Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
lang, ob sie den Anruf ignorieren sollte, immerhin war sie im Urlaub. Wieder klingelte das Telefon und klang in ihren empfindlichen Ohren fast fordernd. Es könnte etwas Wichtiges sein, überlegte sie. Sie sollte den Anruf annehmen.
„Das ist dein Büro, richtig? Wage es ja nicht, jetzt ranzugehen”, warnte Jo sie finster. „Du hast dir deinen Urlaub mehr als verdient. Sam!”, rief sie entrüstet und folgte den anderen, während Sam stehen blieb und das Gespräch annahm. Sie konnte den Anruf einfach nicht ignorieren.
„Hallo?”, meldete sie sich verhalten.
„Oh, Samantha, gut, dass Sie Ihr Telefon mitgenommen haben. Hören Sie, ich störe Sie wirklich nicht gern, wenn Sie Urlaub haben, aber Sie müssen uns einen kleinen Gefallen tun. Es wird nur ein paar Minuten in Anspruch nehmen, mehr nicht. Es geht um die Latimers.”
Sam riss erschrocken die Augen auf. Die Latimers waren die wichtigsten Mandanten der Kanzlei. Außerdem waren sie schon seit einer Ewigkeit mit Babcock befreundet, der auch Patenonkel ihrer Tochter war. Allerdings hielten sie sich gegenwärtig in Europa auf, und Sam konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, in welcher Weise sie behilflich sein sollte.
„Martin und Trisha Latimer sind zurzeit in Europa unterwegs, aber ihre Tochter Cathy ist in ihrem Cottage in Minden, und sie können sie nicht erreichen. Das hat sie ziemlich in Aufregung versetzt, deshalb haben sie mich angerufen. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie da ganz in der Nähe sind, und ihnen versichert, dass es für Sie kein Problem sein wird, Mal eben nach dem Rechten zu sehen und das Mädchen zu bitten, sich bei seinen Eltern zu melden, damit die sich nicht länger Sorgen machen müssen. Stimmt doch, oder? Dass es kein Problem sein wird, meine ich.”
Sam stand wie angewurzelt da und hielt ungläubig den Atem an. Minden war von dort, wo sie sich gerade befand, fast eineinhalb Autostunden entfernt, vom Cottage aus sogar über zwei Stunden. Das bedeutete, die Hin- und Rückfahrt würde mit mehr als vier Stunden zu Buche schlagen, dazu noch die Zeit, die sie damit verbringen würde, sich mit Cathy Latimer zu unterhalten. Am liebsten hätte Sam ihrem Boss gesagt, er solle sich zum Teufel scheren.
Immerhin war sie im Urlaub und sie arbeitete schon jede Woche mindestens achtzig Stunden für die Kanzlei. Sie brauchte diese äußerst kostbare Freizeit, um sich zu erholen, und sie hatte absolut keine Lust, nach einer verzogenen Tochter zu sehen, die sich nicht die Mühe machen wollte, den Hörer abzunehmen, wenn die Eltern anriefen. Aber dann mischte sich die Stimme der Vernunft ein und hielt ihr vor Augen, dass ihr Engagement im Büro sie nach nicht Mal einem Jahr von der Praktikantin zur Juniorpartnerin hatte aufsteigen lassen was es so zuvor noch nie gegeben hatte. Wenn sie die Zähne zusammenbiss und nicht unangenehm auffiel, dann würde sie es in ein paar Jahren auch bis zur Seniorpartnerin schaffen, und von da an musste sie nicht mehr so hart arbeiten....
„Nein, das ist überhaupt kein Problem, Sir. Momentan bin ich in Huntsville, aber wir machen uns in Kürze auf den Rückweg nach Magnetawan. Sobald wir dort sind, kann ich mir einen Leihwagen nehmen und nach Minden fahren. Da müsste ich so gegen.... ” Sie unterbrach sich, um zum Schein die voraussichtliche Fahrtzeit zu berechnen. „Mal überlegen.... bis nach Magnetawan brauchen wir etwa eine Stunde, von da sind’s bis nach Minden etwas mehr als zwei Stunden.... also müsste ich in rund drei Stunden eintreffen. Ist das okay, wenn ich mich bei Ihnen melde, sobald ich mit Cathy Latimer gesprochen habe?”
Am anderen Ende der Leitung herrschte sekundenlang Stille. Sam wusste, sie hatte ihrem Boss soeben klargemacht, wie lange sie unterwegs sein würde und wie klein dieser „kleine Gefallen” in Wahrheit war. Sam war nicht auf den Kopf gefallen. Es brachte nichts, sich für solche Gefälligkeiten einspannen zu lassen, wenn man dem Bittsteller nicht auch deutlich machte, welcher Aufwand für einen damit verbunden war. Ihr Boss wusste jetzt, wie viele Stunden sie für ihn unterwegs sein würde und das in ihrem Urlaub.
„Vielen Dank, Samantha”, sagte er schließlich und klang sehr ernst. „Ich weiß das zu schätzen, und die Latimers ganz sicher auch. Ich werde die beiden wissen lassen, welcher Aufwand damit für Sie verbunden ist, nur um sie beruhigen zu können. Das wird ihnen viel bedeuten.”
„Kein Problem, Sir”, gab sie nur zurück, fragte sich jedoch,
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