Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
klarer als der Rest. Das mussten die Eiswürfel sein, die seit dem Einschenken geschmolzen waren. Sie selbst ließ ihre Getränke oft stehen, bis vom Eis nichts mehr übrig war, daher kannte sie sich damit aus. Auf einem Teller lag ein Sandwich, das niemand angerührt hatte. Käse ragte über den Rand hinaus, und als Sam genauer hinschaute, konnte sie sehen, dass die Scheibe Käse ausgetrocknet und an den Rändern schon ein wenig hart geworden war.
Alles sah danach aus, dass Cathy vom Strand ins Haus gekommen war, sich eine Cola eingeschenkt und ein Käsesandwich gemacht hatte und dann von irgendetwas oder irgendjemandem dabei gestört worden war. Zögerlich ging Sam weiter und stieß mit dem Finger die Käsescheibe an, die sich bereits sehr hart anfühlte.
„Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst draußen warten?”
Fast wäre sie vor Schreck in die Luft gesprungen, als die Stille durch diese energische Frage jäh beendet wurde. Sie drehte sich um und warf Mortimer einen mürrischen Blick zu. „Ich habe den Auftrag, nach ihr zu sehen, nicht du”, erklärte sie und zwang sich, etwas weniger finster dreinzublicken. „Ist sie da?”
Als er den Kopf schüttelte, überkam sie eine Mischung aus Besorgnis und Erleichterung. Letzteres, weil im Haus völlige Stille herrschte und der vergessene Snack nichts Gutes für den Zustand bedeutet hätte, in dem sie Cathy womöglich vorgefunden hätten. Ihre Besorgnis galt der Tatsache, dass Cathy Latimer offenbar nicht auffindbar war und die nicht mal zugezogene Hintertür kein gutes Zeichen für die Umstände ihres Verschwindens darstellte. Seufzend verließ sie die Küche und durchquerte den Wohnbereich, um in den Flur zu gelangen, der zu den übrigen Zimmern im Erdgeschoss führte.
„Ich habe in jedem Raum nachgesehen”, versicherte Mortimer ihr und folgte ihr auf ihrem Rundgang, auf dem sie einen Blick in eine Bibliothek, einen Medienraum, ein Esszimmer warf. „Es ist niemand hier.”
„Ich weiß, ich suche auch nach niemandem”, erwiderte Sam und machte kehrte, um zur Treppe in den ersten Stock zu gelangen.
„Suchst du was Bestimmtes?”, fragte Mortimer und lief hinter ihr die Stufen hoch.
„Ihr.... “, Sam hielt inne, als sie die erste Tür aufriss und ein Zimmer sah, in dem allem Anschein nach ein Wirbelsturm gewütet hatte,............ Schlafzimmer”, keuchte sie erschrocken.
Mortimer folgte ihr in den Raum und ließ seinen Blick über das Chaos schweifen, dann sagte er: „Ich nehme an, hier ist sie überfallen worden.” Damit war für Sam klar, dass er sich tatsächlich im ganzen Haus umgesehen hatte.
„Überfallen?”, gab sie erstaunt zurück.
„Naja, sie ist verschwunden und.... ” Er zeigte mit einer ausholenden Geste auf das Tohuwabohu, als sei das Erklärung genug.
Sam schüttelte den Kopf. „Das hier hat nichts mit einem Überfall zu tun. Cathy ist Anfang zwanzig und noch immer so faul und bequem wie ein Teenager.”
Als er fragend eine Augenbraue hob, gestand sie: „Mein Zimmer hat früher auch so ausgesehen.”
„Tatsächlich?”, fragte er und sah sie skeptisch an.
„Mhm”, meinte sie und nickte. „Ich hatte auch die Angewohnheit, einfach alle Kleidung auf den Boden zu werfen. Und dann, mitten in den Abschlussprüfungen, wurde mir bewusst, wie praktisch es doch ist, einen Wäschekorb zu benutzen, anstatt ständig über irgendwelche getragenen Sachen zu stolpern, wenn ich spätabends hundemüde aus der Bibliothek zurückkam.”
„Aha”, meinte er und lächelte flüchtig, schwieg aber, während sie zu ihm zurückkehrte. „Das werden wir wohl melden müssen.”
Mortimer nickte zustimmend und stieß sich vom Türrahmen ab, um sie vorbeigehen zu lassen. „Auf dem Weg in die Stadt habe ich eine Polizeiwache gesehen.”
„Eine Polizeiwache?”, wiederholte sie und drehte sich verwundert zu ihm um.
„Ja.” Er musterte sie, schließlich fragte er: „Wolltest du ihr Verschwinden nicht bei der Polizei melden?”
„Nein, ich dachte da eher an meinen Chef, gab sie zu und biss sich auf die Lippe. Eigentlich hatte sie nach unten gehen und vom Telefon im Wohnzimmer aus anrufen wollen, aber nachdem Mortimer nun die Polizei erwähnt hatte, musste sie zugeben, dass sein Gedanke gar nicht so verkehrt war. Vielleicht wusste man dort, was mit Cathy geschehen war. Möglicherweise war sie in einen Verkehrsunfall verwickelt worden und.... nein, das konnte nicht sein, weil ihr Wagen ja noch neben dem Haus stand. Vielleicht hatte es einen
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