Im Sog der Angst
zeigten auf das Fleisch und kicherten, und der Vater sagte: »Toll.« Die Mutter meinte: »Ich halte es für brutal.«
Drinnen in einer hinteren Nische sitzend, sagte Milo: »Kontrollierter Verfall verbessert den Geschmack. Wie im wirklichen Leben.«
»Das wirkliche Leben ist schwer zu kontrollieren«, erwiderte ich.
Er klopfte mir auf die Schulter. »Ein Grund mehr zu schlemmen.«
Bei zwei Bergen Steak Delmonico, gebackenen Kartoffeln in der Größe von Laufschuhen und einer Flasche Rotwein besprachen wir, was wir von Gull erfahren hatten.
Milo sagte: »Sonny Koppel kommt als Opfer rüber, nicht als Bösewicht.«
»Gull hat keinen Grund, uns zu belügen, was das angeht. Im Gegenteil. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Schuld zu verteilen, hätte er sie wahrgenommen.«
»Also ist Gull vielleicht nicht völlig eingeweiht, oder Sonny ist wirklich nur ein armer Trottel, der seiner Ex nachtrauert. Und zufällig eine Menge Geld verdient hat.«
»Und nicht wusste, wie man es ausgibt«, sagte ich.
»Und aus reiner Herzensgüte half Mary ihm dabei. Sie jedenfalls mochte das grüne Papier, nicht wahr? Nette lukrative Praxis, Extradollar von ihrem Ex, und trotzdem riskiert sie alles für einen groß angelegten Betrug.«
»Vielleicht waren es nicht nur die Dollarzeichen«, sagte ich. »Vielleicht war es der Kitzel, etwas Illegales durchzuziehen. Wie wir sagten, wahrscheinlich hat sie es vor sich damit rationalisiert, dass sie ein korruptes System bestrafte.«
Er verschlang ein Stück Steak und sagte: »Interessante Frau, unsere Mary. Kultiviert eine Identität als berufstätige Frau und Verbreiterin von Weisheit, hat aber keine Gewissensbisse, Sonny um eine höhere Unterhaltszahlung anzugehen. Und zu allem Überfluss stand sie darauf, unterdrückt zu werden.«
»Macht ist eine seltsame Droge. Manchmal mögen Leute in Autoritätspositionen es, sexuell beherrscht zu werden.«
»Wo hast du das gehört?«
»Ich hab’s gesehen.«
»Oh.« Er tunkte ein Stück Sauerteigbrot in die Sauce. »Glaubst du, Gull hat nie mit Mary über Degussas Phantasien bezüglich Flora gesprochen?«
»Selbst wenn er das nicht getan hat«, sagte ich, »muss Mary etwas davon mitgekriegt haben, was vor sich ging. Flora ist zu ihr gekommen, um sich wegen sexueller Gleichgültigkeit behandeln zu lassen, und Mary kannte Degussa von dem Betrugsunternehmen. Sie wusste, was für ein Mensch er war. Vielleicht hat Degussa sogar Flora zur Therapie geschickt . Um sie sexuell aufzumöbeln.«
»Van Dyne sagte, Flora hätte Mary im Radio gehört.«
»Es gibt vieles, von dem Brian Van Dyne nichts wusste.«
»Eine Verlobte mit einem Doppelleben«, sagte er. »Meinst du, Flora hätte mit den beiden quasi jongliert?«
»Flora lernte Degussa kennen, während sie bei der Bewährungshilfe arbeitete. Er hat ein wenig von diesem asozialen Machocharme aufblitzen lassen, und sie gab Roy Nichols für jemanden den Laufpass, der sogar noch tougher war. Der Kitzel der verbotenen Frucht. Dann lernte sie Van Dyne kennen und begann Ehegedanken zu hegen, wollte aber das Spiel nicht aufgeben.«
»Ein netter, anständiger Lehrer, um ihn Mom zu präsentieren, und ein gewalttätiger Knastbruder nebenher.«
»Es ist möglich, dass der Mord an Flora nichts mit dem Betrug zu tun hatte«, sagte ich. »Ihr Tatort war viel blutiger als die anderen, und es gab keine Anzeichen dafür, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Auf mich macht das den Eindruck, als ob Leidenschaft und Sex völlig aus dem Ruder gelaufen wären. Als wir Roy Nichols getroffen haben, hast du dich gefragt, ob Eifersucht als Motiv eine Rolle gespielt haben könnte. Warum sollten wir das nicht bei Degussa in Erwägung ziehen?«
»Degussa fand das mit Van Dyne heraus und ist durchgedreht«, sagte er.
»So einen Typ betrügt man besser nicht. Wenn man dann noch Floras Orgasmusunfähigkeit bedenkt - das gießt Öl ins Eifersuchtsfeuer. Ein Typ wie Raymond Degussa würde sexuelle Gleichgültigkeit als persönliche Beleidigung auffassen.«
»Ihn ihr in jedes Loch reinstecken. Das ist eine gottverdammte Blaupause für das, was er am Ende mit ihr gemacht hat. Und Mary Koppel hat sie nicht vor ihm gewarnt.«
»Die Schweigepflicht«, sagte ich. »Da war sie groß drin.«
Er säbelte an seinem Steak, hielt inne. »Also sollte ich Flora von der Liste der Betrüger streichen?«
»Es gibt keinen Beweis dafür, dass sie beteiligt war.«
»Und ihre Mom ist eine nette alte Lady«, sagte er.
»Das
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