Im Sog der Angst
gehört?«
Keine Antwort.
»Kelly, falls er sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt hat und Ihnen Anweisungen gegeben …«<
»Hat er nicht. Okay?«
»Ich bin sicher, er hat Sie angewiesen, nicht zu reden. Ich bin sicher, Sie glauben ihm zu helfen, indem Sie ihm gehorchen.«
»Ich gehorche niemandem«, entgegnete sie. »Ich denke unabhängig. Wir müssen uns auf den Weg machen.«
»Sie können nicht sagen, wohin?«
»Es ist nicht wichtig - ist es wirklich nicht. Mein Bruder wurde ermordet, und meine Mom … sie hat Probleme. Ich muss mich um sie kümmern, so einfach ist die Sache.«
»Was ist mit Ihrem Vater?«
Sie sah auf den Bürgersteig.
»Kelly, er könnte in ernsten Schwierigkeiten sein. Die Leute, mit denen er zu tun hat, sollten nicht unterschätzt werden.«
Sie hob den Blick, starrte aber an mir vorbei.
»Niemand weiß besser als Sie um die Verletzlichkeit Ihrer Mutter. Wie lange, glauben Sie, können Sie sich um sie kümmern?«
Ruckartig fixierte sie mich. »Sie glauben, Sie wüssten Bescheid.«
»Ich bin sicher, dass ich nicht Bescheid weiß.«
»Bitte«, sagte sie, »machen Sie es nicht noch schlimmer.«
Tränen traten ihr in die Augen. Alte Augen in einem jungen Gesicht.
Ich trat zur Seite, und sie ging zum Van zurück, stieg auf der Fahrerseite ein und verriegelte die Tür. Als sie den Motor anließ, plapperte und gestikulierte Sheila.
Festtagslaune. Kelly blickte grimmig drein, die Hand fest am Lenkrad. Sie würde nirgendwohin fahren, bevor ich es tat. Ich fuhr vom Bordstein los.
Als ich die Ecke erreichte und in den Rückspiegel sah, stand der Wagen immer noch da.
Da Milo unterwegs war, fragte ich nach Detective Sean Binchy.
»Also glauben Sie, dass Mr. Quick seine Tochter angerufen hat?«, fragte er.
»Das würde ich vermuten.«
»Also weiß sie wahrscheinlich, wo er ist. Sollte ich eine Fahndungsmeldung nach dem Van rausgeben?«
»Das würde ich von Milo abhängig machen. Wann wird er zurück sein?«
»Hat er nicht gesagt«, erwiderte Binchy. »Er hat was von einem Mittagessen in der Marina gemurmelt. Ich glaube, da war mehr dran, aber das hat er gesagt. Am Ende erklärt er es meistens.«
Eine Stunde später tauchte Milo bei mir zu Hause auf und erklärte es.
»Ich hatte einen netten kühlen Drink im Bobby J’s«, sagte er und rieb sich über den Magen. »Hab eine Kellnerin gefunden, die sich erinnerte, Flora und Degussa dort mehrmals essen gesehen zu haben. Brunch und Abendessen. Sie hat sich an sie erinnert, weil sie fand, dass sie ein merkwürdiges Paar abgaben.«
»Die Lehrerin und der Schläger.«
»Sie sagte, Degussa hätte schamlos mit ihr geflirtet, und Flora hätte nur dagesessen und es sich gefallen lassen. Sie sagte auch, Degussa hätte komisch gegessen - über sein Essen gebeugt, als ob jemand es ihm wegnehmen wollte.«
»Gefängnisetikette«, sagte ich. »Hat sie Flora je mit Van Dyne gesehen?«
»Nein. Entweder war es nicht während ihrer Schicht, oder der gute Brian hat keinen großen Eindruck auf sie gemacht. Dickes Lob für den Marina-Tipp. Ich habe dort eine Adresse von Bennett Hacker gefunden.«
»Ich dachte, er wohnt an der Franklin?«
»Seit sieben Monaten hat er zwei Adressen, ein Apartment an der Franklin und eine Wohnung am Marina Way. Vielleicht seine Wochenendzuflucht.«
»Rat mal, woher er das Geld hat«, sagte ich. »Ich frage mich, wie viel Provision er von den Wachposten bekommen hat.«
»Die gesamte Rechnungssumme belief sich auf über eineinviertel Millionen während der letzten sechzehn Monate, also genug für alle. Larsen und Mary könnten ihm und Degussa ein Drittel abgedrückt haben, und es wäre immer noch genug für sie gewesen.«
»Vielleicht kamen die Provisionen aus dem Geld, das sie für die in Gulls Namen gefälschten Rechnungen erhalten haben.«
»Darum soll sich Zevonsky kümmern. Ich konzentriere mich auf vier Morde, und das heißt, wenn Bennett Hacker heute das Büro der Bewährungshilfe verlässt, wird er beschattet. Ich habe einen netten, unauffälligen Wagen im Fuhrpark des Departments gefunden und habe vor, in einer halben Stunde in Downtown zu sein. Binchy wird mit mir in Funkkontakt stehen. Willst du nicht mitkommen und vielleicht ein paar Fotos machen?«
»Lächle und sag ›Cheese‹«, erwiderte ich.
»Nett und unauffällig« war ein dunkelgrauer Volvo-Kombi mit schwarz getönten Fenstern und einem I LOVE L.A.-Aufkleber an der Stoßstange. Der Innenraum roch nach Tabak und Weihrauch. Auf dem Beifahrersitz
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