Im Sog der Angst
sagte Koppel. »Mary hat von ihrer Praxis gelebt und das, was ich ihr gegeben habe, wieder investiert.«
»In was?«
»Wir sind Partner bei einigen meiner Objekte.«
»Sie hat Ihnen das Geld, das Sie ihr schuldeten, überlassen, damit Sie es wieder in Immobilien stecken?«
»Mary hat von unserer Partnerschaft sehr profitiert.«
»Wer bekommt nach ihrem Tod ihre Anteile an den Immobilien, die Sie gemeinsam besaßen?«
Koppels Finger fuhren über den Rand der Popcornschüssel. »Das dürfte von Marys Testament abhängen.«
»Ich habe kein Testament gefunden, und es hat sich kein Testamentsvollstrecker gemeldet.«
»Das überrascht mich nicht«, erwiderte Koppel. »Seit Jahren sage ich ihr, dass sie sich über ihren Nachlass Gedanken machen soll. Mit ihrer Praxis und den Immobilien hat sie ein beträchtliches Privatvermögen angesammelt. Man sollte annehmen, dass sie sich das zu Herzen nehmen würde, so organisiert, wie sie sonst war. Aber sie wollte nicht. Meiner Meinung nach wollte sie nicht über den Tod nachdenken. Ihre Eltern sind ziemlich jung gestorben, und manchmal hatte sie Vorahnungen.«
»Sie könnte jung sterben?«
»Sie könnte vor ihrer Zeit sterben.« Tränen hingen an Koppels unteren Wimpern. Der Rest seines stoppligen Gesichts blieb ungerührt.
»Hatte sie diese Vorahnungen in jüngerer Zeit?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Koppel. »Ich rede von der Zeit, als wir verheiratet waren.«
Milo sagte: »Angenommen, es gibt kein Testament, was geschieht dann mit ihren Immobilienanteilen?«
»Falls es keine Gläubiger oder Erben gibt«, erwiderte Koppel, »fallen sie an mich zurück. Zu hundert Prozent in den Fällen, wo ich die Hypotheken abtrage - ich habe eine kleine Finanzgesellschaft, die mir erlaubt, die Dinge hausintern zu erledigen. Bei denjenigen, die von einer Bank finanziert sind, habe ich die Wahl, Marys Anteil abzuzahlen oder zu verkaufen.«
»Auf die eine oder andere Weise würden Sie alles bekommen.«
»Ja, das würde ich.«
Milo schlug die Beine übereinander.
Koppel stieß ein tiefes, grollendes Lachen aus.
»Ist irgendwas lustig, Sir?«
»Die Implikation«, sagte Koppel. »Ich nehme an, sie ist nicht unlogisch, Lieutenant, aber werfen Sie einen Blick auf die Zahlen: Mary Lous Anteile belaufen sich netto auf … ich würde sagen anderthalb, vielleicht zwei Millionen Dollar, abhängig vom Immobilienmarkt. Ich gebe zu, das sind keine Peanuts. Sie hätte sich schließlich getrost zur Ruhe setzen können. Aber für mich ist eine solche Summe nicht von Bedeutung … Sie sagen, Sie haben sich Einblick in meine Finanzen verschafft?«
»Zwei Millionen sind für Sie kleine Fische«, sagte Milo.
»Das klingt großspurig«, erwiderte Koppel, »aber es stimmt. Zwei Millionen würden keinen Unterschied ausmachen.«
»In guten Zeiten«, sagte Milo.
»Die Zeiten sind gut«, entgegnetee Koppel. »Die Zeiten sind immer gut.«
»Keine geschäftlichen Probleme?«
»Mit Geschäften gibt es immer Probleme. Das Entscheidende ist, sie als Herausforderung zu betrachten.« Koppel stellte die Popcornschüssel zwischen seine Knie. »Was es für mich einfacher macht, ist, dass ich kein Interesse daran habe, materielle Güter zu erwerben. Ich mache in Immobilien, weil es das zu sein scheint, was ich gut kann. Da ich nicht viel brauche - ohne die Belastung mit Sachen -, habe ich immer Bargeld übrig. Das bedeutet, dass es so etwas wie einen schlechten Markt nicht gibt. Wenn die Preise fallen, kaufe ich. Wenn sie steigen, verkaufe ich.«
»Das Leben ist schön«, sagte Milo.
»Ich würde körperlich gern wieder in besserer Verfassung sein, und ich bin völlig außer mir wegen Marys Tod. Aber wenn ich einen Schritt zurückmache und mich umsehe, ja, es gibt eine Menge, wofür ich dankbar sein muss.«
»Erzählen Sie mir von den Übergangshäusern, die Ihnen gehören, Sir.«
Koppel blinzelte. »Sie haben aber wirklich gut recherchiert.«
»In Dr. Koppels Haus ist mir ein ehemaliger Knastbruder über den Weg gelaufen, und da bin ich neugierig geworden.«
»Oh«, sagte Koppel. »Na ja, ich stelle eine Menge dieser Leute für Hausmeisterarbeiten ein. Wenn sie erscheinen, machen sie ihre Arbeit gut.«
»Haben Sie Anwesenheitsprobleme mit ihnen?«
»Nicht mehr als bei anderen.«
»Was ist mit kleinen Diebstählen?«
»Die gleiche Antwort, Menschen sind fehlbar. Im Lauf der Jahre habe ich ein paar Werkzeuge verloren, ein paar Möbel, aber das gehört einfach dazu.«
»Ihre Sekretärin
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