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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nur überleben, wenn er seine Waffe fallen ließ. Cate versuchte nachzuvollziehen, was in seinem Kopf ablief, aber sie kam nicht weiter als bis zu der Erkenntnis, dass er darauf vertrauen musste, nicht von Calvin erschossen zu werden, sobald er unbewaffnet war. Mellor würde sie wahrscheinlich allesamt kaltblütig umbringen, aber Calvin würde das nicht tun.
    Ganz bedacht gab Mellor Neenah frei und ließ die Sicherung der Automatikwaffe einrasten. Neenah sackte zu Boden, unfähig, auch nur einen Laut von sich zu geben. Cate wollte zu ihr, aber Calvin warf ihr einen eisigen Blick zu, und sie stockte noch in der Bewegung, weil ihr verspätet aufging, dass er sie keinesfalls in Mellors Nähe haben wollte.
    »Jetzt lassen Sie sie fallen«, befahl Calvin.
    Die Waffe kam mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Cate zuckte zusammen, aus Angst, ein Schuss könnte sich lösen, doch nichts geschah.
    »Nehmen Sie den Koffer, und hauen Sie ab.«
    Langsam und ohne eine allzu hastige Bewegung nahm Mellor Cate den Koffer ab. Cate starrte ihn mit großen Augen an. Kurz trafen sich ihre Blicke. Seiner war so ruhig und ausdruckslos, als würde er so etwas jeden Tag erleben.
    »Cate«, sagte Calvin. Sie sah ihn blinzelnd an. »Heben Sie die Pistole auf.«
    Sie eilte zu der Waffe und hob sie an zwei Fingern hoch.
    Sie hatte noch nie eine Waffe berührt und war überrascht, wie schwer sie war.
    »Sehen Sie den Knopf auf der linken Seite? Drücken Sie ihn.«
    Die Pistole in der Rechten haltend, drückte sie mit dem linken Zeigefinger den entsprechenden Knopf.
    »Okay«, erklärte ihr Calvin. »Sie haben sie gerade entsichert. Drücken Sie den Abzug nur, wenn Sie wirklich schießen wollen. Sie gehen als Erste die Treppe hinunter und halten sich so weit von ihm fern, dass er Sie nicht erreichen kann. Wir kommen nach. Unten treten Sie ein paar Schritte vom Treppenabsatz zurück und zielen dabei weiter auf ihn, bis ich unten angekommen und wieder hinter ihm bin. Haben Sie das verstanden?«
    Das war nur folgerichtig. Wenn er Mellor vorangehen ließ, musste er ihm so dicht folgen, dass Mellor den Lauf der Flinte packen konnte, oder aber Mellor wäre, sobald er das Ende der Treppe erreicht hatte, sekundenlang außer Sicht. Cate hatte nicht die leiseste Ahnung, was Mellor in diesen wenigen Sekunden anstellen konnte, aber wenn Calvin glaubte, dass ihnen Gefahr drohte, war sie bereit, seinen Anweisungen zu folgen.
    Wo steckte der andere Mann, dieser Huxley? Was hatte Calvin mit ihm gemacht?
    Sie gelangte deutlich schneller nach unten, als sie vorhin heraufgestiegen war, und das war nicht nur Absicht. Ihre Knie waren immer noch so wacklig, dass sie die Treppe halb rennend und halb stolpernd hinabeilte. Die Waffe hielt sie die ganze Zeit fest umklammert und schickte gleichzeitig ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel, dass Mellor keine Tricks probieren mochte, weil sie keine Ahnung hatte, was sie dann tun würde. Unten trat sie ein paar Schritte zurück, drehte sich um, zielte auf Mellor und nahm beide Hände, um die Waffe so ruhig wie nur möglich zu halten. Sie wackelte sichtbar in ihren Händen, weil Cate immer noch schlotterte, aber sie glaubte - sie hoffte -, dass sie genau genug zielte, um ihn von irgendwelchen riskanten Manövern abzuhalten.
    Calvin, der Mellor in sicherem Abstand folgte, wirkte im Gegensatz zu ihr eiskalt und unempfänglich für jeden Stress.
    »Gehen Sie weiter«, befahl er Mellor in dem gleichen nachsichtigen Tonfall wie zuvor. Sie gingen weiter ins Erdgeschoss.
    Nach einer Sekunde setzte sich Cate in Bewegung, um ihnen zu folgen. Erst jetzt kam Neenah die Speichertreppe herab, Fuß vor Fuß setzend und sich erst am Geländer und danach am Türrahmen haltend. Sie sah Cate an und schluckte. »Mir geht’s gut«, hauchte sie stimmlos. »Geh und hilf Cal.«
    Cate eilte die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Sie sah den anderen Mann vor der Haustür am Boden liegen, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Er versuchte sich benommen aufzusetzen.
    »Ich kann ihn und die drei Taschen nicht gleichzeitig zum Auto bringen«, sagte Mellor.
    »Binden Sie ihn los. Er kann gehen.« Calvin hatte die Flinte immer noch im Anschlag.
    Mellor band Huxley los und half ihm auf. Der andere schwankte, kippte aber nicht wieder um. Aus seinen blauen Augen loderte Calvin glühender Hass entgegen, aber die Mühe hätte er sich sparen können, denn Calvin zeigte keinerlei Reaktion.
    Die beiden Männer teilten sich die drei Gepäckstücke auf und

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