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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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vielleicht ist es gar nicht das Auto, nach dem wir fahnden. Oder wir entdecken noch einen weiteren Wagen, der irgendwie nach Gangsterschlitten aussieht«, meinte Irene.
    Eine nachdenkliche Stille breitete sich im Zimmer aus. Schließlich ergriff Fredrik das Wort.
    »Wir haben die Filme bereits angesehen, und uns ist nichts Verdächtiges aufgefallen«, sagte er.
    »Das schon. Aber da haben wir uns auf zwei Biker konzentriert«, beharrte Irene.
    »Ich stimme Irene zu. Wenn wir uns die Filme noch einmal gewissermaßen mit neuen Augen vornehmen, dann finden wir vielleicht etwas, das uns beim ersten Mal nicht aufgefallen ist«, meinte Ann Wennberg.
    »Vielleicht«, räumte Tommy ein und zog nachdenklich an einem langen Haar seiner Braue.
    Irene sah förmlich, wie die Zahlen hinter seiner Stirn rotierten, beim Nachrechnen, was es kosten würde, die Filme ein weiteres Mal auswerten zu lassen. Schließlich sagte er:
    »Gut. Aber du musst das selbst erledigen.«
    Er nickte Irene zu.
    Es war kein größeres Problem, die Filme vom Samstagabend vom Autobahnzubringer in Ringön und am Frihamnen noch einmal zu sichten, denn sie wussten ja, dass die Mörder vor 22.30 Uhr dort vorbeigekommen sein mussten. Sicherheitshalber begann Irene ab 21 Uhr.
    Ein schwarzer BMW tauchte um 22.03 auf dem Autobahnzubringer in Ringön auf. Irene fiel der Beifahrer auf. Er hielt einen Arm mit einer Zigarette aus dem Seitenfenster. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine der größten goldenen Armbanduhren, die Irene je gesehen hatte. Wenn es echtes Gold war, dann war sie nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr schwer. Das galt auch für die goldene Kette, die er um den Hals trug. Irene konnte mehrere große Tä towierungen auf seinem Arm ausmachen, obwohl nicht zu erkennen war, was sie darstellen sollten. Hoffentlich gelang es den Kollegen von der Kriminaltechnik, die Schärfe der Bilder zu verbessern.
    Das Nummernschild war deutlich zu erkennen. Irene sah im Zulassungsregister nach. Der BMW war auf einen Melek Ekici zugelassen. Ein rascher Check ergab, dass er 42 Jahre alt war, in Gunnared wohnte, verheiratet war und vier Kinder hatte. Er arbeitete in einem Café im Stadtteil Linnéstaden, dessen Teilhaber er war. Etwas ergaben die Bilder mit Sicherheit: Er war es nicht, der in seinem Wagen saß.
    Irene begann ihre Beute zu wittern. Sie war plötzlich hellwach. Sie wusste genau, wonach sie suchte, als sie die Filme in der Zeit nach 22.30 Uhr überprüfte. Um 22.41 Uhr tauchte das Auto auf dem Zubringer Ringön erneut auf und zwar Richtung Stadt. Es hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Das Seitenfenster auf der Beifahrerseite war dieses Mal geschlossen, aber immer noch saß jemand auf dem Beifahrersitz. Obwohl das Bild unscharf war, schien es der junge Mann im schwarzen T-Shirt zu sein.
    Die schwarze Limousine mit Schiebedach war noch leichter zu finden. Es handelte sich um einen älteren Audi A 4. Er tauchte auf einer Überwachungskamera auf dem Södra Vägen am Montagabend um 20.36 Uhr auf. Anschließend war zu sehen, dass der Wagen auf die Engelbrektsgatan abbog. Leider gab es keine Bilder, die zeigten, wie er auf die Lorensbergsgatan fuhr, da es dort keine Überwachungskameras gab. Die Zeit stimmte mit Ritva Ekholms Aussage überein. Eine rasche Überprüfung des Kennzeichens bestätigte, dass es sich um gestohlene Nummernschilder handelte. Das Nummernschild stammte von einem Saab 9-5 aus Hedemora. Da Licht durch das offene Schiebedach fiel, war zu sehen, dass zwei Personen vorne in dem Fahrzeug saßen. Ob sich jemand auf dem Rücksitz befand, war nicht zu erkennen, aber nichts sprach dafür.
    Auf dem Beifahrersitz saß wahrscheinlich der Mann, den die Chemiedozentin am Vorabend als dick beschrieben hatte. Er hatte sich dem Fahrer zu gewandt, und die beiden schienen sich intensiv zu unterhalten. Das dünne Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er hatte ein rundes und aufgedunsenes Gesicht, auch sein Oberkörper wirkte aufgeschwemmt. Er trug ein schwarzes T-Shirt und einen schwarzen Kapuzenpulli. Was Irene interessierte, war seine spezielle Tätowierung. Sie verlief vom Hals über den Wangenknochen und umrahmte ein Auge. Sie konnte nicht ausmachen, was sie darstellen sollte, aber sie war zweifellos vorhanden.
    »Dich haben wir bald!«, murmelte Irene triumphierend.
    Der Fahrer war vermutlich nicht so leicht zu identifizieren. Er war genauso gekleidet wie sein Kumpan, hatte aber eine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen.

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