Im Sog der Angst
gesehen. Das Haupt problem war, dass ich Scheiße baute. Ich hatte eine Affäre mit einer Kommilitonin. Schlimmer noch, mit einer verheirateten Kommilitonin, so dass zwei Familien in Mitleidenschaft gezogen wurden. Mary ließ mich ungeschoren davonkommen, sie wollte nur eine klare Trennung. Das Dümmste, was ich je getan habe.«
»Sie zu betrügen?«
»Sie gehen zu lassen. Andererseits hätte sie sich wahrscheinlich auch scheiden lassen, wenn ich ihr treu geblieben wäre.«
»Wieso?«
»Ich wusste damals irgendwie nichts mit mir anzufangen«, sagte Koppel. »Hatte keine Ziele. Ich hatte nur aus dem Grund angefangen Jura zu studieren, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. Mary war das genaue Gegenteil: konzentriert, gut organisiert. Sie hat« - er zuckte zusammen -, »sie hatte eine starke Persönlichkeit. Charisma. Ich hätte nicht mithalten können.«
»Das klingt so, als würden Sie Ihr Licht etwas unter den Scheffel stellen«, sagte Milo.
Koppel wirkte ehrlich überrascht. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Ich habe mir Ihre finanziellen Verhältnisse ein wenig genauer angesehen, Sir, und Sie sind einer der größten Grundbesitzer in Südkalifornien.«
Koppel wedelte mit einer dicken Hand. »Das ist nur Monopolyspielen.«
»Sie haben gut gespielt.«
»Ich habe Glück gehabt.« Koppel lächelte. »Ich hatte das Glück, ein Verlierer zu sein.«
»Ein Verlierer?«
»Ich hätte fast das Studium geschmissen, und dann war ich zu feige, als Anwalt vor Gericht aufzutreten. Ich begann Angstattacken bei der Vorstellung zu bekommen, die so heftig waren, dass ich zweimal in die Notaufnahme eingeliefert wurde. So etwas wie diese Pseudoherzinfarkte. Zu der Zeit hatten Mary und ich unsere Probleme, aber sie half mir darüber hinweg. Sie machte Atem- und Entspannungsübungen mit mir. Das funktionierte, und die Anfälle hörten auf, und Mary erwartete, dass ich die Zulassung beantragte. Ich bin ein wenig zu früh hingegangen, sah mich in dem Saal um, ging wieder raus, und das war’s. Das hat Mary mehr ausgemacht als der Umstand, dass ich sie betrogen habe. Kurz darauf reichte sie die Scheidung ein.« Koppels Hand wedelte erneut, diesmal schlaff. »Ein paar Monate später starb meine Mutter und vererbte mir ein Mietshaus im Valley, so dass ich auf einmal Grundbesitzer war. Ein Jahr später verkaufte ich dieses Grundstück und benutzte den Erlös und einen Bankkredit, um in ein größeres Gebäude zu investieren. Das machte ich ein paar Jahre lang - verkaufen und größere Häuser kaufen. Der Immobilienmarkt boomte, und ich kam gut zurecht.«
Er zuckte mit den Achseln, aß noch etwas Popcorn. »Sie sind ein bescheidener Mann, Mr. Koppel«, sagte Milo.
»Ich weiß, was ich bin und was ich nicht bin.« Koppel wandte den Kopf zur Seite, als schrecke er vor einer plötzlichen Einsicht zurück. Seine Hängebacken bebten. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer Mary ermordet hat?«
»Nein, Sir. Sie?«
»Ich? Nein, natürlich nicht.«
»Sie wurde in ihrem Haus ermordet«, sagte Milo. »Keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens.«
»Meinen Sie, es war jemand, den sie kannte?«, fragte Koppel.
»Irgendwelche Kandidaten, Sir?«
»Ich war in Marys gesellschaftliches Leben nicht eingeweiht.«
»Wie viel Kontakt hatten Sie noch miteinander?«
»Wir blieben Freunde, und ich habe meine Unterhaltszahlungen geleistet.«
»Wie viel Unterhalt?«
»Das ist mehr geworden«, sagte Koppel. »Unmittelbar nach der Scheidung bekam sie nichts, abgesehen von den Möbeln in unserer Wohnung, weil wir beide Hunger leidende Studenten waren. Als ich anfing, ein anständiges Einkommen zu haben, rief sie an und bat um Unterhalt. Wir einigten uns auf eine Summe, und die habe ich im Lauf der Jahre erhöht.«
»Auf ihren Wunsch?«
»Manchmal. Manchmal beschloss ich auch, sie an meinem Glück teilhaben zu lassen.«
»Damit die Exfrau zufrieden ist«, sagte Milo.
Koppel erwiderte nichts. »Sir, wie viel haben Sie ihr zum Zeitpunkt ihres Todes gezahlt?«
»Fünfundzwanzigtausend Dollar im Monat.«
»Das ist großzügig.«
»Es schien mir gerecht«, erwiderte Koppel. »Sie hat zu mir gehalten, als ich sie brauchte. Hat mir sogar noch über diese Panikattacken hinweggeholfen, nachdem ich sie betrogen hatte. Dafür hat sie etwas verdient.«
»Fünfundzwanzigtausend im Monat«, sagte Milo. »Ich habe ihre Bankauszüge durchgesehen und bin nie auf eine Summe in dieser Größenordnung gestoßen.«
»Das können Sie auch nicht«,
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