Im Sog der Angst
am Strand errichtet hatten: langweilige Bürger aus dem Mittleren Westen, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Wärme wegen nach Westen geströmt waren, und siebzig Jahre später linksgerichtete Aktivisten, die sich den besten Mieterschutz Kaliforniens zunutze gemacht hatten.
Dazwischen hatte es die Art von Verfall gegeben, die sich einstellt, wenn man Touristen, Betrüger, mildes Wetter und das Meer miteinander in einen Topf wirft, aber Santa Monica blieb ein Ort, den Selbstgerechtigkeit geformt hatte.
Milo musterte die unfreundliche Fassade des Seabreeze. »Waren Sie schon mal hier?«
Bumaya schüttelte den Kopf. »Die Nähe schien von Vorteil zu sein.«
Milo schob die Tür auf, und wir traten ein. Ein langer, niedriger, finsterer Raum, drei primitive Nischen auf der linken Seite, eine in glänzenden Acrylfarben neu lackierte Holztheke auf der rechten. Acht ernsthafte Trinker mit grauen Haaren und grauen Gesichtern drückten ihre Bäuche gegen das Vinylpolster, während der Barkeeper ihnen gegenüber so aussah, als spräche er seinen Waren in regelmäßigen Abständen zu. Hefe und Hopfen und Körpergerüche hingen in einer Luft, die feucht genug war, um Farne darin zu kultivieren. Neun Augenpaare starrten uns an, als wir eintraten. Frankie Valli in der Musikbox ließ uns wissen, dass wir zu schön waren, um wahr zu sein.
Wir nahmen die Nische, die am weitesten von der Theke entfernt war. Der Barkeeper ignorierte uns. Schließlich kam einer der Trinker herüber. Ein dicker Bursche in einem grünen Polohemd und einer grauen Hose. Ein kleiner Geldwechsler aus Chrom an seinem Gürtel verriet uns, dass er in offizieller Funktion kam.
Er schaute Bumaya finster an. »Was soll’s sein?«
Milo bestellte Scotch, und ich schloss mich ihm an.
Protais Bumaya sagte: »Ich hätte gern einen Boodles mit Tonic, bitte.«
»Wir haben Gilbeys.«
»Der tut es auch.«
Der Mann im grünen Hemd grinste. »Das wollen wir auch hoffen.«
Bumaya sah zu, wie er davonwatschelte, und sagte: »Offenbar habe ich jemanden beleidigt.«
»Wahrscheinlich mögen sie hier keine großen, dunklen Fremden«, sagte Milo.
»Schwarze?«
»Vielleicht die auch nicht.«
Bumaya lächelte. »Ich hatte gehört, dies sei eine fortschrittliche Stadt.«
»Das Leben ist voller Überraschungen«, sagte Milo. »Was kann ich also für Sie tun, Mr. Bumaya?«
Bumaya öffnete den Mund, um zu antworten, unterbrach sich aber, als die Getränke kamen. »Vielen Dank, Sir«, beschied er den Mann im grünen Hemd.
»Sonst noch was?«
»Falls Sie ein paar gesalzene Erdnüsse haben«, sagte Milo. »Falls nicht, nur ein bisschen Ruhe und Frieden, mein Freund.«
Der Mann im grünen Hemd funkelte ihn an.
Milo trank seinen Whisky aus. »Und noch mal einen, bitte.«
Der Mann im grünen Hemd nahm Milos Whiskyglas mit, ging zur Bar und brachte es gefüllt zusammen mit einer Schale Brezeln wieder zurück. »Sind die salzig genug?«
Milo aß eine Brezel und grunzte. »Muss mir meinen Infarkt redlich verdienen.«
»Wie?«
Milo ließ sein wölfisches Grinsen aufblitzen. Der Mann im grünen Hemd blinzelte. Zog sich zurück. Als er wieder auf seinen Hocker stieg, steckte Milo sich noch eine Brezel in den Mund und sagte: »Ja, es ist eine wirklich fortschrittliche Stadt.«
Protais Bumaya saß da und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er uns studierte. In dem spärlichen Licht hatte seine Haut die Farbe einer Damaszenerpflaume. Weit auseinander stehende Mandelaugen bewegten sich minimal. Seine Hände waren riesig, aber seine Handgelenke waren spindeldürr. Er war noch größer als Milo, etwa eins fünfundneunzig. Aber mit langen Beinen; im Sitzen war er relativ klein und machte einen merkwürdig jungenhaften Eindruck.
Wir tranken eine Zeit lang, ohne zu reden. Frankie Valli wurde von Dusty Springfield abgelöst, die nur mit uns zusammen sein wollte. Bumaya schien seinen Gin Tonic zu genießen.
»Nun denn«, sagte Milo, »was ist los mit Albin Larsen?«
»Ein progressiver Mann, Lieutenant Sturgis.«
»Sie wissen es besser.«
»Sie waren in der Buchhandlung, um ihn zu beobachten«, sagte Bumaya.
»Wer sagt, dass er es war, den wir beobachtet haben?«
»Wen denn sonst?«, erwiderte Bumaya. »George Issa Qumdis hält die ganze Zeit politische Reden. Er ist ein öffentlicher Mann. Was könnte ein Polizist dadurch lernen, dass er ihn beobachtet? Und dieser Bursche in der Navy-Jacke. Er ist impulsiv, aber kein ernst zu nehmender Verbrecher.«
»Ist
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