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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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karierten Schlafanzughose und flauschige braune Pantoffeln.
    Eins dreiundsiebzig, mindestens hundertzwanzig Kilo, ein Bauch wie eine Wassermelone und sich lichtendes rötlich braunes Haar, das sich über einer hohen, glänzenden Stirn kräuselte. Er hatte sich seit zwei Tagen nicht rasiert, und seine Bartstoppeln sahen aus wie Schuppen. Blaue Augen mit Tränensäcken, herabhängende Lippen, kurze, dicke Glieder, fleischige Hände mit kurzen Fingernägeln.
    Hinter ihm verkündete ein alter Neunzehn-Zoll-Fernseher die Wirtschaftsnachrichten eines Kabelsenders. Koppel stellte ihn leiser.
    »Meine Mädchen haben mir erzählt, dass Sie reingeschneit sind«, sagte er mit einem schläfrigen Bass. »Es geht um Mary, stimmt’s? Ich habe mich schon gefragt, ob Sie sich nicht melden würden - hier, setzen Sie sich bitte.«
    Er blieb stehen, um im Fernseher die Börsennotierung einiger Aktien zu studieren, stellte das Gerät ab, räumte einen riesigen Haufen Zeitungen von einem karierten Sofa und schaffte ihn zu einem kleinen Esstisch mit Metallbeinen. Vier rote Vinylstühle umgaben den Tisch. Zwei von ihnen waren mit gebundenen Hauptbüchern belegt. Der halbe Tisch wurde von weiteren Hauptbüchern und Notizblöcken eingenommen, von Kugelschreibern, Bleistiften, einem Taschenrechner, 7-Up-Dosen und Tüten mit verschiedenen Süßigkeiten.
    Die Wohnung war äußerst einfach eingerichtet: weiße Wände, niedrige Decken, ein Eingangsbereich, der als Wohnzimmer mit Essecke fungierte, eine Einbauküche, das Bade- und die Schlafzimmer hinter einem stuckverzierten Bogen. An den Wänden hing nichts. Die Küche war voll gestopft, aber sauber. Etwa einen Meter von der Küchentheke entfernt stand ein PC mit Zubehör auf einem Rolltisch. Ein Aquarium als Bildschirmschoner. Irgendwo rasselte eine Klimaanlage.
    »Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten?«, fragte Sonny Koppel.
    »Nein, danke.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    Koppels weiche, massige Schultern hoben und senkten sich wieder. Er seufzte, sank in einen mit grünem Tweed bezogenen La-Z-Boy-Ruhesessel und ließ die Rückenlehne senkrecht stehen.
    Milo und ich setzten uns auf das karierte Sofa.
    »Nun denn«, fragte Koppel, »was kann ich für Sie tun?«
    »Zunächst«, sagte Milo, »gibt es irgendetwas, was Sie uns über Ihre Exfrau sagen können, das zur Lösung des Falles beitragen könnte?«
    »Ich wünschte, dem wäre so. Mary war ein bemerkenswerter Mensch - attraktiv, wirklich klug.« Koppel fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Anstatt sich zu legen, luden sich seine Haare elektrisch auf und ringelten sich, als wären sie lebendig. Der Raum war dunkel, und Koppel wurde durch Neonlampen in der Küche von hinten beleuchtet, so dass seine Haare zu einem Heiligenschein wurden. Ein traurig aussehender Typ in einer Schlafanzugshose mit einer Aura.
    »Sie fragen sich«, sagte er, »warum jemand wie sie je auf einen Typ wie mich abgefahren ist.« Seine Lippen rollten sich ein wie winzige Fleischrouladen, nahmen einen amüsierten Ausdruck an. »Als Mary und ich uns kennen lernten, hab ich nicht so ausgesehen wie jetzt. Damals war ich mehr Baseballspieler als Sumoringer. Eigentlich war ich ein ziemlich guter Sportler, bekam sogar ein Baseballstipendium an der Uni und träumte von einer Karriere in der Major League.«
    Er legte eine Pause ein, als wolle er einen Kommentar hören. Als keiner erfolgte, sagte er: »Dann riss mir eine Achillessehne, und ich merkte, dass ich tatsächlich studieren musste, um da wieder rauszukommen.«
    Eine Hand tauchte in die Popcornschüssel, kam voll wieder zum Vorschein und transportierte die aufgeblähten Körner in seinen Mund.
    »Haben Sie Dr. Koppel kennen gelernt, als Sie beide Jura studierten?«, fragte Milo.
    »Ich studierte Jura, und sie hatte ihr Examen schon gemacht. Wir haben uns im Freizeitzentrum getroffen, sie ist geschwommen, und ich hab gelesen. Ich versuchte sie anzumachen, aber sie hat mich abblitzen lassen.« Er fasste sich an den Unterleib, als hätte er Schmerzen. »Beim zweiten Mal ließ sie sich zu einem Kaffee einladen, und wir verstanden uns auf Anhieb großartig. Ein Jahr später haben wir geheiratet, und zwei Jahre danach haben wir uns scheiden lassen.«
    »Probleme?«, fragte Milo.
    »Jeder hat welche«, erwiderte Koppel. »Wie lautet das Klischee - wir haben uns auseinander gelebt? Ein Teil des Problems war die Zeit. Während sie ihre Dissertation schrieb und ich meine Vorlesungen und Seminare besuchte, haben wir uns nie

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