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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Augenblick war er vollauf mit der Wiedereröffnung des Restaurants am darauffolgenden Tag beschäftigt.
    »Wie lange liegt er schon dort?«, fragte Jonny.
    Diese Frage war an Matti Berggren gerichtet, der am Tatort Spuren sicherte. Die Fotos waren fertig, jetzt blieb noch die mühselige Arbeit, die gesamte Gegend genauestens abzusuchen.
    »Schwer zu sagen. Zwei Tage mindestens. Die Gerichtsmedizin muss sich die Leiche noch genauer ansehen«, meinte Matti, ohne von dem dunklen Fleck neben dem rechten Hinterreifen aufzuschauen.
    Irenes Handy begann »Mercy« zu spielen. Als sie dranging, meldete sich eine Krankenschwester aus dem Sahlgrenska Krankenhaus, die mitteilte, Ritva Ekholm sei wieder zu sich gekommen und auf eine normale Station verlegt worden. Sie sei in der Verfassung, einige Fragen beantworten zu können. Irene und Jonny beschlossen, direkt zum Sahlgrenska Krankenhaus zu fahren.
    »Nur eine Person darf zu ihr«, sagte der Krankenpfleger mit Nachdruck.
    Er war jung, sehr dunkelhäutig und sprach Schwedisch mit einem kaum hörbaren Akzent. Jetzt verschränkte er die Arme auf der Brust und sah die beiden Beamten stur an. Jonny wollte schon protestieren, überlegte es sich dann aber anders.
    »Geh du, Irene. Dich kennt sie ja schon«, sagte er.
    Irene zog einen Kittel über sowie Schuh- und Mundschutz und eine Haube aus dünnem Papier. Dann durfte sie das Zimmer betreten. Ritva Ekholms dünner Körper verschwand fast vollständig unter der gelben Frotteedecke. Ihr graubleiches Gesicht lieferte einen auffälligen Kontrast zu der prächtigen blauen Verfärbung über dem linken Auge und an der linken Schläfe. Die Verletzung an der Seite ihres Kopfes war mit einem weißen Verband bedeckt, der von einer Art Strumpfmütze gehalten wurde. Das Auge war vollkommen zugeschwollen, aber laut dem Krankenpfleger nicht verletzt. Die starke Blutung hatte die Schwellung verursacht. Er teilte Irene mit leiser Stimme mit, der erfahrene Oberarzt sei der Meinung, die Verletzung stamme von einem stumpfen Gegenstand mit einer scharfen Kante. Irgendwas aus Metall, habe er gesagt. Im Hinblick auf den Hintergrund des Überfalls tippte Irene auf einen Schlagring.
    »Nur ein paar Minuten«, erinnerte sie der Pfleger und verschwand dann aus dem Zimmer.
    Irene wandte sich an die winzige Gestalt im Bett.
    »Hallo, Ritva. Ich bin das, Irene Huss von der Polizei. Glauben Sie, dass Sie die Kraft haben, ein paar Fragen zu beantworten?«
    Ritva richtete ihr eines geöffnetes Auge auf Irene. Sie bewegte einige Male schwach die Lippen, ohne dass etwas zu hören gewesen wäre.
    »Sie verstehen sicher, dass wir wissen wollen, was geschehen ist«, fuhr Irene fort.
    Sie merkte, dass Ritvas Blick unstet wurde. Sie starrte mit dem Auge an die Decke. Irene nahm erneut Anlauf und sagte:
    »Erinnern Sie sich daran, was gestern Abend passiert ist?«
    Langsam richtete Ritva ihr Auge wieder auf Irene. Aus dem ausdruckslosen Blick ließ sich nichts ablesen.
    »Nein. Nichts«, flüsterte sie leise.
    »Überhaupt nichts?«
    »N…ein.«
    Litt Ritva an Amnesie? Oder wagte sie nicht zu erzählen?
    »Erinnern Sie sich wirklich an nichts?«
    Ritva bewegte den Kopf langsam, was ein verneinendes Kopfschütteln darstellen sollte.
    »Im Laufe dieser Ermittlung sind wir auf einige Personen gestoßen, die bedroht worden sind. Hat Sie jemand bedroht?«, fragte Irene und kam sich unnötig brutal vor.
    Die Gestalt im Bett lag einen Augenblick vollkommen reglos da, dann seufzte sie kaum hörbar und sagte:
    »Nein.«
    Irene beschloss, die Taktik zu ändern.
    »Erinnern Sie sich an unsere Unterhaltung gestern Abend?«
    »Ja.«
    Diese Antwort kam ohne jedes Zögern. Das ermunterte Irene, und sie fuhr fort:
    »Erinnern Sie sich, wann ich gegangen bin?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich, dass Sie später noch einkaufen wollten?«
    »Ja.«
    Ritvas Antwort kam rasch und ohne Zögern.
    »Wann haben Sie die Wohnung etwa verlassen?«
    Jetzt schwieg Ritva lange, dann antwortete sie:
    »Erinnere mich … nicht«, sagte sie zögernd.
    »Wo haben Sie eingekauft? Im 7-Eleven? Im Domus Avenyn?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    Ritva schloss ihr unverletztes Auge.
    »Haben Sie jemanden getroffen, als Sie in Ihre Wohnung zurückgekehrt sind?«
    »Erinnere mich nicht. Total … schwarz.«
    »Sie erinnern sich nicht, was geschah, bevor jemand Sie niedergeschlagen hat?«
    »Nein.«
    Irene stellte noch einige weitere Fragen, jedoch ohne Ergebnis. Ritva antwortete immer wieder, sie könne sich an

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