Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
seine Augen das Mondlicht aufsogen und dann zurückwarfen.
Wie bei einem nachtaktiven Räuber, dachte Sam, wobei ihr ein Schauer über den Rücken lief. Schweigend sahen sie sich an, dann auf einmal beugte sich Mortimer vor.... oder war sie diejenige, die sich vorbeugte? Es ließ sich nicht feststellen, da lautes Gelächter vom Bootssteg sie beide dazu veranlasste, sofort wieder auf Abstand zu gehen.
„Also dann.... ”, murmelte Mortimer mit belegter Stimme. Er räusperte sich und wandte sich ab. „Gute Nacht.”
„Gute Nacht”, rief Sam ihm im Flüsterton nach, als er die Stufen hinunterging und sich dem Pfad näherte, der zwischen den Bäumen hindurch zum Nachbargrundstück führte. Sie sah ihm nach, bis seine Konturen mit den Schatten unter den Bäumen verschmolzen, schließlich seufzte sie leise, öffnete die Tür zum Cottage und ging hinein.
Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt hatte, begab sie sich im Schein der Taschenlampe in ihr Zimmer. Sie zog das übergroße T-Shirt an, das sie gern als Nachthemd trug, als sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, gefolgt von den leisen Stimmen ihrer Schwestern. Gleich darauf kehrte Buhe ein und zwei Türen wurden leise geschlossen. Sam machte die Taschenlampe aus und ging zum Bett, als sie durch das offene Fenster hörte, wie draußen ein Motor angelassen wurde. Sie warf einen Blick zum Nachbargebäude und sah ein Paar Scheinwerfer aufleuchten. Der Lichtkegel bewegte sich die Zufahrt entlang in Richtung Straße. Offenbar hatte für die Männer die Nacht gerade erst begonnen.
Sie legte sich ins Bett und versuchte einzuschlafen, doch auch wenn sie auf der Rückfahrt zum Cottage bereits hundemüde gewesen war, drehte sie sich in dem viel zu warmen Bett ständig von einer Seite auf die andere. Dabei verfluchte sie den Stromausfall, der es ihr unmöglich machte, den Deckenventilator einzuschalten, während sie gleichzeitig darüber nachgrübelte, warum die Männer um diese Zeit noch unterwegs waren. Die drei waren noch immer nicht zurück, als sich am Himmel bereits das erste Licht des neuen Tages zeigte. Erst dann gelang es ihr, einzuschlafen, wenngleich sie in einen rastlosen Schlaf fiel und seltsame Träume sie plagten.
Darin ging sie am Seeufer vor dem Cottage spazieren, Hand in Hand mit Tom, der wieder so aussah wie damals auf der Highschool. Aber er redete von all den Dingen, die er ihr gesagt hatte, als er sich von ihr trennte. Sie war zu habgierig, zu fordernd, sie erwartete zu viel von ihm. Er zog seine Hand weg, und als sie versuchte, ihn trotzdem festzuhalten, da fühlte sich seine Haut so glitschig an wie bei einem Fisch.
Während er sich zurückzog, wurde ihre andere Hand plötzlich in einen warmen, festen Griff genommen. Verwundert drehte sie sich um und entdeckte Mortimer. Im nächsten Moment war Tom verschwunden, und auch Mortimer ließ sie los, jedoch nur, um seine Hände an ihr Gesicht zu legen, damit er ihren Kopf ein wenig anheben und ihr in die Augen sehen konnte.
„Du bist die Eine”, erklärte er ernst.
„Die Eine?”, wiederholte sie ratlos.
Mortimer nickte. Das Silber in seinen Augen schien fast zu glühen, während er den Kopf neigte, bis sich ihre Lippen fast berührten. Sam hielt gebannt den Atem an und hatte Angst, sich zu rühren. Er war der erste Mann seit Tom, der sie küsste. Der zweite Mann, von dem sie in ihrem Leben geküsst wurde. Obwohl sie wusste, es war nur ein Traum, fühlte sie sich unsicher und unvorbereitet, als sein Mund ihre Lippen berührte.
Tom hatte nie besonders gut geküsst. Wenn er es tat, geschah es auf eine flüchtige, fast desinteressierte Weise, da seine Hände längst über ihren Körper wanderten. Seine Lippen verweilten nie lange bei ihrem Mund, sondern widmeten sich lieber anderen Regionen, die ihm wichtiger waren. Sie hatte es von Anfang an bedauert, dass Küsse für ihn keine besondere Rolle spielten, ganz anders als in den Liebesromanen, die sie zu ihrem heimlichen Vergnügen las. Dort war von intensiven Küssen die Rede, von Zungenküssen, von explodierender Leidenschaft. Immer hatte sie davon geträumt, so etwas einmal zu erleben. In diesem Traum war es nun so weit.
Mortimer strich mit seinem Mund sanft über ihren, ein zweites, dann ein drittes Mal, jedes Mal mit ein wenig mehr sanftem Druck, bis sie spürte, wie seine Zunge hervorkam, um ihre Lippen zu teilen. Sie öffnete sich ihm und war bald ganz von seinem Geschmack erfüllt.
Für einen Moment schlug sie die
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