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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Enkeln zurückgekehrt war und feststellen musste, dass ihre Tochter von bewaffneten Männern bedroht worden war, hatte Sheila keinen
    Ton gesagt, erst jetzt erkannte Cate, dass Sheilas Beschützerinstinkt ebenfalls erwacht war.
    »Natürlich habe ich entsetzliche Angst«, gab sie zu. »Aber warum sollten sie wiederkommen? Dazu haben sie keinen Grund, schließlich habe ich ihnen den Koffer gegeben. Mir ist bewusst, dass das wahrscheinlich nur eine Schockreaktion ist, trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn du die Jungs in Sicherheit bringst. Das Schlimmste an der ganzen Situation war der Gedanke, dass ihr drei irgendwann auftaucht.« Schlagartig wurde ihr wieder speiübel, denn die grauenhafte Angst war jetzt fast so lähmend wie in der Situation selbst. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte.« Ihre Stimme brach, und sie biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, die hinter ihren Lidern brannten.
    »Du weißt, wie gern ich sie mitnehmen würde, trotzdem solltest du die Sache noch einmal überschlafen, um festzustellen, ob du morgen noch genauso empfindest.« Sheila verstummte kurz und ergänzte dann: »Du hast keine Ahnung, wie schwer es mir fällt, fair zu spielen.«
    Dieser für Sheila so typische Kommentar brachte Cates Tränen zum Versiegen, und sie sah ihre Mutter hochachtungsvoll an. »O doch, das weiß ich.«
    Sherry Bishop trat zu Cate und tätschelte Cates Schulter. »Du musst den Sheriff anrufen.«
    »Es ist nicht so, dass ich etwas dagegen hätte.« Cate rang sich ein Lächeln ab, das nur leicht wacklig wirkte. »Ich glaube nur nicht, dass er viel ausrichten kann. Diese Männer haben bestimmt falsche Namen angegeben, und sie sind längst über alle Berge. Wir wissen jetzt, dass Mr Layton nichts Gutes im Schilde führte, aber auch wenn es gegen das Gesetz ist, die Waffe auf jemanden zu richten, so wurde doch unter dem Strich niemand verletzt. Ich könnte also Anzeige erstatten, aber das würde kaum etwas bewirken. Wozu also die Mühe?«
    »Sie waren bewaffnet! Sie haben dich beraubt! Das ist eine Straftat! Du musst die Polizei rufen! Das muss gemeldet werden, schließlich könnten sie zurückkommen.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.« Sie sah kurz zu Calvin hinüber. »Allerdings verschweige ich dabei wohl lieber, dass Mr Harris einen von ihnen k.o. geschlagen hat.« Sie wandte genauso schnell und eigenartig verunsichert den Blick wieder ab. Eine Erinnerung blitzte immer wieder mit verstörender Klarheit in ihrem Kopf auf, das war die Entschlossenheit, die er ausgestrahlt hatte, als er mit dem Gewehr auf Mellors Kopf gezielt hatte. Sie hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass er abdrücken würde, inzwischen war ihr bewusst, dass Mellor zu demselben Schluss gekommen war. In dieser Sekunde hatte sie einen Calvin gesehen, der ihr völlig unbekannt war, und auch jetzt wollte ihr nicht in den Kopf, dass der fast schmerzhaft schüchterne, liebevolle Handwerker der Mann mit dem eisigen Blick sein sollte, der so kühl und seelenruhig eine todbringende Waffe in den Händen gehalten hatte.
    Doch nachdem seine Tat anscheinend niemanden außer ihr überraschte, war sie vielleicht die Einzige, die mit Blindheit geschlagen war. Es war schlicht und einfach so, dass sie sich seit Dereks Tod ausschließlich darauf konzentriert hatte, die Jungs zu erziehen und die Pension zu führen, weshalb nichts anderes bleibenden Eindruck auf sie gemacht hatte. Sie hatte sich nicht für ihre Nachbarn interessiert, sie hatte nie Fragen gestellt, die ihr Aufschluss darüber gegeben hätten, wer und was hinter der Alltagsfassade steckte. Sie hatte die Jahre überstanden, indem sie sich an die Kandare genommen und immer nur geackert hatte, indem sie sich ausschließlich dem gestellt hatte, was jeweils zu erledigen war, und alles andere ausgeblendet hatte. Sie hatte sich so ohnmächtig gefühlt, dass sie anders nicht hätte überleben können.
    Was verbarg sich noch hinter der freundlichen Fassade ihrer Nachbarn? Neenah war ihre engste Freundin hier, doch Cate wusste praktisch nichts über sie. Sie wusste nicht einmal, warum sie ihren Orden verlassen hatte. Wusste Cate es nicht, weil Neenah nicht darüber sprechen wollte, oder weil Cate nie danach gefragt hatte? Sie schämte sich und empfand plötzlich tiefe Reue darüber, dass sie Jahre der Freundschaft vergeudet hatte, in denen sie ihr Herz hätte öffnen können.
    Jetzt waren alle ihre Nachbarn hier, alle hatten sich versammelt, sobald sie gehört hatten, dass sie

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