Im sinnlichen Bann des Sizilianers
beruflichen Pläne durchkreuzte. Zuerst als weinendes, klammerndes Kleinkind, später dann als rebellischer Teenager. Ihr Vater war ein Mann, der das Reisen und seine persönliche Freiheit liebte. Eine Hochzeit und die Geburt eines Kindes legten ihm Ketten an, und er schaffte es nicht, eine positive Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen.
Als Reaktion darauf steigerte Louise sich in eine Traumwelt hinein, in der sie das geliebte Schätzchen ihres Vaters war. Im exklusiven Mädchenpensionat, auf das ihre Mutter sie schickte, gab sie vor den Mitschülerinnen mit ihrem gebildeten Vater an, der inzwischen eine Wissenschaftssendung im Fernsehen leitete. Nur seinetwegen wurde sie von den Töchtern der Reichen und Schönen akzeptiert.
Dieser oberflächliche Konkurrenzkampf um Anerkennung brachte ihre schlimmsten Charakterzüge zum Vorschein, das musste Louise leider zugeben. Schon als Kind lernte sie, mit schlechtem Verhalten einen größeren Effekt zu erzielen als mit gutem . In der Schule pflegte sie ihren Status und ihr Image als wildes Mädchen.
Wenigstens war ihr Vater damals einigermaßen für sie da gewesen, bis Melinda Lorrimar plötzlich auf der Bildfläche erschienen war. Seine australische Privatsekretärin nahm ihr einfach den Vater weg, von heute auf morgen. Dabei war Melinda damals erst siebenundzwanzig, also nur neun Jahre älter als Louise. Natürlich begann damit ein endloser Kampf um die alleinige Aufmerksamkeit des alten Herrn.
Wie eifersüchtig sie auf Melinda gewesen war! Die Australierin war geschieden und hatte bereits zwei kleine Töchter, die sich in dem Zimmer einnisteten, das im Apartment des Vaters eigentlich für Louise vorgesehen war. Louise färbte sich die Haare schwarz, weil Melinda und ihre Kleinen ebenfalls schwarze Haare hatten. Dann folgten zu viel Make-up, kurze und weit ausgeschnittene Klamotten, provokative Aktionen … Alles Hilferufe einer Tochter, die sich danach sehnte, beachtet und geliebt zu werden.
Aber ihr Vater liebte nur seine glamouröse, aufregende Sekretärin, die überall Aufsehen erregte. Daher beschloss Louise, Männer zu bezaubern, damit auch sie glamourös und aufregend wurde. Damit ihr Vater einmal so stolz auf sie war wie auf Melinda … und früher auf seine erste Ehefrau. Nachdem auch das nicht funktionierte, versuchte Louise, ihn zu schockieren. Alles war besser als seine beleidigende Gleichgültigkeit ihr gegenüber.
Sie hätte alles dafür getan, das leere, hungrige Gefühl in ihrem Inneren loszuwerden. Um nicht länger ein unliebsamer Fehltritt zu sein, der jedem nur im Weg war. Um endlich ein Mensch zu sein, der als einzigartig und wertvoll erachtet wurde.
In sexueller Hinsicht hatte sie keine Erfahrung. Ihre gesamte emotionale Kraft wandte sie dafür auf, um die Liebe ihres Vaters zu kämpfen. Selbstverständlich glaubte sie fest daran, eines Tages jemanden zu treffen, in den sie sich verlieben konnte. Aber bis dahin musste ihr Selbstwertgefühl als wertgeschätzte Tochter gesichert sein.
Mit dieser Fantasie im Kopf lebte sie jahrelang in Anstrengung, ohne zu merken, wie zerstörerisch so ein Weg sein konnte. Weder ihrem Vater noch ihrer Mutter war es wichtig genug, das eigene Kind vor dieser Gefahr zu warnen. Für beide war Louise schlicht die Erinnerung an einen vergangenen Fehler und an eine Ehe, die keiner von ihnen gewollt hatte.
„Aber während Sie Ihren Abschluss gemacht haben, wohnten Sie doch bei den Großeltern, nicht bei Ihrem Vater?“, hakte Caesar Falconari nach.
Seine tiefe Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Sofort schoss sengende Hitze durch ihren Körper – eine plötzlich Wahrnehmung seiner Gegenwart. Dieser Mann trug seine Sinnlichkeit zur Schau, wie andere Menschen es mit teurer Kleidung taten. Keine Frau auf diesem Erdball würde ihn jemals übersehen, sobald er auftauchte.
Ihre eigene empfindliche Reaktion auf ihn ärgerte Louise. Das passte gar nicht zu ihr. Warum traten ihr Schweißperlen auf die Stirn, warum kratzte der eigene Atem im Hals, warum wurde ihr so unerträglich heiß? Was geschah da mit ihr? Der Ärger verwandelte sich in Panik, als sie merkte, wie wenig sie dieses Phänomen kontrollieren konnte. Das war nicht richtig! Inakzeptabel. Und absolut unfair.
Es wurde still in ihr … Die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Das alles hier lief gerade gründlich falsch. Sie wusste zwar nicht wieso, aber ihr war klar, dass sie sich auf beängstigend dünnes Eis begab, wenn sie ihre Gefühle nicht sofort
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