Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
Felsbrocken mitgeschleift haben.”
„Hmm”, machte Mortimer und verfiel in Schweigen. Am Cottage machte er gerade lange genug Halt, damit sie ihre Handtasche holen konnte, dann begaben sie sich zum Geländewagen. Minden war eine Kleinstadt, trotzdem stießen sie am Fluss auf ein Bistro. Es herrschte großer Andrang, und sie mussten sich mit einem Platz im Lokal begnügen, obwohl Sam lieber auf der Terrasse gesessen hätte. Mortimer sagte nichts dazu, war insgeheim aber erleichtert, dass er sich nicht schon wieder der Sonne aussetzen musste.
„Wie fühlst du dich?”, fragte sie plötzlich, wodurch er erst bemerkte, dass sie ihn sorgenvoll musterte.
Mortimer verdrehte die Augen. „Ich habe doch gesagt, es geht mir gut. Ich habe nicht mal Kopfschmer.... ”
„Davon rede ich doch gar nicht”, unterbrach sie ihn und erklärte: „Ich hatte das Gefühl, dass du froh warst, nicht auf der Terrasse sitzen zu müssen. Dabei ist mir eingefallen, was Bricker darüber gesagt hat, wie empfindlich du auf Sonnenlicht reagierst. Wir waren jetzt fast den ganzen Tag an der frischen Luft unterwegs und.... ”
„Ach, das meinst du.” Er machte eine wegwerfende Geste. „Die meiste Zeit über haben die Bäume die Sonne von mir ferngehalten.”
„Aber nicht auf dem See”, wandte sie ein.
Da hatte sie allerdings recht. Auf dem See hatte es keinen schützenden Schatten gegeben, und ungefähr zu der Zeit, als ihm die Bojen aufgefallen waren, hatten sich die schädlichen Effekte der Sonne erstmals bemerkbar gemacht, und er war im Begriff gewesen, die Rückkehr zum Cottage vorzuschlagen, damit er ein paar Beutel Blut trinken konnte. Nach dem Unfall jedoch war die Sonne seine geringste Sorge gewesen, aber nichts davon konnte er Sam sagen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den Schultern zu zucken. „Mir geht’s gut.”
Sie wollte zu irgendeiner Frage ansetzen, doch er kam ihr schnell zuvor, indem er ergänzte: „Was hat dich eigentlich dazu gebracht, Anwältin zu werden?”
Verdutzt über den abrupten Themenwechsel zwinkerte sie ein paarmal, lehnte sich zurück und dachte eine Weile über seine Fiagc nach. „Die zwölf Geschworenen.” Mortimer machte ein verwundertes Gesicht. „Das ist ein Film”, erläuterte sie.
„Ja, ich weiß”, sagte er.
„Oh.” Das schien sie zu überraschen, doch dann erklärte sie: „Das Leben dieses Jungen lag in den Händen der Geschworenen, und wie Henry Fondas Charakter es schaffte, die anderen zum Umdenken zu bewegen, das hat mich einfach fasziniert. Ich wollte so sein wie er. Ich wollte für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen.” Sie lächelte verlegen. „Allerdings gibt es keine hauptberuflichen Geschworenen, aber Anwalt kommt dem noch am nächsten.” Sie sah kurz weg, dann fragte sie: „Und was ist mit dir? Wieso hast du dich für deine Karriere entschieden?”
„Ich wollte auch für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen”, gestand er ihr lächelnd ein.
Sam stutzte und legte den Kopf schräg. „Und deshalb bist du Rockmusiker geworden?”
Mortimer zuckte leicht zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er völlig das Märchen vergessen hatte, das sie dank Bricker den drei Schwestern aufgetischt hatten. „Ahm.... nein. Also, das ist nur.... Ich meine.... ich wollte das, aber.... ich.... ”
„Aber du bist deinem Herzen gefolgt und Musiker geworden, richtig?”, folgerte sie, als er verstummte und sie hilflos anschaute.
„Ja.” Er schrie seine Antwort fast hinaus, so erleichtert war er, dass sie ihm unwissentlich aus der Klemme geholfen hatte. In diesem Moment kam eine Kellnerin an den Tisch und drückte jedem von ihnen eine Speisekarte in die Hand. Mit gebannter Miene verfolgte er, wie die Frau die Spezialitäten des Tages herunterrasselte, auch wenn er kein Wort davon hörte. Dafür war er viel zu sehr damit beschäftigt, sich Vorwürfe zu machen, dass er für einen Augenblick seine Tarnung völlig vergessen hatte. Seit über hundert Jahren jagte er inzwischen Abtrünnige, da sollte ihm ein solcher Anfängerfehler nun wirklich nicht unterlaufen.
Die Kellnerin war mit ihrer Auflistung fertig und verließ den Tisch, damit sie in Ruhe auswählen konnten. Mortimer starrte auf die Speisekarte und wunderte sich, was die Namen der verschiedenen Sandwiches wohl zu bedeuten hatten. Sie ergaben für ihn keinen Sinn, aber zum Glück half ihm eine kurze Beschreibung gleich unter den Namen weiter. Genau genommen erwies sich das sogar als eine Spur zu hilfreich, denn
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