Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
überreden. Sie benötigte eine Weile, um ihre Wunden zu lecken und ihr Selbstvertrauen wiederaufzubauen, weil sie so dumm gewesen war, es sich von Tom zerschlagen zu lassen. Sie, die als Klassenbeste die Highschool abgeschlossen und die es auf die Dekansliste geschafft hatte, die sich abgerackert hatte, um ihr Jurastudium mit Bravour abzuschließen und eine Anstellung zu ergattern, um die sie jeder beneidete. All das hatte sie aus eigener Kraft geleistet, und dennoch hatten acht Monate mit Tom unter einem Dach genügt, um ihr das Gefühl zu nehmen, dass sie etwas geschafft hatte, um den Glauben an sich selbst zu zerstören und ihr das Gefühl zu geben, ein hässliches, nutzloses Anhängsel zu sein.
Wie es dazu hatte kommen können, war Sam noch immer ein Rätsel. Es war ein schleichender Prozess gewesen, ein kleiner Vorfall nach dem anderen, eine Enttäuschung nach der anderen. Zeile für Zeile hatte sich ein ganzes Lied zusammengefügt, der Du-taugst-zu-nichts-Blues. „Und Mortimer sieht süß aus”, bemerkte Jo und holte sie damit aus ihren Gedanken.
„Tom sah auch süß aus”, hielt sie mürrisch dagegen und merkte, dass ihre Schwestern verstummt waren und sie anschauten. Einen Augenblick später richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Leute um sie herum, und Sam seufzte leise, als die beiden das Thema auf sich beruhen ließen. Für den Augenblick war sie auf sich allein gestellt besser dran. So konnte sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren und an ihrer Karriere arbeiten, und hin und wieder ging sie mit ihren Schwestern in einen Club und tanzte, um auf diese Weise ein wenig Dampf abzulassen.
„Wohin bringst du mich?”, wollte Mortimer wissen, als Bricker ihn quer über den Strand vorbei an einer Gruppe Partygäste zu einem Pfad führte, der zwischen den Bäumen hindurch verlief.
„Decker hat jemanden mit Bissspuren gefunden”, antwortete Bricker ihm über die Schulter. „Zumindest halten wir es für Bissspuren, aber wir brauchen eine Taschenlampe, um uns die Stelle besser ansehen zu können. Ich habe ihm gesagt, dass du immer diese winzige Stablampe in der Tasche hast. Stimmt doch, oder?”
„Ja, natürlich.” Mortimer griff in die Jackentasche und holte die kleine Lampe in der Größe eines Kugelschreibers hervor, die sich über die Jahre hinweg immer wieder als sehr nützlich erwiesen hatte. Schon oft hatte er sich gewundert, warum keiner der anderen Jäger damit arbeitete. Während er Bricker weiter folgte, überlegte er, ob er ihm zu Weihnachten eine solche Lampe schenken sollte.
Sie gelangten auf eine kleine Lichtung, wo Decker mit einer blonden jungen Frau auf sie wartete, die nicht älter als achtzehn sein konnte. Es war offensichtlich, dass sie von ihm kontrolliert wurde, da sie ganz ruhig dastand und vor sich hin starrte. „Wir haben zwar ihre Gedanken gelesen, aber er hat natürlich jegliche Erinnerung an sich gelöscht”, erklärte Decker, als Mortimer vor ihr stehen blieb, die Lampe einschaltete und den Hals beschien, bis er auf die Bissspuren stieß.
„Ja, natürlich”, stimmt er zu und musterte die Einstiche, dann verkündete er: „Die sind frisch.”
„Wie frisch?”, fragte Decker, der ebenfalls einen Blick auf die Stelle werfen wollte.
„Ein paar Minuten”, sagte Mortimer. „Unser Abtrünniger hält sich hier auf der Party auf. Zumindest bis vor wenigen Minuten.”
Decker dachte nach. „Er könnte getrunken und dann die Flucht ergriffen haben.”
„Würde ein Opfer genügen?”, überlegte Bricker und zog fragende Blicke auf sich. „Ich meine, außer ihr haben wir niemanden mit Bissspuren finden können. Würde das genügen, um ihn zu sättigen?” Sein Blick wanderte zum Gesicht der jungen Frau. „Sie sieht nicht sehr blass aus. Glaubt ihr, er hat von ihr genug trinken können, um für heute aufzuhören, oder könnten wir ihn auf der Party auf frischer Tat ertappen?”
Mortimer leuchtete der Frau ins Gesicht, das von recht gesunder Farbe war, dann richtete er den Lichtstrahl auf ihre Augen. „Viel scheint er nicht getrunken zu haben. Wenn er nicht nebenher noch Blutkonserven zu sich nimmt, wird er weitere Sterbliche beißen müssen. Sofern er das nicht längst getan hat.”
Alle drei drehten sie sich um und schauten in die Richtung, aus der Licht und Gelächter zu ihnen drangen. „Wie eine Schafherde, die nicht ahnt, dass sich der Wolf mitten unter ihnen befindet”, murmelte Bricker.
6
„Möchte wissen, wonach sie suchen.” Sam sah verwundert zu Jo,
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