Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
nur von Bricker und sich selbst, Decker dagegen erwähnte er fast nie im gleichen Atemzug. So wie er von dem Mann sprach, klang es, als seien sie beide Partner, überlegte sie, und plötzlich kam ihr ein Gedanke. Vielleicht waren die beiden ja tatsächlich Partner.... vielleicht waren sie ein schwules Pärchen.
Oh Gott, es würde wirklich zu ihr passen, sich für einen Mann zu interessieren, der schwul war. Das war sogar durchaus möglich, immerhin besaß Sam erwiesenermaßen keinen Schwulen-Riecher. Einer der Anwälte in ihrer Kanzlei war ganz offenbar schwul, aber sie hatte keinen blassen Schimmer davon gehabt, bis ihre Sekretärin eines Tages anmerkte, was für ein attraktiver Mann er doch sei und was für eine Schande es sei, dass er sich nur für Männer interessiere. Und Sam hatte ein Jahr lang geglaubt, sein Lebenspartner sei bloß ein Mitbewohner oder ein guter Freund.
Nachdem ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen war, wollte er sich nicht mehr vertreiben lassen, sondern hing in ihrem Hinterkopf wie eine Fledermaus, die darauf wartete, die Schwingen auszubreiten und wie verrückt durch ihren Schädel zu flattern. Mortimer versuchte von Zeit zu Zeit, ein neues Gespräch in Gang zu bringen, aber Sam hatte Schwierigkeiten, mehr als nur einsilbige Antworten von sich zu geben. Schließlich gab er es auf und überließ sie ihren Gedanken.
Sam fand das bedauerlich, weil sie dadurch Zeit und Ruhe hatte, jede kleine Einzelheit zu analysieren, die er gesagt oder getan hatte, und über jede Situation nachzudenken, in der sie ihn zusammen mit Bricker gesehen hatte.
Mit einem Mal war ihr auch der wilde Traum unendlich peinlich. Zwar wusste Mortimer nichts davon, dennoch kam es ihr vor, als hätte sie ihn sexuell belästigt. Eine geistige Vergewaltigung ihres schwulen Nachbarn. Großer Gott!
„Weißt du, ob es hier in der Nähe irgendwo ein Restaurant oder einen Coffeeshop gibt?”, fragte er plötzlich und riss sie damit aus ihren unerfreulichen Gedanken. „Ich könnte nämlich was zu essen vertragen.” Sie schaute sich um und stellte fest, dass sie bereits Minden erreicht hatten.
Gerade fuhren sie an einer Reihe von Supermärkten entlang. „Ich bin mir nicht sicher”, antwortete sie. „Ich bin erst einmal hier gewesen, und damals sind unsere Eltern mit uns hergefahren. Aber irgendwas wird es ganz sicher geben.” Ein Restaurant war keine so üble Idee. Sie verspürte selbst auch ein wenig Hunger, außerdem kam ihr eine Toilette sehr gelegen. Sie betrachtete die Geschäfte und entdeckte einen kleinen Platz, den etliche Läden säumten. „Versuchen wir’s da”, schlug sie vor.
„Gut”, meinte Mortimer erleichtert. „Dann können wir uns ein bisschen die Beine vertreten, einen Happen essen und einen Blick auf die Straßenkarte werfen, damit wir wissen, wo wir nach diesen Latimers suchen müssen. Hast du die Adresse?”
Sam nickte. Ihr Boss hatte nicht daran gedacht, sie ihr durchzugeben, aber sie kannte sie auch so. Die ersten drei Monate ihres Praktikums hatte sie mit einem Fall zugebracht, der die Latimers betraf, und sie hatte regelmäßig alle möglichen Papiere zu ihrem Cottage geschickt. Die Adresse hatte sie dabei so oft aufgeschrieben, dass sie sie längst auswendig kannte. „Während wir essen, zeige ich dir die Straße auf dem Plan.” Mortimer bog auf den Platz ein.
Sie hatten die Wahl zwischen einer Pizzeria und einem kleinen Lokal, in dem es Fish ‘n’ Chips und andere einfache Gerichte gab. Die Entscheidung fiel auf das Lokal. An der Theke gaben sie ihre Bestellung auf, dann gingen sie zu den Toiletten. Als Sam zurückkam, saß Mortimer bereits an einem der Tische und war so in die Straßenkarte vertieft, dass er Sam gar nicht bemerkte. Während sie sich ihm näherte, nutzte sie die Gelegenheit und musterte ihn genauer, ob sie irgendwo an ihm einen Hinweis auf seine sexuellen Vorlieben erkennen konnte. Dummerweise stieß sie auf nichts, was ihr geholfen hätte, ihn als schwul oder unschwul einzuordnen. Er trug Jeans und T-Shirt, sein schmutzig blondes Haar war kurz geschnitten und er war glattrasiert. Das verriet ihr rein gar nichts, aber auf einmal stutzte sie, als ihr auffiel, wie bleich sein Gesicht war.
Mortimer sah auf, als sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzte, und hob fragend die Augenbrauen, als er ihre erschrockene Miene sah. „Stimmt was nicht?”
„Du bist so blass. Fühlst du dich nicht wohl?” Einen Moment lang zögerte Mortimer, dann antwortete er
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