Im Sog der Angst
aber ich wurde langsam nervös. Ich sagte: »Sieht nicht so aus, als arbeitete Mr. K. sich kaputt.«
»Statten wir seinem Büro doch einen Besuch ab.«
Das Erdgeschoss des Gebäudes war in drei Büros aufgeteilt: Landmark Realty, SK Development und Koppel Enterprises. Im ersten Stock gab es ein Reisebüro, ein Bauunternehmen und einen Sekretärinnenservice.
Milo versuchte vergeblich, den Türknauf zu Koppel Enterprises und Landmark Realty zu drehen. Aber SK Development hatte geöffnet.
Wir kamen in einen großen, hellen, offenen Raum, der durch hüfthohe Trennwände in kleinere Arbeitsbereiche unterteilt war. Alle vier jungen Frauen, die wir auf dem Parkplatz gesehen hatten, saßen an Computern und tippten flink. Drei trugen Kopfhörer.
In der hinteren Wand war eine als PRIVAT gekennzeichnete Tür. Milo schritt an den Sekretärinnen vorbei und versuchte sie zu öffnen. Ebenfalls verschlossen. Die Stenotypistin ohne Kopfhörer stand auf und ging zu ihm. Sie war Mitte zwanzig, auf sympathische Weise unscheinbar, hatte kurze dunkle Haare, Sommersprossen, ein ungezwungenes Lächeln und trug einen beigefarbenen Hosenanzug aus einer Baumwoll-Polyester-Mischung.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Wir suchen Mr. Koppel.«
»Sonny?«, sagte sie. »Sie haben ihn gerade verpasst.«
»Wie sieht er aus?«
Sie blickte sich um, trat nahe an ihn heran und legte eine hohle Hand an ihren Mund. »Ein bisschen pummelig. Er hatte ein braunes Polohemd an.«
»Fährt er einen alten Buick?«
»Das ist er. Sind Sie von der Polizei oder was?«
Milo zeigte ihr das Abzeichen.
»Wow.«
»Ihr Name, Ma’am?«
»Cheryl Bogard.« Sie sah sich nach den anderen Frauen um. Sie hatten nicht mit dem Tippen aufgehört.
»Nehmen sie über Kopfhörer ein Diktat auf?«, fragte Milo.
»Oh, nein«, sagte Bogard. »Sie hören Musik. Sonny hat mehrere CDs aufgespielt, so dass sie hören können, was sie wollen.«
»Ein guter Chef.«
»Der beste.«
»Also, Cheryl, was machen Sie vier hier?«
»Wir kümmern uns um Sonnys Immobilien. Und warum sind Sie hier? Ist in eins der Gebäude eingebrochen worden?«
»Passiert das oft?«
»Sie wissen, wie es ist«, erwiderte sie. »Bei so vielen Häusern, wie Sonny sie besitzt, passiert immer irgendwo etwas.«
»Ein Immobilienimperium«, sagte Milo.
»Er hat eine Menge Zeug.« Sie fügte fröhlich hinzu: »Hält uns alle auf Trab. Und wo war diesmal der Einbruch?«
»Das ist unwichtig«, sagte Milo. »Das war also der Boss. Er ist nicht lange geblieben.«
»Er hat nur ein paar Papiere mitgenommen.« Sie lächelte. »Er entsprach nicht Ihren Erwartungen, wie?«
Milo schüttelte den Kopf.
»Sie kennen ja den Spruch, Officer. Der äußere Eindruck kann täuschen.«
»Wann kommt er zurück?«
»Schwer zu sagen. Er ist oft unterwegs. Er hat Immobilien in vier Countys, deshalb muss er viel mit dem Auto fahren. Wir ziehen ihn auf und sagen ihm, er soll sich einen schönen Wagen besorgen, er kann es sich bestimmt leisten. Aber er liebt seinen Buick. Sonny ist kein Angeber.«
»Ein zurückhaltender Mann.«
»Er ist wirklich ein netter Kerl.«
»Könnten Sie ihn für uns anrufen?«
»Tut mir Leid«, sagte sie. »Sonny hat im Auto kein Telefon. Er ist ein bisschen altmodisch; er sagt, er will nicht gern beim Nachdenken gestört werden, und außerdem sollte man aus Sicherheitsgründen beim Autofahren nicht telefonieren.«
»Er ist sicherheitsbewusst«, sagte Milo.
»Er ist ein ziemlich vorsichtiger Mann. Gibt es eine Nachricht, die ich ihm ausrichten soll? In welches Haus eingebrochen wurde?«
»Danke, aber es wäre besser, wenn wir direkt miteinander sprächen.«
»Okay«, erwiderte Bogard. »Ich sage ihm, dass Sie hier waren.«
»Haben Sie gar keine Ahnung, wann er zurück sein wird?«
»Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, am späten Nachmittag. Falls er überhaupt noch mal reinkommt. Bei Sonny weiß man nie.«
Milo gab ihr eine Karte und sagte: »Falls wir ihn heute nicht erwischen, lassen Sie ihn bitte zurückrufen.«
»Klar.« Cheryl Bogard kehrte an ihren Arbeitsplatz zurück, legte die Karte vor sich hin, schaute zu uns herüber und winkte.
Milo wandte sich zum Gehen, überlegte es sich anders, marschierte zu ihr, sagte etwas und hörte sich ihre Antwort an.
Als wir das Büro verließen, sagte ich: »Was hast du sie gefragt?«
»Was in der Tüte war.« Er rieb sich die Stirn. »Tootsie Rolls, M&Ms, Schokoriegel. Der gute Sonny bringt den Mädchen Süßigkeiten vorbei. Sie sagte, sie
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