinem Gepäck herumwühlte, um festzustellen, ob er Schmerzmittel eingepackt hatte. In seinem Rasierbeutel stieß er auf eine jener Einzelpackungen Ibuprofen, die es im Flughafen zu kaufen gibt, und er würgte beide Pillen ohne einen Schluck Wasser hinunter. Das war das zweite Problem: Sie brauchten auch etwas zu essen und zu trinken. Das immerhin bot der kleine Ort, den sie durchfahren hatten, und wenn sie großes Glück hatten, gab es dort eventuell in einer versteckten Seitenstraße ein Motel.
    »Die Karte bringt einen Scheiß«, knurrte Toxtel, faltete sie zusammen und warf sie wieder in den Tahoe.
    »Wonach suchst du denn?«, fragte Goss, während er sich vorsichtig zur Beifahrertür vorhangelte und einstieg. Ein falscher Schritt, und er würde ein paar dutzend Meter in die Tiefe segeln. Die Schlucht fiel nicht senkrecht ab, wahrscheinlich würde er in einen Baum knallen und hängen bleiben, statt ganz hinunterzupurzeln, aber auf diese Erfahrung wollte er lieber verzichten. Irgendwas stimmte nicht mit diesen Idioten, die so für die Natur schwärmten. Ihm jedenfalls ging die Natur am Arsch vorbei.
    »Ich brauche eine von den Karten, auf denen alle Berge und dieser ganze Scheiß eingezeichnet sind.«
    »Eine topographische Karte«, erläuterte Goss.
    »Genau. So eine.«
    »Wozu willst du einen Berg finden? Sieh dich um«, knurrte er und schwenkte die Hand über das Panorama hinter der Windschutzscheibe. Da draußen gab es Berge noch und noch. Wohin man auch schaute, nichts als blöde Berge.
    »Ich brauche so eine Karte«, antwortete Toxtel langsam, »weil ich herausfinden will, ob wir es irgendwie schaffen können, den Ort abzuriegeln. Wir wissen, dass es nur eine Straße gibt und dass sie dort endet. Können wir sie so blockieren, dass niemand mehr rauskann?«
    Goss’ Kopfschmerzen waren schlagartig verflogen, als ihm aufging, was Toxtel da vorschlug. Falls er je von einer Situation gehört hatte, die durch den kleinsten Funken zur Explosion gebracht werden konnte, dann diese. »Wir bräuchten auch Luftaufnahmen«, überlegte er. »Um sicherzugehen, dass es keine Trampelpfade gibt, die von den Einheimischen benutzt werden und die auf keiner Karte eingezeichnet sind. Das Gelände ist ziemlich schroff; ich glaube, wenn wir ein paar Punkte blockieren könnten, wäre der Rest so unwegsam, dass niemand herauskäme.«
    Toxtel nickte; sein Gesicht hatte jenen schmaläugigen, entschlossenen Ausdruck angenommen, der Goss verriet, dass er sich auf einen Plan eingeschossen hatte. Dazu bräuchten sie Geld, überlegte Goss, und mehr Leute. Allein konnten er und Toxtel das nicht bewerkstelligen. Außerdem brauchten sie jemanden, der die Gegend und den Menschenschlag kannte, mit dem sie es zu tun hatten. Goss kannte seine Grenzen. Sein Zuhause war der Beton, nicht der blanke Fels. Wenn er hier draußen gegen einen Waldmenschen antrat, der ständig Hirsche jagte und ähnlichen Mist machte und wahrscheinlich einen ganzen Schrank voller Tarnanzüge besaß, war er eindeutig im Nachteil. Sein größter Aktivposten war sein Verstand, und den gedachte er einzusetzen.
    »Wir müssten sichergehen, dass alle Gäste abgereist sind«, dachte er laut nach. »Man würde sie zu Hause erwarten oder zumindest einen Anruf.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Jemand müsste hinfahren und nachsehen, am besten jemand aus der Gegend oder wenigstens jemand, der nicht auffällt.«
    Toxtel ließ den Motor an und legte den Gang ein. »Ich kenne jemanden, den ich anrufen kann.«
    »Du kennst hier Leute?«
    »Nein, aber ich kenne jemanden, der jemanden kennt, du weißt, wie so was geht.«
    Goss hatte kapiert. Er

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