Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Gesellschaft war als überhaupt keine, so fühlte sie sich doch etwas einsam, als sie mit ihm allein zu Abend aß. Besonders weil er viel schneller fertig war als sie und dann sofort hinauswollte. Krister war noch im Glady’s, um aufzuräumen. Er würde mit größter Sicherheit erst sehr spät nach Hause kommen.
Sie gingen in das große Wäldchen hinter dem Haus. Es hatte nichts von einem Park, da es keine Rabatten oder beschnittene Büsche gab. Die Bäume wuchsen hoch und dicht, und etliche vom Sturm gefällte Bäume waren liegen geblieben und verrotteten. Ein durchdringender Geruch feuchter Erde und vermodernder Pflanzen schlug ihnen entgegen, hier und da wuchsen Pilze. Es hatte begonnen zu dämmern, aber auf den erleuchteten und asphaltierten Wegen waren noch etliche Leute unterwegs. Überwiegend Hundebesitzer, die einen Abendspaziergang unternahmen.
Es begann leicht zu nieseln, während sie Richtung Doktor Fries Torg gingen. Egon zog an seiner Leine, die sich automatisch aufrollte, und registrierte schnuppernd alle Hundenachrichten. Er war gut beschäftigt. Irene hörte das Quietschen der Straßenbahnen vom Wavrinskys Plats. Kindheitserinnerungen. Die ganze Gegend war voll von ihnen. Hier war sie aufgewachsen, in derselben Wohnung, in der sie jetzt mit Krister wohnte. Sie hatten sie von ihrer Mutter geerbt, die fast fünfzig Jahre darin gewohnt hatte. Felipe war es zu verdanken gewesen, dass die Renovierung sehr rasch über die Bühne gegangen war. Er studierte nicht nur Architektur, sondern war auch sehr geschickt. Er hatte ihnen dabei geholfen, die Wände zu tapezieren und einen neuen Fußboden zu verlegen. Mit Hilfe eines Elektrikers und eines Installateurs hatte er auch die neue Küche eingebaut. Jetzt sah die Wohnung genau so aus, wie Krister und Irene sie haben wollten.
Jan-Eriks Frage, ob Krister das Glady’s kaufen wolle, war eine totale Überraschung gewesen. Krister und sie hatten das Angebot eingehend diskutiert. Nach reiflicher Überlegung stimmten sie zu und gingen mit einem Anwalt alle notwendigen Papiere durch. Dann gründeten sie eine Aktiengesellschaft. Allein das kostete sie 50 000 Kronen. Der Gewinn vom Verkauf ihres Hauses in Fiskebäck war damit aufgebraucht. Außerdem musste sich Krister 100 000 Kronen für die Wiedereröffnung leihen. Natürlich kam er nicht um die Verlegenheit herum, den Angestellten vom ersten Monat an ihren Lohn auszubezahlen. Sie waren beide sehr erleichtert gewesen, als das letzte Papier vor der Übernahme des Glady’s unterzeichnet war.
Dann explodierte der Autosprengsatz. Nicht nur ihr Auto war damit zerstört worden, sondern ihre ganze Existenz. Alle Sicherheiten: weg. Irene war verzweifelt, als sie daran dachte, wie schlecht das Gespräch mit Krister vierundzwanzig Stunden zuvor verlaufen war. Ihnen drohte eine Katastrophe, und plötzlich konnten sie nicht mehr miteinander reden.
K rister schlief immer noch tief, als Irene am folgenden Morgen zur Arbeit radelte. Er war erst gegen Mitternacht nach Hause gekommen und sofort ins Bett gefallen. Ehe er einschlief, murmelte er noch: »Wir sind fertig geworden.«
Der Arbeitstag begann wie immer mit der Morgenbesprechung und mit einer Tasse Kaffee. Auch Fredrik Stridh und Ann Wennberg vom GOBR waren anwesend. Nachdem sie sich kurz eher beiläufig unterhalten hatten, meldete sich Irene zu Wort.
»Ich habe mich gestern mit Ritva Ekholm unterhalten. Sie kommt gegen elf und fertigt dann zusammen mit Göran von der Spurensicherung ein Phantombild an. Sie hat noch etwas gesagt, das wir bislang nicht wussten. Das Auto hatte ein Schiebedach. Ek holm sah, wie der Fahrer seine Hand durch das offene Schiebedach streckte und winkte. Seine Hand war offenbar bis zu den Fingerspitzen tätowiert. Das war das Einzige, was sie von ihm sah, weil die Scheiben des Autos getönt waren. Ich frage mich, ob wir nicht die Filme der Überwachungskameras auf der Avenyn nach einem schwarzen Auto mit Schiebedach absuchen sollten. Und auch die Filme von der Ringön könnten wir uns noch einmal ansehen, vielleicht taucht dort ebenfalls ein schwarzes Auto mit Schiebedach auf«, meinte sie.
»Warum sollte es?«, wollte Tommy mit gerunzelter Stirn wissen.
Der Kommissar trug an diesem Tag eine Uniform, da er einer Pressekonferenz anlässlich des Mordes an Patrik Karlsson beiwohnen musste. Die Öffentlichkeit war aufgrund des makaberen Mordes, der selbst den Autosprengsatz in den Schatten stellte, immer noch beunruhigt.
»Ich weiß nicht, und
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