Im Sog der Angst
der Sixth Street, wo Roland Kristof wohnt. Die staatlichen Gesetze sagen, wir müssen für Unterkunft und Pflege von Verbrechern aufkommen, und Koppel sahnt ab.«
»Spricht für seinen Gemeinschaftssinn«, sagte ich.
»Es ist ein tolles Arrangement. Such dir ein Gebäude oder ein Bauprojekt, das für Staatsanleihen oder eine Subvention in Frage kommt, teil dir deine Kosten mit dem Steuerzahler und streich die gesamten Einkünfte ein. Und was Koppels Lebenslauf betrifft, konnte ich nicht mehr feststellen, als dass er sein Jurastudium an der Uni absolviert hat. Aber er hat nie als Anwalt praktiziert, und ich kann auch keine Unterlagen darüber finden, dass er je als Anwalt zugelassen worden ist. Irgendwie ist er an Geld gekommen und hat ein Imperium aufgebaut.«
»Ist das Bürogebäude, wo Pacifica die Praxisräume hat, auch ein Regierungsdeal?«
»Sieht nicht so aus«, sagte er. »Aber nicht deshalb, weil es in Beverly Hills liegt. Koppel besitzt zwei B.H.-Immobilien - ein Hotel mit Altenwohnungen am Crescent Drive und ein Einkaufscenter am La Cienega -, die mit Steuerdollars finanziert worden sind. Das Hotel erfüllte die Bedingungen für eine Beteiligung des Amts für Stadtentwicklung, und das Einkaufszentrum bekam eine Subvention der FEMA, weil die Läden, die vorher dort standen, Erdbebenschäden davongetragen hatten.«
»Er weiß, wie man mit dem System zusammenarbeitet«, sagte ich.
»Allerdings. Sein Name erscheint nur dann auf Gerichtsdokumenten, wenn er jemanden verklagt oder jemand ihn verklagt. Meistens das Erstere - rückständige Mieten und Räumungsklagen. Dann und wann wird er auf Schmerzensgeld verklagt, wenn ein Mieter sich bei einem Sturz verletzt. Manchmal schließt er einen Vergleich, manchmal prozessiert er. Wenn er prozessiert, gewinnt er. Er verteilt seine Fälle auf acht verschiedene Kanzleien, alle in Downtown, alle sehr konservativ. Aber hör dir das an: Er wohnt nicht mal in einem Haus, geschweige denn einer Villa. Seine eigentliche Privatadresse - und sie war schwer zu finden - ist eine Wohnung am Maple Drive in Beverly Hills. Was hübsch klingt, aber es ist nicht eins der schicken Häuser mit Eigentumswohnungen, nur ein altes Haus, ein bisschen runtergekommen, sechs Wohneinheiten. Das Gebäude gehört einer von Koppels Kommanditgesellschaften, und Koppel wohnt in einer Vierzimmerwohnung nach hinten raus. Die Hausverwalterin weiß nicht mal, dass ihr Mieter in Wahrheit ihr Chef ist, weil sie von Koppel als ›dem stämmigen, echt stillen Typ‹ sprach und sagte, die Eigentümer wären ein paar Perser, die in Brentwood lebten. Bei mehreren seiner Mietshäuser hat Koppel ein Ehepaar namens Fahrizad eingestellt, das ihn nach außen abschirmen soll.«
»Der Bursche macht sich rar«, sagte ich.
»Wir wollen es trotzdem versuchen.«
Sonny Koppels Stück vom Maple Drive lag zwischen dem Beverly Boulevard und dem Civic Center Drive. Gemischtes Wohngebiet, an der Westseite angefüllt mit einem granitverkleideten Ungetüm, das als Mercedes-Benz-Zentrale fungierte, einem extravagant gestalteten Bürokomplex, der Anwälte der Unterhaltungsindustrie und Filmagenten beherbergte, und den Stab von einem im Bau befindlichen Hochhaus.
Auf der anderen Straßenseite standen zweistöckige Mietshäuser, Andenken an den Bauboom der Nachkriegszeit. Koppels war eins der trostlosesten Beispiele, ein konventionelles Haus in gebrochenem Grau mit einem billigen Kunststoffdach. Drei Wohnungen im ersten Stock, drei im Erdgeschoss, ein stoppliger Rasen, ums Überleben kämpfende Sträucher.
Koppels Buick war hinter dem Haus geparkt, in einen der sechs Einstellplätze des offenen Carports gequetscht. Im Weiterfahren fanden wir jeden von Koppels übrigen Wagen innerhalb von zwei Häuserblocks geparkt, jeder mit einem gültigen Beverly-Hills-Parkausweis.
Ein Olds, ein Chevy, ein Dodge. Grau, grau, dunkelgrün. Jede Menge Staub auf den ersten zwei. Der Dodge war vor kurzem gewaschen worden. Ich ließ den Motor des Seville laufen, während Milo ausstieg und jedes Fahrzeug inspizierte. Sie waren leer.
Ich parkte, und wir gingen auf Koppels Haus zu.
Als Sonny Koppel die Tür aufmachte, schaufelte er sich gerade Popcorn aus einer gelbgrünen Plastikschüssel in den Mund. Der Duft erinnerte an den Geruch nach Kinofoyer in dem Pacifica-Gebäude. Bevor Milo sein Abzeichen vorzeigen konnte, nickte Koppel, als hätte er uns erwartet, und winkte uns herein. Er trug ein königsblaues Sweatshirt mit Uni-Emblem über einer
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