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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Leute befanden. Irene stand etwas versteckt in einem der Seitengänge.
    Ohne auch nur einen Schluck Kaffee getrunken zu haben, war sie sofort hellwach. Was in aller Welt hatte Kinnunen jetzt hier verloren? Suchte er nach ihr? Hatte er sie von der Pizzeria aus verfolgt? Wahr scheinlich, da dem Gothia MC inzwischen aufge gangen sein musste, dass ihr Erpressungsopfer verschwunden war. Würden sie es wirklich wagen, sie zu bedrohen, damit sie preisgab, wo sich Krister versteckte? Die Antwort lautete wohl ja. Waren noch weitere Gothia- MC -Leute im Busterminal postiert? Das Risiko war groß. Sie musste davon ausgehen.
    Vorsichtig nahm sie ihren Kaffeebecher und kehrte die wenigen Schritte zum Seitengang zurück. Ohne Eile schlenderte sie Richtung Café und dachte dabei fieberhaft nach, wie sie das Gebäude verlassen konnte, ohne dass einer der Rocker sie bemerkte. Die Gefahr, einem von ihnen zu begegnen, war natürlich an den Ein- und Ausgängen am größten. Ihr wurde klar, dass sie es darauf ankommen lassen musste. Durch welche Tür würde sie das Terminal normalerweise am ehesten nicht verlassen? Sie entschied sich für jene, die ins Einkaufszentrum Nordstan führte. Da das Präsidium in der entgegengesetzten Richtung lag, war dieser Ausgang sicher am schlechtesten bewacht. Welch ein Glück, dass sie Jorma zuerst entdeckt hatte. Er gehörte zu den wenigen Leuten des Gothia MC , die ihr schon einmal persönlich begegnet waren. Die anderen hatten vermutlich nur eine Beschreibung von ihr.
    Sie musste versuchen, ihr Äußeres zu verändern. Zielstrebig ging sie in einem Souvenirladen an den Ständer mit Sonnenbrillen. Das diskreteste Modell hatte ein Kunststoffgestell und dunkelbraune Gläser. Ohne sie anzuprobieren, ging Irene damit zur Kasse.
    »Die hier nehme ich. Vielen Dank. Tüte brauche ich keine«, sagte sie zu der jungen Verkäuferin.
    »Neunhundertneunundneunzig Kronen«, sagte das Mädchen und kaute gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum.
    Für Irene waren Sonnenbrillen Gegenstände, die einem während oder nach jedem Urlaub abhandenkamen. Deswegen hatten ihre bislang nie mehr als hundert Kronen gekostet. Aber jetzt nahm sie rasch ihre Kreditkarte aus der Brieftasche und reichte sie der Verkäuferin. Nachdem sie die Brille bezahlt hatte, nahm die Verkäuferin eine Schere und schnitt den Anhänger mit dem Marken-Logo ab. Irene setzte sie auf und verließ den Laden, ohne sich überhaupt im Spiegel am Sonnenbrillenständer begutachtet zu haben.
    Irene schlenderte auf die Verbindungstür zum Einkaufszentrum Nordstan zu. Die ganze Zeit ließ sie ihren Blick hinter der dunklen Sonnenbrille über ihre Umgebung schweifen. Alle Männer, die nur im Geringsten verdächtig wirkten, betrachtete sie ge nau. Beim Ausgang Richtung Drottningtorget meinte Irene einen Rücken in einer Rockerweste zu sehen und strebte mit energischen Schritten auf den Ausgang zu, für den sie sich entschieden hatte. Neben diesem Ausgang befand sich ein Blumengeschäft. Irene trat ein und begann interessiert die schicken Blumengestecke zu betrachten, die auf einem Wagen neben der Tür standen. Gleichzeitig konnte sie einen Blick durch die Glastüren werfen, ob draußen jemand Wache hielt. Außer einer Gruppe Trinker, die ziemlich einen in der Krone hatten, fiel ihr nichts Verdächtiges auf. Noch ehe die freundlich lächelnde Verkäuferin an sie herangetreten war, verschwand sie durch die automatischen Türen in den Tunnel, der zum Einkaufszentrum führte.
    Jetzt wagte Irene, schneller zu gehen. Wiederholte Male schaute sie auf die Uhr, als müsse sie eine Verabredung einhalten. Im Einkaufszentrum war kaum etwas los, da die meisten Läden bereits geschlossen waren. Nur die großen Warenhäuser hatten noch geöffnet. Ein paar Obdachlose strolchten herum oder saßen auf Bänken, bis es an der Zeit war, wieder eine Nacht im Freien zu verbringen.
    Irene durchquerte das Einkaufszentrum Nordstan und verließ es auf den Gustav Adolfs Torg. Rasch sah sie sich in alle Richtungen um, ob dort jemand vom Gothia MC Wache schob, konnte aber niemanden entdecken. Doch ein freies Taxi kam direkt auf sie zu. Ohne nachzudenken, hob sie die Hand und winkte.
    Irene stieg etwa einen Kilometer von Tommys Reihenhaussiedlung entfernt aus. Sie fand es angenehm, das letzte Stück zu Fuß zu gehen. Außerdem wäre es nicht sonderlich diskret gewesen, wenn ein Taxi vor Tommys Tür gehalten hätte.
    Obwohl der Abend recht kühl war, roch es nach Gegrilltem. Aus dem Garten eines

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