Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Fußboden und stand auf. Mit großen Schritten ging er in die Diele und öffnete die Badezimmertür. Irene hörte das Wasser lange rauschen. Als er zurückkam, sah er gesammelter aus, aber Irene bemerkte, dass seine Hand leicht zitterte, als er das Glas an die Lippen führte und trank. Dann stellte er es energisch ab und sah ihr in die Augen.
»Sie haben gedroht, die Mädchen und dich zu töten. Anschließend wollten sie mich töten.«
Irene hatte ein Gefühl, als hätte ihr jemand mit der Faust in den Magen geschlagen. Sie bemühte sich, ihre Stimme weiterhin gleichmütig klingen zu lassen.
»Warum haben sie dann eine Bombe unter unserem Auto angebracht?«, fragte sie.
»Weiß ich nicht. Ich glaube, sie wollten damit zeigen, dass sie es ernst meinen.«
Damit konnte er recht haben, überlegte Irene. Wahrscheinlich war die Bombe eine Warnung gewesen.
»Warum haben sie damit gedroht, uns etwas zu tun? Was solltest du tun?«, fragte sie.
Krister seufzte schwer, wich ihrem Blick aber nicht mehr aus.
»Sie sagten, ich hätte Jannes Schulden geerbt. Dass ich jetzt zahlen müsse.«
»Du hättest seine Schulden geerbt?«
»Ja. Als wäre er … bereits tot. Aber das war er ja nicht. Du hast ja gesagt, dass Jeanette ihn letzten Sonntag noch getroffen hat. Er war also … vermutlich zum Tode verurteilt.«
»Wann war das?«
»Letzten Freitag.«
Irene versuchte sich zu erinnern, wie der Freitagabend verlaufen war.
»Wir sind fast gleichzeitig gegen sechs nach Hause gekommen«, sagte sie.
»Ja. Sie warteten vor der Tür des Restaurants, als ich nach Hause gehen wollte.«
Er verstummte und packte das Kristallglas ganz fest, das inzwischen leer war.
»Erinnerst du dich noch an ihre genauen Worte?«
Krister stand auf und trat ans Fenster. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beschienen feuerrot die Baumwipfel unten im Tal. Sie hatten viele Abende im vergangenen Sommer dicht nebeneinandergestanden und das Schauspiel bewundert. Als sich Krister wieder umdrehte, sah er finster aus. Er ging zum Sessel zurück und ließ sich darauf fallen. Mit einem Seufzer griff er zu dem leeren Glas und stellte es dann wieder auf den Tisch. Er räusperte sich mehrmals, bevor er sich sicher sei konnte, dass seine Stimme trug:
»Der Dicke mit der Tätowierung im Gesicht sagte, ich müsse am Freitag 400 000 Kronen zahlen, weil das Glady’s jetzt mir gehöre. Also morgen. So viel schuldet Janne ihnen, sagen sie. Der Typ sagt, Janne habe sein Restaurant verpfändet.«
»Vierhundert…! Was hast du geantwortet?«
Irene hörte selbst, dass sie die Worte kaum über die Lippen brachte.
»Dass ich kein Geld habe. Dass wir alles, was wir haben, in das Restaurant investiert haben. Dass wir außerdem noch Schulden haben … ja, das weißt du ja. Ich sagte, das sei unmöglich.«
Er sank auf dem Sessel in sich zusammen. Er schien keinerlei Kraft mehr zu haben.
Irene wusste sehr gut, wie ihre Finanzen nach dem Kauf des Restaurants aussahen. Ehe sie noch eine weitere Frage stellen konnte, fuhr er selbst fort:
»Falls ich das Geld nicht aufbringen kann, sind sie auch damit einverstanden, Teilhaber des Glady’s zu werden.«
Sie war auf etwas in dieser Art vorbereitet gewesen, trotzdem hatte sie das Gefühl, dass ihr das einen Schlag versetzte. Irgendwie musste sich das lösen lassen. Aber wie?
»Und was hast du gesagt?«
»Dass sie sich zum Teufel scheren sollen!«
Zum ersten Mal während ihres Gesprächs wirkte er wütend, und das freute Irene. Alle Gefühle waren besser als Resignation.
»Und wie haben die reagiert?«
»Ich solle mich meiner Verantwortung stellen, sonst würde dir und den Mädchen was Übles zustoßen. Sie kannten sogar die Adressen. Die von den Mädchen und unsere. Natürlich bekam ich Angst, aber gleichzeitig wurde ich auch wütend. Ich sagte nochmals, sie sollten verschwinden.«
Irene spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Es war mutig gewesen zu widersprechen, aber gleichzeitig auch sehr unbedacht. Krister begriff nicht, mit was für Leuten er es zu tun hatte. Immer noch ohne sich ihre Gedanken anmerken zu lassen, fragte sie:
»Und was haben sie darauf geantwortet?«
Wieder rieb sich Krister das Gesicht, bevor er antwortete:
»Dass sie mir beweisen würden, wie ernst sie es meinen. Dann haben sie gelacht und sind gegangen.«
»Aber mir hast du nichts davon erzählt, als du nach Hause gekommen bist«, stellte Irene fest und lächelte schwach, damit er es nicht wie einen Vorwurf auffasste.
»Nein, wir
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