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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gehabt hat und sie bei ihren Taten unterstützt. Was würden Sie als Detective angesichts dieser Fakten sagen, die hier zusammenkommen: Larsens Freundschaft mit Nzabakaza, die Bedrohung, die die Jungen für Nzabakaza darstellten, und Larsens unerwartete Ankunft in der Schule?«
    Milo nahm das Foto in die Hand und musterte die lächelnden Gesichter.
    Protais Bumaya sagte: »Ich bin sicher, dass Larsen jemanden beauftragt hat, diese Kinder umzubringen. Bin ich in der Lage, das zu beweisen? Noch nicht.«
    »Sind Sie hierher geschickt worden, um es zu beweisen?«
    »Das ist einer von mehreren Aufträgen.«
    »Als da wären?«
    »Informationen beschaffen.«
    »Haben Sie Informationen beschafft?«, fragte Milo.
    Bumaya lehnte sich zurück und atmete hörbar aus. »Bislang habe ich nicht viel erreicht. Deswegen dachte ich: ›Ah, das ist meine Gelegenheit‹, als ich sah, wie Sie Larsen beobachteten.« Er legte die Hände flach auf den Tisch. Seine Knöchel waren grau. »Sehen Sie eine Möglichkeit, Informationen mit mir auszutauschen?«
    »So funktioniert das nicht.«
    Langes Schweigen.
    »Ich verstehe«, sagte Bumaya.
    »Was wissen Sie noch über Larsen?«, fragte Milo.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Worin bestanden seine anderen ›Aktivitäten vor Ort‹?«
    »Professor Larsen ist ein Mann mit weitreichenden Interessen«, erwiderte Bumaya, »aber für meine Zwecke sind sie nicht relevant.«
    »Ich denke an meine eigenen Zwecke«, sagte Milo.
    »Er war an Programmen beteiligt.« Bumaya stieß das Wort hervor, als handele es sich um einen Fluch. »Von der UNO finanzierte Programme, private humanitäre Programme. Larsen bringt sich in Programme ein, um Geld zu verdienen.«
    »Ein Zuhälter des Elends«, sagte Milo.
    Bumaya lächelte schwach. »Den Ausdruck habe ich noch nie gehört. Er gefällt mir. Ja, das ist eine zutreffende Beschreibung.«
    »Reden wir von viel Geld?«
    Bumayas Lächeln wurde breiter. »Man sollte doch annehmen, dass bei all dem Papierkram, den Bürokraten verlangen, jemand feststellen müsste, wie viele Stunden eine Woche hat.«
    »Larsen stellt überhöhte Rechnungen aus«, sagte ich.
    »Berater hier, Berater dort. Wenn man nach seinen Belegen geht, ist er der am meisten beschäftigte Mann der Welt.«
    »Von was für Programmen reden wir?«, fragte Milo.
    »Ich bin nur mit denen in meinem Land und in Lagos vertraut. Zum größten Teil reden wir von Schulen und Wohlfahrtsgesellschaften. Mindestens ein Dutzend. Wenn man sich die Schriftstücke in toto ansieht, stellt man fest, dass Larsen hundertfünfzig Stunden pro Woche gearbeitet hat.«
    »Hat irgendeins der Programme etwas mit Rehabilitation von Häftlingen zu tun?«, fragte Milo.
    Bumaya lächelte.
    »Was ist?«, sagte Milo.
    »Durch Gefängnisarbeit hat Larsen die Bekanntschaft von Laurent Nzabakaza gemacht. Er beschaffte Spenden der lutherischen Kirche für ein psychologisches Ausbildungsprogramm, das den Häftlingen in Nzabakazas Gefängnis dabei helfen sollte, ihre kriminellen Neigungen zu bezwingen. Wachposten für Gerechtigkeit. Beträchtliche Zahlungen an Nzabakaza trugen dazu bei … lautet der richtige Ausdruck ›die Erde zu bereiten‹?«
    »Den Boden«, erwiderte Milo. »Den Boden zu bereiten.«
    »Ah«, sagte Bumaya. »Auf jeden Fall waren die von den Wachposten für Gerechtigkeit behandelten Häftlinge genau die Gruppe, die von Nzabakaza bewaffnet und nach Butare geschickt wurde. Larsen hatte bereits mit einem identischen Programm in Lagos begonnen, und als der Völkermord seinen Aktivitäten in Ruanda ein Ende setzte, konzentrierte er sich mehr und mehr auf den nigerianischen Zweig.«
    Seine große dunkle Hand schloss sich um das Glas. »Ich glaube, ich nehme doch noch einen Gin Tonic.«
    Milo nahm das Glas, ging zur Theke und brachte es gefüllt zurück.
    Bumaya trank die Hälfte. »Vielen Dank … Larsen versuchte, sich bei der Krise in Bosnien einzuklinken, schaffte es aber nicht, weil die Konkurrenz zu groß war. Seit kurzem bekundet er sein Interesse an der palästinensischen Sache. Er war einer der Ausländer, die nach Jenin reisten, um ihre Unterstützung Arafats während der Belagerung durch die Israelis deutlich zu machen. Er hat die UNO mit Geschichten über das Massaker von Jenin versorgt.«
    »Das Massaker, das nie stattgefunden hat«, sagte Milo.
    »Ja, es war eine geschichtliche Täuschung, und Larsen wurde für seine Beratertätigkeit bezahlt. Sein Zugang zu dieser Region ist vermutlich gesichert, denn ein Vetter von

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